Der SchildvulkanNyamuragira liegt in der Demokratischen Republik Kongo und steht möglicherweise vor einem Vulkanausbruch. Das berichten lokale Medien unter Berufung einer Warnung vom zuständigen Vulkanobservatorium in Goma (OVG). Demnach soll es in geringen Tiefen zu einem Schwarm hybrider Erdbeben gekommen sein, die normalerweise von unterirdischen Magmenbewegungen verursacht werden und auf eine Magmenintrusion hindeutet. Der Direktor des OVG Adalbert Muhindo warnt insbesondere Piloten das Gebiet mit Vorsicht zu überfliegen, da starke Explosionen Vulkanasche fördern könnten, die eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen. Außerdem könnten vulkanische Produkte wie Asche und Schlacke aus dem Vulkan auf bewohnte Gebiete fallen. Dennoch erklärte Muhindo: „Wir empfehlen der Bevölkerung von Goma, Ruhe zu bewahren und ihren Geschäften ungehindert nachzugehen“.
Normalerweise treten die geschilderten Phänomen am Nyamuragira selten bis gar nicht auf, denn für gewöhnlich eruptiert der Vulkan effusiv und fördert dünnflüssige Lavaströme basaltischer Zusammensetzung. Während sich die Aktivität in den letzten Jahren auf den Calderabereich am Gipfel des Vulkans beschränkte, gab es in der Vergangenheit sehr wohl größere Flankeneruptionen, bei denen sich große Eruptionsspalten öffneten und Lavafontänen Lavaströme speisten. Die letzte Flankeneruption ereignete sich 2011. Damals öffnete sich eine 1 km lange Spalte. Die Lavaströme flossen aber überwiegend innerhalb der Nationalparkgrenze. Anders verhielt es sich im Jahr 1938. Bei dieser Eruption entstand ein 30 km langer Lavastrom, der in den Kivusee mündete. Sollte sich so etwas heutzutage ereignen, gäbe es eine neue Katastrophe, wie sie zuletzt 2018 vom Nachbarvulkan Nyiragongo ausging.
Interessanterweise zeigen sich die beiden benachbarten Vulkane auf einem ungewöhnlich wolkenfreien Sentinel-Bild von letzter Woche fast kalt. Einzig aus den Förderschloten der Vulkane wird ein wenig Wärme emittiert, die anzeigt, dass im Untergrund noch Magma schlummert. In den vergangenen Monaten gab es fast ständig kurze Lavaströme im Krater des Nyamuragira. Vielleicht leidet der Vulkan aktuell an Verstopfung.
Schaut man sich die Sentinel-Satellitenfotos der anderen aktiven Vulkane Afrikas an, dann erkennt man am tansanischen Ol Doinyo Lengai ebenfalls nur eine recht kleine thermische Anomalie. Sie zeigt aber an, dass in wenigstens einem zentralen Hornito Natriumkarbonatit brodelt. Weiter im Norden, am äthiopischen Vulkan Erta Alé zeigt sich nichts. Zum ersten Mal seit langem sind sowohl der Nordkrater als auch der Südkrater, in dem Jahrzehntelang ein Lavasee brodelte, kalt.
Update 16:00 Uhr: Wie es aussieht, ist der Nyamuragira bereits ausgebrochen. Lokale Medien zeigen rot illuminierte Wolken am Vulkan. Demnach soll die Eruption bereits gestern Nacht begonnen haben. Genaue Berichte liegen noch nicht vor.
Vorsicht: Dieser Artikel enthält Satire, aber keine bezahlte Werbung!
Mittlerweile ist es eine Ewigkeit her, dass ich zuletzt auf der Lipareninsel Vulcano war, dabei zählte sie einst zu meinen italienischen Lieblingszielen. Seit 1990 stattete ich der Insel zahlreiche Besuche ab. Tatsächlich bestieg ich den Vulkan auf Vulcano noch vor dem Stromboli, der einige Inseln weiter liegt. Der zuletzt aktive Vulkankrater auf Vulcano heißt Fossa 2 und ist für seine Fumarolenfelder bekannt, die vor lauter Schwefelkristalle gelb leuchten.
