Erdbeben in der Türkei: Opferzahlen steigen weiter

Mehr als 8600 Todesopfer wurden im Erdbebengebiet bestätigt

Am 2. Tag nach der verheerenden Erdbebensequenz im Südwesten der Türkei steigen die Opferzahlen weiter an und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Bis jetzt wurden insgesamt 8600 Todesfälle bestätigt. Davon fallen mehr als 6200 auf die Türkei. Fast 40.000 Verletzte wurden registriert. Die Opferzahlen werden weiter stark steigen. Tausende Menschen gelten noch als Vermisst. Man steht noch am Anfang der Bergungsarbeiten, die in den entlegeneren Regionen Der Türkei und besonders in Syrien noch nicht einmal voll angelaufen sind: Winterwetter, zerstörte Verkehrswege und mangelnde Ausrüstung sind nur drei der Gründe, warum viele Menschen weiter auf Unterstützung warten müssen. Doch in den zentralen Gebieten der Erdbebenregion sind nach türkischen Angaben mehr als 16.000 Rettungsteams unterwegs. Insgesamt sollen 60.000 Helfer im Einsatz sein. Doch alleine in der Türkei wurde in 10 Provinzen der Notstand ausgerufen. Im gesamten Erdbebengebiet leben mehr als 13,5 Millionen Menschen. Viele von ihnen sich von der Strom, Wasser und Gasversorgung abgeschnitten und das bei strengem Frost. Lebensmittel und Benzin werden ebenfalls knapp. Am Rande Europas droht die nächste humanitäre Katastrophe.

Die starke Erdbebensequenz wirkte sich nicht nur auf Mensch und Infrastruktur aus, sondern versetzte beide beteiligten tektonischen Platten um mehrere Meter. Genaue Werte stehen noch aus, doch es gibt erste Gerüchte, dass der Versatz gut 4 m betragen soll. Auf Bildern einer zerstörten Straße sieht man auch einen vertikalen Versatz von mehreren Metern. Allerdings könnte es sich hier auch um ein lokales Phänomen handeln, da ein Berghang ein Stück abgerutscht sein könnte. Ebenso wissenschaftlich unbestätigt sind Aufnahmen, die überflutete Straßen an der Küste zeigen. Hier soll die Anatolische Platte abgesunken sein, sodass das Meer das Land überflutete. Doch da es sich bei der Ostanatolischen Verwerfung um eine Blattverschiebung handelt, die überwiegend horizontal versetzt, sind so große Höhenunterschiede eher unwahrscheinlich.

Vorprogrammierte Naturkatstrophe durch unsichere Bauten entlang einer Hauptstörungszone

Die Erdbebenkatstrophe macht den Menschen auf einmal bewusst, wie vergänglich sie sind und dass es vielleicht doch nicht klug ist, Megacitys direkt am Rand großer Störungszonen zu bauen! Im Falle des aktuellen Erdbebengebiets baute man Großstädte mit Hochhäusern, die alles andere als erdbebensicher sind, auch noch an einem Kreuzungspunkt wo sich die Ostanatolische Verwerfung in 2 Arme teilt. Sicher gründete man die Städte bereits vor langer Zeit, noch bevor der Verlauf von Störungszonen wissenschaftlich erforscht wurde. Und die Topografie der Landschaft war günstig, weil sich entlang der Störungszone ein langgestrecktes Tal auftut. Doch seit mindestens 50 Jahre weiß man um die realen Gefahren und trotzdem wurde in Sparbauweise gebaut: eine vorprogrammierte Katastrophe. Und sie wird sich widerholen! An der gleichen Stelle wahrscheinlich erst in ein paar Jahrhunderten, doch an anderer Stelle vielleicht schon morgen. Nicht nur hier, im Südwesten der Türkei, sondern auch an der Nordanatolischen Verwerfung, an der gegenüberliegenden Grenze der Anatolischen Platte, dort, wo der Europäische Kontinent beginnt und die Metropole Istanbul liegt. ein Damoklesschwert, dass den Menschen jetzt wieder bewusst wird- trotzdem gelingt es den Menschen immer wieder die Bedrohung zu verdrängen, obwohl sich nicht die Frage stellt, ob es zur Katastrophe kommen wird, sondern nur wann?

