Naturkatastrophen-News am 15.04.23: Florida

Überflutungen in Florida legen Flughafen lahm

Starke Unwetter sorgten in den vergangenen Tagen zu Überschwemmungen im US-Bundesstaat Florida. Besonders hart traf es die Stadt Fort Lauderdale, die sich nördlich von Miami anschließt und einen großen internationalen Flughafen beherbergt. Dort kam es zu massiven Überschwemmungen, so dass der Flughafen gesperrt werden musste. Videos zeigen, wie Flugzeuge durchs knöcheltiefe Wasser geschleppt wurden. Tausende Passagiere strandeten am Flughafen. In der Stadt wurden zahlreiche Straßen überflutet. Einige Menschen machten sich einen Spaß aus der Situation und schwammen in den Straßen anstatt im Meer. Todesopfer wurden nicht gemeldet.

Die Überflutungen wurden durch rekordverdächtige Niederschläge ausgelöst. Die Wetterdienste meldeten für Fort Lauderdale bis zu 600 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden. Stellenweise sollen sogar bis zu 1000 mm Regen auf den Quadratmeter geprasselt sein. In einigen Newsmeldungen lokaler Medien ist zu lesen, dass während der Höhepunkte der Niederschläge innerhalb einer Stunde so viel Wasser vom Himmel fiel wie sonst in einem Monat. Kevin Guthrie, Direktor der Florida Division of Emergency Management, sagte: „Dies ist die zweitgrößte Überschwemmungskatastrophe, die ich in meiner Amtszeit als Notfallmanager in den letzten 33 Jahren erlebt habe“, übertroffen nur vom Hurrikan Ian. Solche Niederschläge sind für ein normales Sturmsystem extrem ungewöhnlich und kommen normalerweise nur im Rahmen eines sehr starken Hurrikans vor. Die Medien sprechen hier von einem Jahrtausendereignis, wobei ich mit solchen Superlativen in Zeiten einer Häufung von Extremwetterereignissen vorsichtig wäre.

Der Wetterdienst von Miami verkündete, dass das Wasser im Stadtteil Edgewood nördlich des internationalen Flughafens Fort Lauderdale am tiefsten stand: Dort knackte der Wasserstandspegel knapp die 1-Meter-Marke.

Viele Autoren machen die Übergangsperiode der pazifischen Klimaphänomene vom La Nina zu El Nino für die Wetterkapriolen verantwortlich, die vielerorts Hochwasserkatastrophen bedingen. Es steht der Verdacht im Raum, dass der anthropogene Klimawandel diese Phänomen deutlich häufiger auftreten lässt als es noch vor wenigen Jahren der Fall war. Meine Lieblingstheorie hingegen ist, dass der submarine Vulkanausbruch vor Tonga, der letztes Jahr riesige Wasserdampfmengen in die Atmosphäre eintrug für die erhöhten Niederschläge in tropischen und subtropischen Regionen zumindest mitverantwortlich ist.


Weitere Meldungen:

Sandsturm in China

In den letzten Tagen wüteten ein gigantischer Sand- und Staubsturm über weite Gebiete im Norden Chinas und der Mongolei. Mehr als 400 Millionen Menschen sind davon betroffen gewesen. Auch die chinesische Hauptstadt blieb hiervon nicht verschont. Die Sichtweite betrug stellenweise nur noch wenige Meter. Der aufgewirbelte Sand stammte aus den Wüstengebieten der Mongolei und der Wüste Gobi. Diese Sandstürme sind typisch für das Frühjahr.


Hagelsturm in Saudi Arabien

Bereits am Dienstag ereigneten sich in Saudi Arabien starke Hagelstürme. Besonders schlimm traf es die Stadt Al Baha, wo die Eismassen Straßen blockierten und weggeschaufelt werden mußten. Teilweise kam dabei auch schweres Gerät wie Bagger und Tieflader zum Einsatz. Hagelstürme sind im Winter und Frühjahr dort keine Seltenheit, doch selten sind sie so extrem wie dieses Jahr.

Aktuell ist dort das Wetter wieder schön, bei angenehmen 23 ° C.

Vulkan Shiveluch – News am 15.04.23

 

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Postdom

Neuer Krater anstelle des Doms am Shiveluch-Vulkan

Die Folgen der starken Eruptionen die den russischen Vulkan Shiveluch zwischen dem 10. und 13. April erschütterten, sind nun erstmals nach einer Besserung des Wetters sichtbar geworden: Anstelle des Doms, der seit 1980 wuchs, ist ein großer Krater getreten. Er hat einen Durchmesser von mindestens 1 km. Damit ist er doppelt so groß wie der Vesuvkrater. Juri Demjantschuk vom Observatroium der Kljutschewskaja-Vulkangruppe, das auch den Shiveluch überwacht, meinte in einem Statement, dass es so aussieht, als hätte es seitwärtsgerichtete Explosionen gegeben, die das Material in südöstlicher Richtung auswarfen und für die großen Pyroklastischen Ströme verantwortlich waren.

Wie es am Shiveluch weiter geht ist offen, doch die Erfahrung zeigt, dass sich ein Vulkan bei solch starken Eruptionen meistens erst einmal auspowert und dann für einige Jahre ruhig ist. Selbst wenn es zu neuem Domwachstum kommen sollte, wird es eine Weile dauern, bis der neue Dom den Krater – dessen Tiefe wir noch nicht kennen – aufgefüllt ist und der Dom wieder sichtbar sein wird. Erst wenn er den Kraterrand wieder überragt ist mit neuen Abgängen von Schuttlawinen und Pyroklastischen Strömen zu rechnen.

4 Szenarien für die Vorgänge am Shiveluch

Ich kann mir 4 Möglichkeiten vorstellen, warum die starken Explosionen ausgelöst wurden. Szenario a) besteht darin, dass es zu einem größeren Kollaps am Dom kam. Durch die Druckentlastung entgasten das Magma im Fördersystem und die Lava des Domes schlagartig, was zu Explosionen führte. Dieses Szenario halte ich für das wahrscheinlichste, besonders, da es zu seitwärtsgerichteten Explosionen gekommen sein soll. Die Explosionen fanden in Richtung der Druckentlastung, also des partiellen Domkollapses statt. Natürlich kann auch eine initiale Eruption ein Abscheren des Doms verursacht haben, in deren Folge es dann zu einer südostwärtsgerichteten Explosion kam. Das Szenario b) legt zugrunde, dass es zum Magmamixing gekommen ist, als primitives Magma aus der Asthenosphäre in den Magmenkörper unter dem Vulkan eindrang, in dem sich ein stärker differenziertes Magma befunden hat, was oft starke explosive Eruptionen auslöst. Solches Magmanmixing ist oft anhand von Lavaproben nachweisbar. Im Szenario c) wurde eine stark gashaltige Restschmelze eruptiert, was dann tatsächlich das vorläufige Ende der eruptiven Tätigkeit am Shiveluch bedingen würde. Im letzten Szenario d) kam es zum Kontakt einer größeren Menge Wassers mit aufsteigendem Magma und löste phreatomagmatische Explosionen aus. Als Quelle des Wassers käme der nahe Kamtschatka-Fluss infrage, aber auch eine sehr wasserhaltige Schmelze, was für Szenario b) sprechen würde.

Die starken Entgasungen am Shiveluch zeigen, dass die eruptive Phase noch nicht beendet ist. Es gibt auch immer noch VONA-Warnungen vom VAAC, die Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m melden. Die starken Entgasungen deuten an, dass eine größere Menge Wasser seine Finger im Spiel hat.