Magmenintrusion auf Vulcano
Vulcano steht seit September 2021 häufig in den Schlagzeilen, denn damals gab es eine Magmenintrusion, die von einem Schwarmbeben und erhöhtem Gasausstoß begleitet wurde. Man fürchtete, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten würde, sperrte den fast 400 m hohen Aufstieg zum Krater und riegelte auch das Fangobad am Strand ab, denn auch dort gab es erhöhte Kohlendioxid- und Schwefelgaskonzentrationen. Einige Gebäude mussten sogar evakuiert werden, da sich in deren Kellern viel Kohlendioxid ansammelte. Letztes Jahr im Sommer schien sich die Situation allmählich zu entspannen, als plötzlich wenige Hundert Meter vor dem Strand von Vulcano Porto ein enormer Gassprudel entstand und sich das Wasser verfärbte, da Schwefelverbindungen aus dem Gas kondensierten und ausflockten. Schon damals war ich drauf und dran eine Reise nach Vulcano anzutreten, doch erst jetzt, im März 2023 fand ich tatsächlich die Gelegenheit dazu. Zusammen mit Manfred, der Mitglied der Vulkanologischen Gesellschaft e.V. und ein langjähriger Freund und Wegbegleiter von mir ist, machte ich mich auf den Weg, die Situation auf den Liparischen Inseln genauer unter die Lupe zu nehmen. Neben dem Vulkanismus interessierte mich, wie das Eiland nicht nur die erhöhte magmatische Aktivität im Untergrund verdaute, sondern wie es dort nach 3 Jahren Corona-Restriktionen aussah und ob der Aufstieg zur Fossa immer noch gesperrt ist.
Corona und Magma: Eine Insel im Abwind
Am Sonntag Vormittag kamen wir mit dem Tragflügelboot von Milazzo aus an und wurden von dem vertrauten Geruch fauler Eier empfangen, der so typisch für Vulcano ist: die Luft nahe des Fangobads ist mit dem Aroma von Schwefelwasserstoff erfüllt, ein Geruch, den viele vulcanophile Sünder lieben. Ein wenig erstaunt waren wir über den Umstand, dass mit uns nur 2 weitere Touristen das Boot verließen. Sicher, während der kalten Jahreszeit scheinen die Liparischen Inseln generell einen Winterschlaf zu halten, aber so still habe ich es hier noch nie erlebt. So hatte offiziell nur ein Hotel am Hafen geöffnet und ich musste fast eine Stunde durch den Ort streifen, um ein Zimmer in einer Pension aufzutreiben. Bei meinem Rundgang überkam mich eine erste Depression: Das Fangobad war gesperrt und viele Hotels in der Bucht von Porto di Levante scheinen für immer ihre Pforten geschlossen zu haben. Verfall, wo man auch hinsieht. Viele Häuser sahen so aus, als wären sie schon vor der Aktivitätssteigerung verlassen worden, nicht nur für die übliche Winterschließung, sondern dauerhaft. Ein Indiz, dass dem so ist, lieferte dann auch ein Bauschild am Rand des abgesperrten Fangobeckens: Im Herbst 2019 hatte man eine Baugenehmigung für eine Therme erhalten, doch mehr als ein Bauzaun und ein paar Betonmauern wurden seitdem dicht errichtet. Kunststück, ein paar Monate später stand Corona auf der Matte. Ein wenig erfreulicher Gast für die Menschen einer Insel, die zum großen Teil vom Tourismus lebt. So erzählte mir eine freundliche Inselbewohnerin dann auch, dass der Tourismus selbst im Sommer um mehr als ein Drittel zurückgegangen sei. Während ich mich so umschaute, dachte ich mir, dass es wohl eher Zweidrittelrückgang waren. Die Bewohner der Insel zeigten sich ziemlich unzufrieden damit, wie die Situation gehandhabt wurde, besonders die lange Sperrung von Vulkan und Fangobad, den beiden Hauptattraktionen von Vulcano, konnte man auf der Insel selbst wenig abgewinnen. Das ganze war zumindest skurril und erinnert mich ein wenig an behördlich angeordnete Sabotage! Dazu gesellten sich dann noch willkürlich verhängte Bußgelder für allzu neugierige Vulkanstürmer, die sich an die Verbote nicht hielten. Bis zu 500 € Strafe wurden bereits kassiert und erst in der letzten Woche hätte man 2 Vulkanwanderer erwischt und die Personalien aufgenommen, erzählte mir die Frau weiter. Das waren ja schlechte Vorzeichen für meinen geplanten Aufstieg zum Krater, denn ich wollte nachts hochsteigen, um zu gucken, ob es nicht etwa Schwefelbrand gäbe, denn die von den Vulkanologen gemessenen Gastemperaturen lagen zuletzt bei 390 Grad. Damit waren die Temperaturen zwar noch niedriger, als sie für die Entzündung von Schwefel nötig sind, aber man weiß ja nie.