Doch nicht nur Megacitys in der Türkei sind bedroht. Davon gibt es leider viele. Die prominentesten Beispiele sind Tokio und San Francisco. Neue Gebäude in den gut entwickelten Metropolen sind zwar nach erdbebensicheren Standards gebaut, doch auch sie haben Grenzen. Außerdem gibt es in den Ballungsräumen noch mehr als genug Häuser, die eben nicht sicher sind. Bleibt zu hoffen, dass man aus der jüngsten Katastrophe Lehren zieht! Am erdbebensichersten wohnt man übrigens in einem Zelt oder Caravan.

Und nein, die Erde geht nicht unter, auch wenn es sich um eine schlimme Naturkatastrophe handelt! Die Erde ist ein dynamischer Planet und Erdbeben und Vulkanausbrüche sind notwendige Manifestationen der Erddynamik. Diese ist auch für unseren Schutzschirm, das Erdmagnetfeld verantwortlich, ohne das es kein Leben auf der Erde geben würde.

In unserer FB-Gruppe „Naturkatastrophen  und Naturphänomene“ wurden viele Medien zum Erdbeben in der Türkei geteilt. Ich kann hier immer nur einen Bruchteil einbinden.

Weiterführende Links bei Vnet:

Erdbeben und Seismik: Was Du schon immer darüber wissen wolltest

Vulkane und Erdbeben in der Türkei

Moment-Magnitude Mw

Erdbeben für Schüler

Vulkan Ätna am 07.02.23: Schwarmbeben

Schwarmbeben im Westen des Ätnas

Dass am Ätna aktuell keine Lavaströme mehr fließen, habe ich schon in meinem letzten Update von heute gepostet. Doch was ich euch bis jetzt vorenthalten habe (und tatsächlich gerade erst selbst feststellte) ist, dass es gestern ein Schwarmbeben im Westen des Vulkans gab. Es begann bereits am 05. Februar um 17:18:57 UTC und dauerte bis um 14:21:31 UTC am 06. Februar. Der Höhepunkt des Schwarms wurde von einem Erdstoß Ml 3,6 markiert, der sich am Abend des 05. Februars ereignete. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 17,1 km und wurde 7,9 km südwestlich von Bronte verortet. Zwei weitere Beben hatten eine Magnitude im 2-er-Bereich, die restlichen Magnituden waren kleiner als 2. Das tiefste Hypozentrum lag in gut 27 km Tiefe. Aufgrund der Tiefe des Schwarms vermute ich, dass hier ein aufsteigender Magmenkörper die Ursache war. Er bahnte sich einen Weg durch die Asthenosphäre und wird nun gegen die tieferen Schichten der Erdkruste drücken bzw. dort eindringen. Also, auch wenn der Ätna ein wenig pausieren mag, ist die nächste Eruption bereits in Vorbereitung.

Es ist schon ein Weilchen her, dass wir unter der Ätna-Westflanke ein vergleichbares Schwarmbeben sahen. Oft beginnen hier neue Aufstiegssequenzen. Der Pfad des Magmas, den die Schmelze unter dem Vulkan nimmt, scheint nicht senkrecht zu verlaufen. Verfolgt man regelmäßig die Schwarmbeben unter dem Ätna, dann stellt man fest, dass sie vom Westen häufig in den Süden und dann in den Osten des Vulkans migrieren und auf diesem Halbkreis immer weiter aufsteigen. Im Norden des Vulkans sind vulkanisch-bedingte Schwarmbeben seltener, doch wenn sie öfters auftauchen, dann bahnt sich für gewöhnlich eine größere Eruption an. Wohlbemerkt sind das meine eigenen Beobachtungen der letzten Jahre und keine wissenschaftlich belegten Fakten auf Basis von Studien.

Vulkan-News 07.02.23: Sakurajima

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima mit Explosionen und Asche in 2400 m Höhe

Auch vom Sakurajima in Japan gehen Explosionen aus, die bis auf einer Höhe von 2400 m aufsteigen und in Richtung Südosten verfrachtet werden. Heute wurden 3 Aschewolken gemeldet. Die letzten Eruptionen gab es am 3. Februar. Bei einer dieser Explosionen wurden größere Tephra-Fragmente bis zu 1200 m  hoch und 500 m weit geschleudert. Es wurde vor der Generierung kleiner pyroklastischer Ströme gewarnt. Die Eruptionen finden weiterhin aus dem Minamidake statt, während der Krater Showa ruhig bleibt.

