Vulkan Erta Alé: Neue Videos am 26.01.23

Video zeigt neuen Schlot am Erta Alé

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Die Aktivität am äthiopischen Vulkan Erta Alé hat sich seit dem letzten Update nicht geändert. Neu ist allerdings ein Video, dass der Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw von seiner letzten Tour zum Vulkan in der Danakil-Wüste mitbrachte. Es zeigt den neuen Schlot am Südrand des Nordkraters. Kurz unter der Oberfläche scheint Magma zu stehen, denn die Wände des Schlots glühen. Außerdem „atmet“ der Vulkan stoßweise Gas aus. Ein zweites Video zeigt den Hornito, der sich auf dem Deckel des Lavasees im Südkrater gebildet hat. Auch er entgast und man erkennt aus der Drohnenperspektive Rotglut im Schlot. Man kann davon ausgehen, dass unter der Erstarrungskruste Lava brodelt. Am Ende der kurzen Sequenz sieht man einen Riss am linken Bildrand. Hier könnte der Deckel bald einstürzen, sodass wieder ein Fenster entsteht, durch das man den Lavasee sehen kann.

Der Erta Alé ist ein flacher Schildvulkan im Afar-Dreieck und für seinen permanenten Lavasee bekannt, der seit seinem letzten Auslaufen im Jahr 2018 nicht mehr ganz so permanent sichtbar ist. Aber auch früher gab es solche Phasen, während derer sich eine meterdicke Erstarrungskruste auf dem Lavasee bildete und Hornitos wuchsen. Fällt der Lavaseespiegel ab, nachdem sich die Kruste bildete, hat man praktisch einen Deckel auf dem Krater, ähnlich wie einen Deckel auf einem Kochtopf. Er isoliert den Lavasee prima gegen Abkühlung, sodass er aktiv bleibt, auch wenn mal weniger Lava zirkuliert. Dieser Deckel kann kollabieren oder aber geschmolzen werden, sobald der Lavaseespiegel wieder ansteigt und die Unterseite des Deckels berührt. Wann das wieder der Fall sein wird, lässt sich allerdings nicht prognostizieren. Meines Wissens nach gibt es am Erta Alé keine systematische Überwachung: er liegt in einem dünn besiedelten Gebiet, in einer der heißesten und trockensten Wüsten der Erde. Daher werden Menschen kaum gefährdet. Eine Überwachung -oder wenigstens Messkampagnen- des Vulkans wäre trotzdem akademisch interessant.

Erdbeben bei Rhodos am 25.01.23

Erdbeben Mw 5,9 südöstlich von Rhodos

Datum: 25.01.23 | Zeit: 12:37:06 UTC | 35.75 N ; 28.54 E | Tiefe: 35 km | Mw 5,9

In der Ägäis bebte es heute Nachmittag mit einer Magnitude von 5,9. Das Epizentrum lag südöstlich der griechischen Urlaubsinsel Rhodos und wurde 69 km südöstlich von Afántou verortet. Das Hypozentrum lag in 35 km Tiefe. Das Beben wurde von den Bewohnern der Insel wahrgenommen und als stark empfunden. Bis jetzt liegen keine Berichte über größere Schäden vor, was wahrscheinlich der Tiefe des Erdbebenherds zu verdanken ist. Es gab mehrere Nachbeben.

Die Region ist erdbebengeplagt. In der Ägäis sind moderate Erdstöße praktisch an der Tagesordnung und hängen großtektonisch betrachtet mit der Kollision von Afrika und Eurasien zusammen, wobei die kleine Ägäische Platte zwischen die Fronten geraten ist und wie in einem Schraubstock unter Druck gerät. Die Insel Rhodos liegt am Südostrand der Ägäischen Platte, nahe jener Stelle, an der sie mit der Anatolischen Platte und der Afrikanischen Platte zusammenstößt. Die Nahtgrenze wird durch eine Verlängerung des Hellenischen Grabens gebildet, dessen Teilstück zwischen Kreta und Rhodos Plinius-Graben heißt und an dem die Afrikanische Platte unter die Ägäische Platte subduziert wird. Südlich von Rhodos liegt der Strabo-Graben, der parallel zum Plinius-Graben verläuft und ebenfalls zum System des Hellenischen-Grabens gehört. An diesem Strabo-Graben manifestierte sich das aktuelle Erdbeben. Die Region der Gräben von Plinius und Strabo gehorchen laut einer aktuellen Studie überdies der Mechanik eines sinistralen Scherzonenmodells, das von Tchalenko 1970 postuliert wurde. Entlang des Systems könnte sich zudem ein tieferer Riss in der Lithosphäre gebildet haben.