Kritisch sind übrigens Gastemperaturen jenseits der 500-Grad-Marke. Treten dann noch permanent Schwarmbeben auf und wird Inflation nachgewiesen, dann droht tatsächlich eine Eruption. Meiner Meinung nach wird der Vulkan auf Vulcano noch ein wenig schlummern, bevor er wieder ausbricht. Dazu muss das Magma im Magmenkörper erst reifen. Kommt es dann zu einer weiteren Magmenintrusion, droht in der Tat eine explosive Eruption. Vulkangesteine, die ich bei einem Inselrundgang fand, weisen darauf hin, dass es bei einem der letzten Ausbrüche tatsächlich zu einer Vermischung zweier Magmen kam, bevor der Vulkan explodierte.
Gesperrter Aufstieg zum Krater
Nachdem Manfred und ich unser Zimmer bezogen hatten, machten wir einen kleinen Explorationsspaziergang zum Beginn der Aufstiegsroute. Sie war unübersehbar abgesperrt. Flatterband, ein rotes Absperrnetz und 2 Schilder zeugten davon, dass Wanderer hier nicht willkommen sind! Es wurde nicht nur vor den hohen Gaskonzentrationen gewarnt, sondern auch ein Bußgeld undefinierter Höhe angedroht, sollte man das Verbot missachten. Ein paar Hundert Meter entfernt gab es eine zweite Wegsperre, an der sich gerade zwei Polizisten zu schaffen machten. Ok, das sah schlecht aus! Langsam zweifelte ich daran, ob der geplante Aufstieg in der Vollmondnacht ein kluges Unterfangen sei.
Maggi ist giftig!
In der Mittagspause recherchierte ich ein wenig im Internet und bekam eine sehr interessante Meldung im Google-Browser meines Smartphones angezeigt: Maggie ist schädlich für die Gesundheit, hieß es in der Schlagzeile. Grund hierfür sind 2 Arten Glutamat und ein hoher Salzgehalt der Würze. Bluthochdruck und allergische Reaktionen seien möglich, wenn man zu viel von dem Zeug konsumierte. Das wollte ich zwar gar nicht wissen, fand es aber trotzdem sehr aufschlussreich, weil ich noch vor ein paar Tagen zuhause sagte: „Maggi ist alle“! Entweder sind die Google-Algorithmen gedankenlesend oder die KI hört über das Smartphone tatsächlich mit! So machte ich mir natürlich Gedanken, ob die KI nicht auch von meinem nächtlichen Vorhaben wusste und die Polizei alarmieren würde, doch diese Gedanken drückte ich erstmal beiseite.
Nordstream auf Vulcano
Nachmittags ging es dann zum Strand am Fangobad, in dessen Nähe doch tatsächlich noch ein beeindruckender Gassprudel aktiv war. Der unterseeische Gasaustritt erinnerte aus der Luft betrachtet ein wenig an die Bilder, die man noch von der Sprengung der Nordstream-Pipeline in Erinnerung hat. Gegenüber dem Sommer trat hier zwar nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Gasmenge aus, doch beeindruckend war es allemal. Natürlich fragt man sich dann als vulkanologischer Laie, ob das nicht etwas gefährlich sein könnte und ob hier am Strand eher phreatische Explosionen drohen, als oben am Krater? Erstaunlicherweise war das Areal nicht abgesperrt und daher nutzte ein Touristenpärchen gleich die Gelegenheit, den natürlichen Whirlpool auszuprobieren. Während ich ein wenig fassungslos auf das Bild meiner Drohne starrte, dass mir das fliegende Auge auf den Bildschirm des Telefons übertrug, kam mir eine andere Geschichte in den Sinn: letztens war Elternabend in der Schule meines Sohns gewesen. Es ging um die Klassenfahrt, die im Mai stattfinden soll. Eine Lehrerin wies die Eltern darauf hin, dass ein Schüler eine schlimme Nussallergie hat und die Kinder deswegen keine Snacks mit Nüssen auf die Klassenfahrt mitbringen dürfen. Also auch keine Erdnüsse und Snickers. Ob das schwimmende Paar da draußen ahnte, dass die Gase mindestens genauso schädlich sind wie Maggi?