Da der Sakurajima oft in Schüben eruptiert, kann man mit weiteren Ausbrüchen rechnen.

Die Vulkanologen vom JMA schreiben in ihrem letzten Update zum Sakurajima, dass es weiterhin eine Akkumulation von frischem Magma unter dem Vulkan gibt. Diese äußert sich in einer leichten Bodenhebung und damit in einer Versteilung der Vulkanflanke im µrad-Bereich. Zwischendurch kommt es immer wieder zu Phasen der Kontraktion, während derer die Inflation in Deflation wechselt. Außerdem deutet die Emission von Schwefelgasen die Akkumulation von frischem Magma an.

Das JMA schreibt: „Es wird angenommen, dass die Eruptionsaktivität auch in Zukunft anhalten wird. Bitte beachten Sie die bevorstehenden Vulkaninformationen. Im Bereich von etwa 2 km vom Minamidake-Gipfelkrater muss man mit einschlagenden Vulkanbomben rechnen. Hüten Sie sich vor großen Vulkanblöcken und pyroklastischen Strömen. Auf der Leeseite wurden nicht nur Vulkanasche, sondern auch kleine Vulkanblöcke vom Wind in die Ferne getragen. Bitte seien Sie vorsichtig. Es besteht die Gefahr, dass Fensterglas durch den großen Luftstoß, der die Explosion begleitet, zerbricht. Je nach zukünftiger Aschefallsituation kann es bei Regen zu Murgängen kommen.“

Sakurajima gehört zu den best bewachten Vulkanen der Erde, da er nahe am Ballungsraum Kagoshima liegt. während wir in den letzten Jahren ehr kleinere Eruptionen beobachten konnten, ist der Vulkan durchaus in der Lage stärker zu eruptieren und Zerstörungen anzurichten.


Chikurachki mit Asche in 3700 m Höhe

Der Inselvulkan der Kurilen ist weiterhin aktiv und eruptiert mehrmals am Tag Vulkanasche. Sie steigt bis auf einer Höhe von 3700 m auf und driftet in Richtung Osten. Dabei zieht sich die Aschewolke bis zu 74 km in die Länge. Das VAAC brachte seit gestern 8-VONA-Meldungen heraus und warnte damit den Flugverkehr vor der Vulkanasche. KVERT beschreibt die Eruptionen als moderat.


Kerinci mit Asche-Eruption

Der indonesische Vulkan Kerinci liegt auf Sumatra und eruptiert ebenfalls Aschewolken. Sie werden vom VAAC Darwin in 4.000 m Höhe festgestellt. Laut MAGAM/VSI erreichen sie eine Höhe von 150 m über dem Gipfel.


Ätna ist kalt

Seit gestern wird keine Lava mehr am Ätna festgestellt. Die Eruption pausiert oder ist zu Ende. Auf einem Thermalbild des Sentinel-Satelliten von gestern ist keine Wärmestrahlung mehr sichtbar. Einzig im Schlot der Bocca Nuova erkennt man eine kleine thermische Anomalie. Es sieht nicht so aus, als würden wir kurzfristig eine Show aus dem Neuen Südostkrater geboten bekommen.

Erdbeben Türkei: News am 07.02.23

Mehr als 4900 Tote in der Türkei und Syrien

Nach der starken Erdbebenserie gestern wird langsam das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar, wobei von Anfang an klar war, dass die Region von einer der schlimmsten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte heimgesucht wurde. Bis jetzt wurden in der Türkei und in Syrien mehr als 4900 Todesopfer bestätigt. Hinzu wurden über 20.000 Verletzte gemeldet. Es ist davon auszugehen, dass die Todeszahlen weiter steigen werden: unter den Trümmern der zahlreichen eingestürzten Hochhäuser werden noch viele Opfer verschüttet sein. Noch ist es das Ziel, nach Verschütteten zu suchen, die noch unter den Trümmern am Leben sein könnten, doch die Chance sie zu retten sinkt von Stunde zu Stunde.

Inzwischen sind großangelegte Hilfsaktionen angelaufen. Die Türkei hatte kurz nach der Katastrophe um internationale Hilfe gebeten. Wer helfen möchte, kann bei einer der vielen Organisationen spenden.

