Vulkan-News 09.02.23: Santiaguito

Santiaguito erzeugt Ascheeruptionen

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Aktivität: Dom

Der guatemaltekische Vulkan Santiaguito ist weiterhin extrusiv und explosiv aktiv. Die extrusive Aktivität manifestiert sich in Form von Domwachstum an der Caliente-Kuppe. Es gehen Schuttlawinen ab und INSIVUMEH warnt vor größeren Blöcken und der Möglichkeit, dass pyroklastische Ströme entstehen können. Über Lavastromaktivität wurde nichts berichtet. Auf dem jüngsten Thermalbild vom Sentinel-Satellitenprogramm vom 8. Februar erkennt man an der Lavafront einen winzigen Hotspot. Eine kleine Glutspur zieht sich vom Dom ausgehend über den oberen Bereich der Südwestflanke. Es sieht also so aus, als wäre der Lavastrom weitestgehend zum Stillstand gekommen. Diese Form der effusiven Aktivität kann man getrost als gering bezeichnen. Ewas munterer geht es in Bezug auf die explosive Aktivität zu. Die Vulkanologen berichten von Ascheeruptionen. Sie stoßen feine Vulkanasche bis zu 800 m über Kraterhöhe. Gestern driftete die Asche über bewohntes Gebiet und hinterließ auf Fahrzeugen eine feine Ascheschicht. Außerdem gibt es Dampfemissionen, die bis zu 700 m hoch aufsteigen.

Interessant ist, dass aktuell 2 internationale Forschungseinrichtungen neue Messgeräte am Santiaguito installierten. Hierbei handelt es sich um die MTU (US-Bundesstaat Michigan) und die Universität Durham. Es wurden seismische Anlagen und zwei Dopplerradare installiert, die die Ascheemissionen beobachten sollen. Eventuell können die Geräte eingesetzt werden, um vor pyroklastischen Strömen zu warnen. Es ist wohl die größte Installationskampagne seit der Katastrophe von 2018, bei der viele Messinstrumente zerstört wurden. Inwieweit die Daten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist mir nicht bekannt.

Unsere Vulkanologische Gesellschaft e.V. steht ebenfalls in Kontakt mit INSIVUMEH und wir eruieren die Möglichkeit, am Santiaguito eine Livecam zu installieren. Allerdings gestaltet sich das Unterfangen als relativ aufwendig. Ein Problem besteht darin, einen geeigneten Installationsplatz mit vorhandener Stromversorgung und Internetverbindung zu finden. Eine Insellösung ist zu kostspielig und wartungsintensiv.


Weitere Kurz-Meldungen:

Popocatepetl mit Vulkanasche in 6400 m Höhe

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl bleibt aktiv und erzeugt Aschewolken, die heute bis auf einer Höhe von 6.400 m aufgestiegen sind und vom Wind in Richtung Osten verdriftet wurden. CENAPRED berichtet außerdem von 132 Asche-Dampf-Exhalationen, 70 Minuten Tremor und einem vulkanotektonischen Erdbeben.


Bromo mit Dampfwolke

Staat: Indonesien | Lokation: -7.95112.95 | Aktivität: Dampf-Emissionen

Der javanesische Vulkan Bromo emittiert immer noch vermehrt Dampf. Laut einem MAGMA-Update steigt die Dampfwolke bis zu 500 m hoch auf. Gestern wurden 2 vulkanotektonische Erdbeben registriert.

Erdbeben Türkei: Küstenabschnitte überflutet

Eine um gut 3 m versetzte Straße im Zentrum von Kahramanmaraş. © CNN Turkey

Bodenabsenkung und horizontaler Versatz nach Erdbebensequenz

Im türkisch-syrischen Erdbebengebiet schnellen die Opferzahlen weiter in die Höhe und haben sich gegenüber gestern verdoppelt: bis jetzt wurden mehr als 16.000 Todesopfer bestätigt. Die Zahlen werden weiter ansteigen. Angestiegen ist auch der Meeresspiegel an der Küste im Südwesten der Türkei, zumindest relativ: Da das Land infolge des Erdbebens abgesackt ist, wurden mehrere Küstengemeinden im Bezirk Iskenderun in der Provinz Hatay überflutet. In den Medienberichten ist die Rede davon, dass das Wasser bis zu 200 m weit ins Landesinnere vorgedrungen ist. Der Boden soll sich um bis zu 1 m abgesenkt haben. Auf einem Video sieht man Autos, die eine überflutete Straße passieren. Das Wasser reicht ihnen fast bis zu der Stoßstange, steht also ca. 20 cm hoch in den Straßen. Anders als bei einer Flut wird das Wasser nicht mehr zurückweichen, da sich ja der Boden dauerhaft abgesenkt hat.

Es gibt weitere Bilder, auf denen zu erkennen ist, dass Straßen und Schienen um gut 3 Meter horizontal versetzt wurden. Dieser Wert wurde von örtlichen Seismologen als Versatz infolge des Erdbebens bestätigt. Die Verwerfung brach auf einer Linie von Gölbaşıbis nach Türkoğlu. In den nächsten Tagen sollten weitere wissenschaftlich bestätigte Daten zu den geologischen und geografischen Auswirkungen der Erdbebensequenz veröffentlicht werden.

Großbrand im Hafen von Iskenderun

Neben den allgemeinen Zerstörungen und den Überflutungen gab es in Iskenderun ein weiteres Problem: Im Containerhafen war ein Großbrand ausgebrochen, der mit Hilfe von Löschflugzeugen bekämpft werden musste. Außerdem gab es mehrere kleine Brände zu bekämpfen. Aufgrund der verschütteten und blockierten Straßen haben Feuerwehren und Einsatzkräfte Probleme bis zu den Feuern vorzudringen. Das gleiche gilt auch für viele entlegene Orte jenseits des Ballungsraums. Viele Menschen stehen in den Trümmern ihrer Orte und suchen ohne Hilfe von außen nach Verschütteten. Viele Menschen sind obdachlos und müssen in Autos übernachten, da nicht einmal genug Notunterkünfte zur Verfügung stehen.

Mangelhafter Katastrophenschutz

Wie immer war man auf so eine große Katastrophe nicht vorbereitet, obwohl das Erdbeben vorprogrammiert war genauso wie es vergleichbare (oder schlimmere) Ereignisse auch in Zukunft geben wird! Das ist jetzt nicht einmal Kritik an amtierende Politiker, sondern eine Kritik am menschlichen Verhalten generell, dass solche existenziellen Gefahren ausblendet, nur weil sie vermeintlich in ferner Zukunft liegen. Wir in Deutschland wären auf Katastrophen vergleichbaren Ausmaßes nicht im geringsten vorbereitet. Als Beispiel kann man auf die Ahrtal-Katastrophe verweisen, die im Vergleich zu den Geschehnissen in der Türkei ein sehr begrenztes Gebiet erfasste! Katastrophenschutz und unbürokratische Hilfe sind auch hierzulande Fremdwörter.