Ein nicht angetretener Aufstieg
Um die Geschichte ein wenig abzukürzen: Mein Wecker schellte nicht nachts um Drei und ich stiefelte nicht im Vollmondlicht zum Krater hinauf, denn dann hätte ich Verbote übertreten müssen. Stattdessen bat ich einen namenlosen Zufallsbekannten -nennen wir ihn Mystic- hoch zu gehen und ein paar Nachtaufnahmen vom Krater zu machen, damit ich sehen konnte, ob dort Schwefel brennt, was nicht der Fall war. Also, statt mitten in der Nacht aufzustehen und ohne Taschenlampenlicht sinnbefreit auf einem Berg rumzustolpern, schlief ich aus und stiefelte morgens zum einzigen Café, das auf Vulcano geöffnet hatte, als ich plötzlich seltsam röchelnde Laute vernahm: Nussallergie, schoss es mir sofort durch den Kopf, doch als ich mich erschrocken umdrehte, sah ich nur Mystic, der versuchte auf Italienisch ein mit Puddingcreme gefülltes Croissant zu bestellen. Erdnüsse sind übrigens mit Bohnen verwandt!
Nach weiteren starken Unwettern mit Starkregen sind im US-Bundesstaat Kalifornien 2 Menschen ums Leben gekommen, nachdem ein Damm des Flusses Pajaro in Zentralkalifornien gebrochen war. Schon vor dem Dammbruch wurden Gemeinden entlang des hochwasserführenden Flusses zur Evakuierung aufgefordert, der aber nicht alle Menschen nachkamen. Als der Damm dann brach, wurde ein großes Areal hinter der Uferbefestigung des Flusses überflutet. Bilder zeigen Fahrzeuge, die bis zu den Scheiben im Wasser stehen. Sie wurden von den Wassermassen mitgerissen. Rettungskräfte mussten zahlreiche Autofahrer bergen.
Die Keller und Erdgeschosse vieler Häuser liefen voll und es kam zu Stromausfällen, von denen Zehntausende betroffen waren. Da bei Überflutungen auch die Kanalisationen überlaufen, können Fäkalien in die Häuser eindringen.
Seit Anfang des Jahres wurde Kalifornien von einer Unwetterserie heimgesucht, die Sturm und Starkregen mit sich brachten. In Höhenlagen kam es zu ungewöhnlich starken Schneefällen. Angaben der Meteorologen zufolge wurden und werden die Unwetter durch ein Wetterphänomen hervorgerufen, das als „atmosphärischer Fluss“ bezeichnet wird: durch einen bis zu 500 km schmalen Korridor strömt ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen. Sie können bis zu 2000 km lang sein und bringen ungewöhnlich feuchte Luftmassen mit sich. Wieso dieses Phänomen gerade jetzt auftritt und welche klimatischen Bedingungen dieses verursachen, wurde bis jetzt nicht kommuniziert. Spekulativ ist ein Zusammenhang mit dem submarinen Vulkanausbruch vor Tonga, der letztes Jahr für Schlagzeilen sorgte. Damals wurde so viel Wasserdampf in die Atmosphäre eingebracht, dass globale Auswirkungen auf das Klima als wahrscheinlich gelten.
Auffällig ist auch, dass es nicht nur in Kalifornien und dem Westen der USA zu Stürmen mit starken Niederschlägen kommt, sondern auch in Australien. In einigen Regionen erreichen die Flüsse Rekordstände.
In Kalifornien wurde die langjährige Dürre erst einmal gebrochen, doch das Zuviel an Wasser dürfte die Menschen momentan wenig erfreuen. Langfristig gesehen können die Unwetter Wasserspeicher auffüllen und die allgemeine Wasserknappheit erstmal beenden.