Was war geschehen? Gestern um 01:17:36 UTC begann eine Serie starker Erdbeben. Das Initialbeben hatte eine Momentmagnitude von 7,8. Das Epizentrum lag 30 km west-nordwestlich der Millionenstadt Gaziantep. Nur wenige Minuten später folgte ein weiter starker Erdstoß Mw 6,7. Er manifestierte sich ca. 11 Minuten nach dem ersten Beben. Das Epizentrum lag in der gleichen Region. Während sich das Hypozentrum des ersten Bebens in 10 km Tiefe befand, lag das zweite Beben 40 km tief. Aufgrund der geringeren Magnitude und der größeren Tiefe war es an der Erdoberfläche weniger stark zu spüren gewesen. Trotzdem versetzte es vielen bereits beschädigten Gebäuden den Todesstoß. Dem nicht genug, ereignete sich um 10:24:49 UTC ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7,5. Es wurde in den Medien als Nachbeben bezeichnet, doch dieser Meinung bin ich nicht. Hierbei handelte es sich um ein weiteres Starkbeben, das vom EMSC in gut 90 km Entfernung von den anderen Beben lokalisiert wurde. Demnach befand es sich nordwestlich des eigentlichen Bebenclusters. Sein Epizentrum wurde 11 km süd-südöstlich von Elbistan ausgemacht. Der Erdbebenherd lag auch hier 10 km tief. Der Erdstoß wirkte sich natürlich auch auf die Erdbebenzone aus und verursachte weitere Schäden. Insofern war der Appell der Behörden, der nach dem ersten Erdstoß ausgegeben wurde, die Häuser nicht mehr zu betreten, das Gebot der Stunde!

Neben diesen 3 Beben, die ich als Bebenserie bezeichnen würde, gab es Hunderte Nachbeben entlang des unteren Bereichs der Ostanatolischen Verwerfung. In dem betroffenen Bereich teilt sie sich in 2 Arme auf, deren Verlauf sehr gut anhand des geteilten Bebenclusters auf der Shakemap zu sehen ist. Die meisten Erschütterungen gab es entlang des südlichen Arms, der nahe der Grenze zu Syrien verläuft. Das dritte Beben Mw 7,5 lag am Nordarm der Störung und verursachte dort die Nachbeben. Das EMSC registrierte 25 Nachbeben mit Magnituden ab 5. Alleine diese Beben hatten schon ein moderates Zerstörungspotenzial. Aktuell nehmen Häufigkeit und Intensität der Nachbeben ab.

Sehr starkes Erdbeben erschüttert Türkei am 06.02.23

Erdbeben MW 7,8 erschüttert Südwesten der Türkei

Datum: 06.02.23 | Zeit: 01:17:32 UTC | 37.23 N ; 37.02 E | Tiefe: 10 km | Mw 7,8

Im Südwesten der Türkei hat es ein sehr starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 7,8 gegeben. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 26 km ost-nordöstlich von Nurdağı verortet. In dem Ort leben 12.800 Menschen. Die Großstadt Gaziantep mit mehr als 1 Millionen Bewohnern liegt nur 37 km vom Epizentrum entfernt. Es hat große Schäden und zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Bilder zeigen, dass die Häuser ganzer Straßenzüge eingestürzt sind. Das Hauptbeben manifestierte sich zu nachtschlafender Zeit und riss viele Menschen aus dem Schlaf, die es nicht mehr schafften, ihre Häuser zu verlassen. Das Beben ereignete sich um 04:17:32 Lokalzeit bzw. um 01:17:32 UTC.

Medienberichten zufolge gab es im Mittelmeer einen kleinen Tsunami, obwohl das Epizentrum nicht an der Küste lag, sondern gut

Das Erdbeben ereignete sich in der Grenzregion zu Syrien. Die bekannte Stadt Aleppo, die im Syrienkrieg zum großen Teil zerstört wurde, liegt ebenfalls im Wirkungskreis des Erdbebens. Nach vorläufigen Zahlen sind in der Türkei mindestens 280 Personen ums Leben gekommen. In Syrien wurden bis jetzt mehr als 300 Todesfälle bestätigt. Außerdem gab es Hunderte Verletzte. Die Opferzahlen werden weiter steigen, denn man befindet sich noch ganz am Anfang der Bergungsarbeiten.

Es gibt sehr viele starke Nachbeben, die über ein großes Gebiet entlang der Störungszone streuen. Das stärkste Nachbeben hatte eine Magnitude von 6,7. Die Menschen wurden aufgefordert im Freien zu bleiben, denn viele der Gebäude, die vielleicht nur leicht beschädigt wurden, könnten durch ein starkes Nachbeben zum Einsturz gebracht werden.