In der Region von Rhodos ereigneten sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts 18 Erdbeben mit Magnituden ab 4. In dieser Periode manifestierten sich die zwei stärksten Erdstöße mit den Magnitude 7,3 und 7,1 am 24. und 25. April 1957. Die antike Monumental-Figur „Koloss von Rhodos“, die zu den sieben Weltwundern der Antike gehörte, stürzte infolge eines starken Erdbebens im Zeitraum 227/226 v. Chr. um. Dabei wurden auch viele Orte der Insel zerstört.

Unterwasservulkan Kaitoku ist im Januar aktiv

Japanischer Unterwasservulkan eruptiert

Der pazifische Unterwasservulkan Kaitoku liegt im Bonin-Archipel, das sich gut 1000 km südlich von Tokio befindet. Satellitenaufnahmen vom Anfang des Monats zeigen grünliche Wasserverfärbungen, die belegen, dass der Vulkan ausgebrochen ist. Wie die Eruption genau aussieht, lässt sich anhand der Fotos nicht ablesen. Entweder gibt es eine starke hydrothermale Aktivität und die Eruption von Lava.

Die Eruption könnte laut Medienberichten bereits im Sommer begonnen haben. Das GVP berichtete erst Mitte Januar von der Eruption.

Kaitoku befindet sich in guter Gesellschaft, denn die Inseln des Bonin-Archipels sind allesamt vulkanischen Ursprungs. In den letzten Jahren stand vor allem die Vulkaninsel Nishinoshima im Fokus der Berichterstattung. Mitte Januar ging von ihm eine schwache thermische Anomalie aus, doch größere Eruptionen gab es hier zuletzt im letzten Jahr.

Kaitoku Seamount bildet eine komplexe Struktur mit 3 unterseeischen Gipfeln. Er reicht bis 95 m an die Wasseroberfläche heran. Nur der östlichste der Kegel ist aktiv. Die bislang jüngste Eruption ereignete sich 1984. Es gibt historische Berichte, nach denen sich 1543 eine Eruption zugetragen haben könnte.

Während es an Land ca. 1900 aktive Vulkane gibt, ist ihre Anzahl unterwasser deutlich höher. Schätzungen zufolge sollen sich gut 2/3 der weltweiten Eruptionen unter Wasser abspielen. Die Anzahl der Unterwasservulkane ist nicht bekannt. Einige Medien berichten in Bezug auf die Vorgänge am Kaitoku, dass es bis zu 25 Millionen Unterwasservulkane geben soll. Mir selbst war bislang nur Ohren gekommen, dass es mehr als 1 Millionen sein könnten.

Die Satellitenaufnahme wurde vom Erdbeobachtungssatelliten Landsat 8 gemacht. Er umrundet die Erde innerhalb von 99 Minuten. Sein orbit verläuft in 700 Kilometern Entfernung zur Erdoberfläche. Um die gesamte Erdoberfläche abzulichten braucht er 16 Tage.

Erdkern dreht sich langsamer

Studie entdeckt Schwankungen in der Drehgeschwindigkeit des Erdkerns

Eine neue Studie chinesischer Wissenschaftler will Belege für Schwankungen der Rotationsgeschwindigkeit des Erdkerns gefunden haben. Sie soll ebensolche Schwankungen der Tageslänge erklären, die durch Anpassungen der Weltzeit korrigiert werden.