Am indonesischen Vulkan Merapi gingen auch in den letzten Stunden weitere pyroklastische Ströme ab. Das VSI registrierte in der ersten Tageshälfte 12 Abgänge. Die pyroklastischen Ströme hatten Gleitstrecken von bis zu 2 km. Zudem wurden 75 seismische Signale registriert, die von Schuttlawinen und größeren Steinschlägen verursacht wurden. Es ist also noch viel Bewegung im südwestlichen Lavadom und es kommt zu partiellen Kollapsereignissen bzw. Abbrüchen großer Lavapakete.
Auf nächtlichen Aufnahmen ist zu sehen, dass es an den Abbruchstellen rot glüht und frische Lava zutage tritt. Das Innere des Lavadoms ist also bei weitem nicht abgekühlt und es kommt zur Fragmentation abbrechender Lavablöcke, die durch Gasfreisetzung verursacht wird.
Zum initialen pyroklastischen Strom, der sich gestern um 12:12 Uhr (WIB) zutrug, wurde bekannt, dass er eine Gleitstrecke von mindestens 4 km hatte. Nachdem ich bereits gestern über die Ursache der Serie pyroklastischer Ströme spekulierte, bin ich mir heute relativ sicher, dass sie durch einen neuen Magmenaufstieg ausgelöst wurde und nicht nur durch Instabilität des Lavadoms. Für die erste These sprechen auch die zahlreichen vulkanotektonischen Erdbeben der letzten Monate, auf die ich in meinen Updates immer wieder hingewiesen habe. Ihre Anzahl hat in den letzten Stunden nachgelassen, ist aber immer noch erhöht. Hier hat es wohl ein Magmaschub geschafft, sich einen Weg bis an die Domoberfläche zu bahnen, doch weiteres Magma steht bereit und versucht aufzusteigen, wobei es das umliegende Gestein zerbricht und die vulkanotektonischen Erdbeben auslöst. Gegen dieses Szenario sprechen hingegen die Beobachtungen der ortsansässigen Vulkanologen, nach denen in den vergangenen Monaten keine Inflation festgestellt wurde. Diese würde man erwarten, wenn ein Magmenkörper aufsteigt. Der Alarmstatus wurde bis jetzt nicht erhöht und steht weiterhin auf „3“ (orange). Meiner Meinung nach sollte er erhöht und die Sperrzone ausgeweitet werden. Offenbar schätzt man vor Ort die Lage anders ein als ich es tue und glaubt an einen Domkollaps ohne neue Magmenintrusion.
Nach meiner Reise zu den Liparischen Inseln Vulcano und Stromboli bin ich nun wieder daheim und setzte die Updates in gewohnter Weise fort. Hier ein kleiner Überblick über die vulkanische Aktivität der letzten Tage. Zu meinen Reiseerfahrungen kommen in den nächsten Tagen Berichte über Stromboli und Vulcano. Leider ist es um die Zugänglichkeit der Vulkane dort nicht gut bestellt und der Tourismus daher auf dem absteigenden Ast, doch davon später mehr.
Aktuelle Meldungen:
Anak Krakatau mit Ascheeruption
Der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau eruptierte gestern Vulkanasche. Das VAAC Darwin meldete Aschewolken in 1 km Höhe. Darüber hinaus kommt es zu starken Entgasungen. Dampfwolken sind auf Bildern der Überwachungskamera sichtbar. Die Seismizität ist gering, mit einer stärkeren Eruptionsphase rechne ich momentan weniger.
Nisyros mit Erdbebenschwarm
Vor der Südküste der griechischen Vulkaninsel Nisyros ereignete sich ein Schwarmbeben. Es wurden 12 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 3,8 und 2,3 registriert. Die Hypozentren befanden sich in 5 km Tiefe.
Popocatepetl eruptiert weiter
In Mexiko bleibt der Popocatepetl aktiv und erzeugt sporadische Ascheeruptionen, bei denen die Vulkanasche aktuell bis auf einer Höhe von 6400 m aufsteigt und in Richtung Nordosten driftet. CENAPRED meldete gestern zudem 232 Asche-Dampf-Exhalationen und 347 Minuten Tremor. Dieser Wert ist vergleichsweise hoch und deutet an, dass sich magmatische Fluide im Fördersystem bewegen. Mit weiteren Eruptionen ist zu rechnen.