Das Erdbeben ereignete sich an der Ostanatolischen Verwerfung. Bei ihr handelt es sich um eine große Blattverschiebung, an der die Anatolische Platte und die Arabische Platte aneinander vorbeigleiten. Steht man auf der Arabischen Platte und blickt nach Norden, dann bewegt sich die Anatolische Platte relativ gesehen nach links und die Arabische Platte nach rechts. Daher spricht man auch von einer sinistralen (linkshändigen) Verschiebung. Da ein großes Segment der Ostanatolischen Verschiebung derzeit bebt, sind weitere starke Erdbeben in anderen Regionen entlang der Störung nicht auszuschließen.

Update 12:00: Uhr: Es gab ein weiteres starkes Erdbeben mit der Magnitude 7,5. Das Hypozentrum lag wieder in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 6 km östlich von Ekinözü verortet.

Vulkan-News 05.02.23: Ecuador

Die drei aktiven Vulkan Ecuadors -Cotopaxi, Sangay und Reventador- bleiben recht munter, wobei es die interessantesten Meldungen aktuelle vom Reventador gibt. Daher sortiere ich die Meldungen in reverser alphabetischer Anordnung.

Das VAAC registriert nordwestlich driftende Vulkanasche in 4600 m Höhe. Das IGEPN berichtet von Ascheeruptionen, die das Material bis zu 1000 m über die Kraterhöhe aufsteigen lassen. Bei den explosiven Eruptionen wird auch glühende Tephra ausgeworfen. Bei einigen Explosionen wird der obere Bereich des Schlackenkegels mit glühender Tephra eingedeckt. Sie reicht bis zu 700 m unterhalb des Kraterrandes hinab. Am 03. Februar wurden 15 Explosionen registriert. Dazu gesellten sich 39 langperiodische Erdbeben und mehrere Tremorphasen.

Der Sangay emittiert heute wieder eine hohe Thermalstrahlung mit 155 MW Leistung. Laut IGEPN steigt Tephra bis zu 800 m über Kraterhöhe auf. Am Freitag wurden 65 seismische Explosionssignale gemeldet. Zudem gab es 5 langperiodische Erdbeben.

Am Cotopaxi steigt die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 7300 m auf und driftet in Richtung Südosten. Die Vulkanologen des Nationalen Instituts meldeten Vulkanasche in 1500 m Höhe über dem Krater. Außerdem gab es 15 langperiodische Erdbeben.

An allen drei Vulkanen deuten die langperiodischen Erdbeben auf Fluidbewegungen im Untergrund hin. Bei den Fluiden wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Magma und vulkanische Gase handeln, die sich im Fördersystem bewegen. Der registrierte Tremor ist typisch für Vulkane im Eruptionsstadium und steht oft in Verbindung mit starken Entgasungen bei explosiven Eruptionen. Dass an keinem der drei Vulkane Signale vulkanotektonischer Erdbeben aufgefangen wurden, lässt den Schluss zu, dass aus größerer Tiefe entweder keine neue Schmelze aufsteigt oder dass die Aufstiegswege frei sind und sich das Magma keine neuen Wege bahnen muss. Die VT-Erdbeben entstehen für gewöhnlich durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen. Am Reventador ist die Seismizität aktuell am höchsten, was darauf hindeutet, dass sich die Aktivität in den nächsten Tagen weiter steigern könnte. An den beiden anderen Vulkanen schaut es derzeit nicht so aus, als würden großartige Änderungen anstehen. Diese Betrachtungen stellen allerdings nur eine Momentaufnahme dar, morgen kann sich schon wieder ein völlig anderes Bild bieten.

Erdbeben-News 05.02.23: PNG

Papua-Neuguinea: Erdbeben MW 5,9

Datum: 04.02.23 | Zeit: 12:22:37 UTC | 6.36 S ; 146.25 E | Tiefe: 100 km | Mw 5,9

Das stärkste Erdbeben der letzten Stunden ereignete sich im Nordosten der Hauptinsel von Papua Neuguinea. Es hatte einen Erdbebenherd in 100 km Tiefe und ein Epizentrum, das 43 km östlich von Kainantu festgestellt wurde. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. In der Nähe liegen mehrere aktive Vulkane. Zu ihnen zählen Mount Giluwe, Manam und Kadovar. Die letzten beiden Vulkane eruptierten in den letzten Monaten sporadisch. Eine Meldung vom Kadovar gab es erst im Januar, als der Inselvulkan eine Aschewolke ausspie.