Popocatepetl liegt in Sichtweiter der mexikanischen Hauptstadt und ist der aktivste Vulkan des Landes. Da sich die Eruptionen auf die Hauptstadt und dem internationalen Flughafen auswirken könnten, wird der Vulkans bestens überwacht.
San Miguel eruptierte Vulkanasche
Der Vulkan San Miguel liegt in El Salvador und eruptierte am 8. März Aschewolken, die bis zu einer Höhe von 3000 m aufstiegen und nach Süden drifteten. Die Eruptionen wurden von starkem Gasausstoß begleitet und hielten bis zum Folgetag an.
Shiveluch sehr aktiv
Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka ist der Shiveluch sehr aktiv und löst mit seinen Aschewolken mehrere VONA-Warnungen aus. Demnach steigt die Vulkanasche bis auf 4200 m Höhe und driftet in Richtung Südosten. Laut KVERT werden die Aschewolken explosiv erzeugt und steigen bis zu 2500 m über Gipfelhöhe auf. Scheinbar sind die Eruptionen nicht mit der Generierung pyroklastischer Ströme gekoppelt.
Stromboli mit Lavaüberläufen
Am Stromboli kommt es weiterhin zu periodisch auftretenden Lavaüberläufen aus einem Schlot im Nordostsektor des Kraters. Besonders zu Beginn der Überläufe gehen Schuttlawinen ab und es können pyroklastische Dichteströme entstehen. Als ich Mitte der Woche vor Ort war, schaffte es die Lavafront bis auf ca. 350 m Höhe. Von der Lavafront gingen Steinschläge glühender Lavabrocken ab, die es bis zur Küste hinabschafften und ins Meer klatschten.
Takawangha mit erhöhter Seismizität
In Alaska steht der Vulkan Takawangha möglicherweise kurz vor einem Vulkanausbruch. In den letzten Tagen ist die Erdbebentätigkeit unter dem Vulkan deutlich gestiegen. Das AVO berichtet von mehreren Erschütterungen pro Minute. Die stärksten Erschütterungen liegen im 4-er-Bereich. Betroffen ist auch der Nachbarvulkan Tanaga.
Heute kam es am indonesischen Vulkan Merapi zum partiellen Kollaps des Doms am südwestlichen Kraterrand, in dessen Folge ein großer pyroklastischer Strom entstand. Das VAAC Darwin registrierte Vulkanasche in einer Höhe von 6100 m Höhe, die westwärts driftete und Asche bis in einer Entfernung von 33 km niederregnen ließ. Unser Vereinsmitglied und Vulkan-Guide Andi befand sich am Merapi auf Beobachtungsposten, als der pyroklastische Strom abging. Er teilte mir mit, dass der Abgang ohne Vorwarnung erfolgte und überraschend kam. Vorzeichen hätte es nicht gegeben. Er empfand den pyroklastischen Strom als gewaltig und war froh noch am Leben zu sein, da die Glutwolke im Nachbartal abging und er nur durch einen Grat von dem Strom getrennt war. Opfer gab es offenbar nicht zu beklagen, denn der Strom floss über den Hang innerhalb des Sperrgebiets. Der Alarmstatus des Vulkans stand noch auf „3“.
Das VSI/MAGMA registrierte bis heute Abend 18 Uhr Ortszeit 29 seismische Signale, die mit Abgängen pyroklastischer Ströme assoziiert waren. Sie dauerten zwischen 87 und 459 Sekunden an und hatten Amplituden zwischen 30-75 mm. Angaben über die Gleitstrecken wurden bislang nicht gemacht. Darüber hinaus wurden innerhalb von 6 Stunden 69 Abgänge von Schuttlawinen registriert. Obwohl die beiden Lavadome zuletzt nicht wuchsen, war und ist die seismische Aktivität erhöht. Besonders auffällig sind die zahlreichen vulkanotektonischen Erdbeben, die sich jeden Tag unter dem Vulkan ereignen. So könnte eine neue Magmaintrusion den Kollaps des Doms ausgelöst haben.
Dem letzten Wochenbericht vom BPPTKG war zu entnehmen gewesen, dass die beiden Lavadome im Krater des Merapis Volumina von 1.598.700 Kubikmetern (Südwestkuppel) und 2.267.400 (zentraler Dom) Kubikmetern hatten. In den letzten Wochen sind sie praktisch nicht mehr gewachsen.
Was nun letztendlich den partiellen Kollaps des Lavadoms verursachte, ist unbekannt. Neben der erwähnten Magmaintrusion könnte der Dom einfach instabil geworden sein. Vor 3 Tagen gab es ein Erdbeben Mb 4,3 vor der Küste der Merapi-Region. Möglicherweise destabilisierten die Erschütterungen den Dom zusätzlich.
Datum 09.03.23 | Zeit: 16:26:54 UTC | 63,65 ; -19,08 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,4
Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ein Schwarmbeben. Es bestand aus insgesamt 26 Einzelbeben, von denen 3 Magnituden im 3-er-Bereich hatten. Das stärkste Erdbeben brachte es auf Mb 3,4. Es hatte ein Hypozentrum in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 7,8 km nördlich von Habunga verortet. Die Beben lagen im Osten der Caldera. Es war der stärkste Erdbebenschwarm der Katla seit mehreren Monaten. Ein Ausbruch des subglazialen Vulkans ist statistisch gesehen überfällig, daher wird jede Regeung der Katla genaustens beobachtet.
Auf Island bereitet ein weiterer großer Zentralvulkan Sorgen: Die Askja steht seit letzten Monat wegen dem Aufheizen des Calderasees Öskjuvatn in den Schlagzeilen. Vulkanologen befürchten einen bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Bebentätigkeit im System Askja-Herdubreid ist weiter erhöht mit einer leicht steigenden Tendenz. Sie liegt aber noch deutlich unter dem Niveau, dass man unmittelbar vor einer Eruption erwarten würde.
Klage gegen Vulkanologen und Beamte von PEVOLCA eingereicht
Im Dezember 2021 endete der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma. Über 3 Monate spie der Vulkan Cumbre Vieja Lava und zerstörte fast 2000 Gebäude. Nun reichte eine Gruppe vom Vulkan geschädigter Anwohner Klage gegen hochrangige Wissenschaftler und Beamter von PEVOLCA ein, jenem Institut, dem die Beobachtung der kanarischen Vulkane obliegt. Die vielfältigen Anschuldigungen wiegen schwer und könnten weitreichende Konsequenzen für die 7 Hauptbeschuldigten nach sich ziehen: Die Anwohner sahen sich nicht gut genug über die Vulkangefahren informiert und Evakuierungen seien zu spät eingeleitet worden. Ein Vorwurf lautet, dass man nicht einmal Gelegenheit hatte, sich gegen die Naturgewalt zu versichern. Solche Vorwürfe gegen Forscher sind mittlerweile nach Naturkatastrophen üblich und stellen die Verantwortlichen vor einigen Problemen: gibt man zu früh Alarm und die Katastrophe bleibt aus, dann ist das Geschrei groß, ebenso wenn man zu spät alarmiert. Den perfekten Zeitpunkt zu erwischen ist schwierig, zumal sich Vulkanausbrüche und Erdbeben nur schwer prognostizieren lassen. Allerdings ist es natürlich auch nicht hilfreich, wenn -wie im Fall der Cumbre Vieja Eruption- nach der Katastrophe Studien auftauchen, die Aussagen, dass man bereits Jahre vor der Katastrophe wissenschaftliche Hinweise gefunden habe, dass eine Eruption droht. Einige Tage vor der Eruption gab es nicht nur Schwarmbeben, sondern auch Bodenhebung in Folge von Inflation, sodass man von Seiten der Wissenschaftler schon vorgewarnt hätte sein müssen und erste Schritte zum Schutz der Bevölkerung hätte veranlassen müssen. Meines Wissens nach wurde aber bereits vor der Eruption der Alarmstatus des Vulkans angehoben.