Tektonische Situation im Gebiet des Epizentrums

Die tektonische Situation in Papua Neuguinea ist komplex und dementsprechend zählt das Land zu den erdbebengefährdetsten Regionen der Erde. PNG liegt auf der Plattengrenze zwischen dem Pazifik und Indoaustralien. Generell wird die ozeanische Platte unter der kontinentalen Platte subduziert und die Tiefe des Hypozentrums des aktuellen Erdbebens deutet darauf hin, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Platte ereignete, die bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist. Allerdings liegt das Epizentrum im Bereich des Schnittpunktes zweier Störungszonen. Bei diesen handelt es sich um die Ramu-Markham-Störungszone und den Aure Fold-and-Thrust Gürtel. Daher ist es auch möglich, dass das Beben direkt mit den Bewegungen entlang dieser Störungszonen stand. Interpretationsversuche der Beben in diesem Bereich sind generell schwierig, da nicht nur die beiden großen Erdkrustenplatten des Pazifiks und Indoaustraliens kollidieren, sondern weil hier an den Plattenbewegungen mehrere Mikroplatten beteiligt sind. So sind der Aure-Moresby-Faltenthrust-Gürtel und das Aure-Moresby-Vorlandbecken das Ergebnis einer großräumigen, gegen den Uhrzeigersinn gerichteten Rotation der 355.000 km2 großen Woodlark-Mikroplatte. Diese Rotation begann bereits im Miozän und dauert bis heute an.


Erdbeben Mw 5,8 erschüttert japanische Inselgruppe

Datum: 05.02.23 | Zeit: 00:03:20 UTC | 32.70 N ; 141.68 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Das japanische Izu-Archipel wurde von einem Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 304 km südöstlich von Tateyama erschüttert. Die vulkanische Inselgruppe südlich der japanischen Hauptstadt erstreckt sich über eine Länge von mehr als 1000 km und beherbergt mehrere Unterwasservulkane, von denen zwei in diesem Monat in den Schlagzeilen standen. Außerdem ist mit dem Nishinoshima ein junger Inselvulkan aktiv.


Chile: Erdstoß Mw 5,5

Datum: 05.02.23 | Zeit: 01:02:45 UTC | 29.65 S ; 71.12 W | Tiefe: 60 km | Mw 5,5

Ein Erdbeben der Magnitude 5,5 ereignete sich in Chile. Es hatte einen Erdbebenherd in 60 km Tiefe und ein Epizentrum, das 40 km nord-nordöstlich von Coquimbo verortet wurde. Der Ort liegt an der Küste in relativer Nähe zu Valparaiso, das für seine Starkbeben berüchtigt ist. Das Epizentrum des Bebens befand sich nicht direkt an der Küste, sondern ein wenig landeinwärts. In der Region gibt es aktuell zahlreiche Erschütterungen.


Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,0

Datum: 05.02.23 | Zeit: 00:45:36 UTC | 40.80 N ; 14.11 E | Tiefe: 4 km | Md 3,0

Heute Nacht manifestierte sich unter den Phlegräischen Feldern ein Erdbeben der Magnitude 3,0. Der Erdbebenherd lag in nur 4 km Tiefe. das Epizentrum befand sich im Golf von Pozzuoli und wurde vom EMSC 15 km südwestlich von Neapel verortet. Erst gestern hatte ich einen kleinen Erdbebenschwarm unter der Solfatara gemeldet.

Vulkan Bromo heizt auf am 04.02.23

Bromo auf Java steht möglicherweise kurz vor einer Eruption

Der indonesische Vulkan Bromo liegt in der javanesischen Tengger-Caldera und steht offenbar kurz vor einem Vulkanausbruch oder hat mit diesem bereits begonnen. Das PVMGB brachte heute eine entsprechende Warnung heraus, nachdem Mitarbeiter des örtlichen Feldobservatoriums eine starke Dampfentwicklung gemeldet hatten. Demnach steigt der Dampf bis zu 900 m hoch auf und riecht stark nach schwefligen Gasen. In dem Bericht ist von „Feuer“ die Rede, das im Krater lodern soll. Also vermute ich, dass bereits Lava im Schlot steht oder dass sogar bereits geringe Mengen rotglühende Tephra gefördert wurden.