Auf der anderen Seite frage ich mich immer wieder, wie es um die Eigenverantwortung bestellt ist? Waren sich Bauherren und Behörden die etwaige Baugenehmigungen auf einem als aktiv eingestuften Vulkan erteilten nicht im Klaren darüber, dass es eines Tages zu einem neuen Vulkanausbruch kommen konnte? Schließlich errichtete man Siedlungen nicht nur zwischen wenige Jahrhunderte alte Lavaströme, sondern auch direkt darauf. Da darf man sich als Beobachter schon die Frage stellen, ob Bauherren und Behörden so unbedarft, naiv und ahnungslos waren, wie sie nun tun, oder ob man das Restrisiko billigend in Kauf genommen hatte und auf Prinzip Hoffnung setzte. Aus vulkanologischer Sicht halte ich es für unverantwortlich in einem Umkreis von 10 km um einen als aktiv eingestuften Vulkan zu siedeln, denn es kann jederzeit zu neuen Eruptionen kommen. Andererseits wären dann große Gebiete der Erde als Siedlungsraum ungeeignet. Also eine altbekannte Problematik, bei der man zum Schluss die Kosten-Nutzen-Rechnung betrachten muss. Bedauerlich ist das nur für die Menschen, bei denen sie nicht aufgeht.
Gestern Abend befand ich mich auf Beobachtungsposten am Stromboli und konnte intensives Lavaspattering und strombolianische Eruptionen beobachten. Das Lavaspattering fand nicht aus dem gut sichtbaren Hornito im nordöstlichen Kraterbereich statt, sondern aus einem anderen Schlot im gleichen Kratersektor. Das Spattering hielt nahezu kontinuierlich an und warf glühende Tephra bis zu 30 m hoch aus. Damit befand sich das Spattering schon im Übergangsbereich zu kontinuierlicher strombolianischer Tätigkeit. Pro Stunde ereigneten sich bis zu 8 größere strombolianische Eruptionen. Vor der Abenddämmerung gab es aber auch mehrstündige Phasen ohne nennenswerte Explosionen.
Heute Morgen um 05.20 UTC begann dann ein neuer Lavaüberlauf. Während der Initialphase gab es mehrere kleine Pyroklastische Ströme und Abgänge von Schuttlawinen, die bis zur Küste hinab reichten. Zu dieser Zeit war ich allerdings nicht mehr am Vulkan. Von Stromboli-Ort aus konnte ich morgens einen Dampfring beobachten.
Gestern war eigentlich erst einmal der Explorationstag. Die Insel befindet sich im Winterschlaf, doch darüber hinaus leidet man unter einem Rückgang der Besucherzahlen, da der Aufstieg zum Vulkan verboten bleibt. Ohne Führer kann man bis auf einer Höhe von 290 m aufsteigen. Mit Führer darf man bis auf Quota 400 aufsteigen. Ein umgestürztes Schild droht eine Strafe von 500 € an, sollte man sich an diese Regel nicht halten. Problematisch sind die zerstörten Aufstiegsrouten. Selbst der alte gepflasterte Hauptweg entlang der Pizzeria am Punta Labronza wurde durch die beiden Starkregenereignisse letzten Jahres teilweise zerstört und ist noch vor der Pizzeria gesperrt. Im oberen Bereich ist der Pfad stark ausgewaschen und rollig.
Da sich momentan kaum Touristen auf der Insel befinden, wurde zumindest gestern keine geführte Tour angeboten. Unser Hotelier warnte Manfred und mich ausdrücklich davor auf eigener Faust aufzusteigen, denn es sollen sporadische Kontrollen durch Polizei und Zivilschutz stattfinden. Dabei sollen bereits Strafen von bis zu 1000 € verhängt worden sein, obwohl offiziell nur 500 € angedroht werden. Er selbst meinte, die Situation sei vollkommen unberechenbar und zeigte sich wenig zufrieden mit der Handhabung der Situation.
Die Ereignisse heute Morgen und das Lavaspattering zeigen, dass nicht nur die politische Situation unberechenbar ist, sondern dass Stromboli nicht mehr als gutmütig eingestuft werden kann. Die Warnungen der Vulkanologen erscheinen mir durchaus berechtigt zu sein.
Update: Mittlerweile erreichte mich eine Meldung, nach der auch der Aufstieg bis auf 290 m nicht mehr ohne Führer gestattet ist. Leute die dort ohne Führer unterwegs waren, wurden mit 500 € zur Kasse gebeten. Verbotsschilder stehen dort nicht!