Laut dem Erdbeben-Histogram beim VSI/MAGMA wurden in den letzten zwei Wochen drei vulkanotektonische Erdbeben registriert, anhand derer man allerdings nicht an einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch denken würde. In einem Newsartikel heißt es hingegen, dass Tremor mit einer Amplitude zwischen 0,5 und 1 mm registriert wird, dazu kommen tiefe vulkanotektonische Erdbeben. Das wirft natürlich die Frage auf, wie genau der Bromo tatsächlich beobachtet wird. Bei meinem letzten Besuch im Feldobservatorium, das in einer Hütte am Calderarand untergebracht war, verfügte man lediglich über einen alten mobilen Trommelseismograf. Das ist aber nun auch wieder fast 13 Jahre her und die Zeit ist dort auch nicht stehen geblieben.

Weitere Recherchen zeigten, dass es tatsächlich bereits zu kleinen Eruptionen mit Lavaspattering gekommen ist. Auf einem Bild erkennt man einzelne glühende Schlacken, die über dem Kraterrand aufgestiegen sind. Satellitenfotos geben nicht viel her, da es in den letzten Tagen bewölkt war. Auf Aufnahmen des letzten Monats kann man aber eine kleine thermische Anomalie im Krater erkennen.

Es ist nicht komplett auszuschließen, dass die beginnende Eruption durch Erdbeben ausgelöst wurde, die sich im Dezember (Mw 5,9) und Januar (Mw 5,3) vor der Südküste Javas ereigneten. Da sich vergleichbare Erdbeben aber recht oft ind er Region zutragen, ist ein Zusammenhang praktisch nicht zu beweisen.

Vulkan Campi Flegrei: Neueröffnung der Solfatara?

Solfatara-Krater wird trotz anhaltender Seismizität scheinbar wieder zugänglich gemacht

Seit gestern ist die Erdbebentätigkeit im Bereich der Solfatara wieder etwas erhöht. Die Seismometer des INGV registrierten seit gestern 15 Erdbeben geringer Magnituden. Die beiden Stärksten brachten es auf M 1,1 und lagen in Tiefen von 3,7 und 1,4 km. Während das tiefere Beben im Golf von Pozzuoli lag, manifestierte sich das flacher liegende Erdbeben unter dem Solfatara-Krater. Dort befanden sich auch die meisten anderen Beben des Schwarms.

Im letzten Wochenbericht des zuständigen Observatoriums in Neapel hieß es, dass sich die Bodenhebung weiter auf hohem Niveau befindet. Zwar konnte kein exakter Wert ermittelt werden, da sich die Bodenhebung nach einer Flaute im Dezember wieder beschleunigte, doch man geht davon aus, dass sie wieder im Bereich von 15 mm im Monat liegt. Seit 2011 hob sich der Boden um ca. 97.5 cm und wenn es so weitergeht, wird bald die 1-m-Marke geknackt werden. Die Gastemperatur an der Fumarole von Pisciarelli war ebenfalls hoch und lag im Durchschnitt bei 92 Grad Celsius.

Solfatara soll wiedereröffnet werden

Trotz der weiterhin hohen hydrothermalen Aktivität und der Gefahr, dass sich phreatische Eruptionen ereignen könnten, arbeitet man gerade daran, den Solfatara-Krater wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für mich kommt das einer kleinen Sensation gleich, denn ich finde diesen Platz im Herzen Südeuropas geradezu magisch: ein Kleinod für alle Vulkanspotter und eine vergleichsweise ruhige Oase in der Nähe des quirligen Neapels. Mir ist zwar noch kein offizieller Eröffnungstermin bekannt geworden, doch in unserer FB-Gruppe wurde ein Beitrag gepostet von jemandem, der dort gerade an den Aufräumarbeiten beteiligt ist. Und so wie es aussieht, wird auch der Campingplatz wieder hergestellt. Vielleicht kann man also dort bald wieder übernachten, was die Sache noch interessanter machen würde.

Die Anlage wurde im Jahr 2017 geschlossen, nachdem mehrere Mitglieder einer Familie in eine fumarolisch aktive Grube gestiegen sind und erstickten. Sie versuchten ein Kind ihrer Familie zu retten, das offenbar in einem abgesperrten Bereich unterwegs war und dort durch die dünne Kruste gebrochen ist.