Zum Anfang des Jahrzehnts titelten viele Zeitschriften, dass die Tage kürzer werden statt länger. Die Schwankungen lagen zwar nur im Millisekundenbereich, doch sie wirkten sich auf die Weltzeit aus und man diskutierte eine Schaltsekunde. Normalerweise verlängert sich die Tageszeit jedes Jahr ein wenig, weil die Geschwindigkeit der Erdrotation abnimmt. Eine Folge der Mondgravitation, die uns abbremst. Doch wodurch die Verkürzung der Tageszeit bzw. die Beschleunigung der Erdrotation verursacht werden könnten, blieb spekulativ. Das könnte sich nun geändert haben, denn die Forscher Yi Yang und Xiaodong Song fanden heraus, dass die Rotationsgeschwindigkeit des Erdkerns variiert, was weitreichende Folgen bis hin zur Beschleunigung und Abbremsung der gesamten Erde haben könnte.

Diesem Phänomen kamen die Forscher durch Untersuchungen von Erdbebenwellen auf die Spur. Sie nahmen die Daten von Erdbeben unter die Lupe, die sich in zwei unterschiedlichen Zeitabschnitten an ähnlichen Orten zutrugen. Als Perioden wählten sie die Intervalle zwischen 1995 bis 2008 und 2009 bis 2020 aus. Die Erdbebenwellen durchliefen den gesamten Planeten und passierten dabei auch den Erdkern. Sie fanden heraus, dass es während der ersten Periode Laufzeitunterschiede der Erdbebenwellen zweier Erdbeben in der gleichen Region gab, während das während der zweiten Periode kaum der Fall war. Daraus folgerten die Wissenschaftler, dass sich der Erdkern während der ersten Periode schneller drehte als der Erdmantel. In der zweiten Periode war der Unterschied der Rotationsgeschwindigkeiten deutlich kleiner, was auf eine fast gleichschnelle Rotation von Erdkern und Erdmantel hindeutet. Yi Yang und Xiaodong Song folgerten, dass die Rotationsgeschwindigkeit des Erdkerns einem Zyklus unterliegt und postulierten, dass er gut 70 Jahre dauern könnte. Dieser Zyklus könnte zum Ende des letzten Jahrzehnts ausgelaufen sein und sich nun wieder beschleunigen.

Unterschiede in der Rotationsgeschwindigkeit des Erdkerns könnten sich auch auf das Erdmagnetfeld auswirken. Ob sie auch Erdbeben und Vulkanausbrüche beeinflusst, ist eine offene Frage. Kontrovers diskutierte Forschungen wollen zeigen, dass es auch hier eine gewisse Zyklizität gibt. (Quelle: nature.com)

Erdbeben erschütterte Nepal am 24. Januar

Erdbeben Mw 5,6 richtete Schäden in Nepal an

Datum: 24.01.23 | Zeit: 08:58:30 UTC | 29.67 N ; 81.74 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Gestern Morgen erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,6 Nepal. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 61 km nordwestlich von Jumla festgestellt. Beim EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus mehr als 120 km Entfernung zum Epizentrum vor. So ist es nicht verwunderlich, dass der Erdstoß nahe des Epizentrums Schäden verursachte. Besonders stark wurde das Dorf Badimalika getroffen, wo zahlreiche Gebäude einstürzten. Insgesamt sollen mehr als 40 Häuser beschädigt oder zerstört worden sein. Tatsächlich gab es auch mindestens einen Toten und zwei Verletzte. Bei dem bestätigten Todesopfer handelt es sich um einen 35-jährigen Mann, der von einem Stein am Kopf getroffen wurde. Das Beben löste in der Bergregion Steinschläge und Erdrutsche aus. Auch Nutztiere wurden Opfer des Bebens.

Tektonische Situation in Nepal

Die Erdbebenregion liegt im Himalaya im Nordwesten von Nepal. Treibende Kraft für die Auffaltung des Gebirges ist die Kollision der Indischen Platte mit jener Eurasiens. So ist auch dieses Erdbeben als Folge der Orogenese zu interpretieren. Das tektonische Setting des Himalayas wird von drei Hauptüberschiebungen dominiert, wobei das Alter der Überschiebungen von Norden nach Süden abnimmt. Forscher vermuten, dass die drei Überschiebungen in der Tiefe zusammenlaufen und ein Dekollement (tektonische Abscherungsfläche) bilden. Dieses Dekollement wird als Main Himalayan Thrust bezeichnet. Das aktuelle Erdbeben stand aber nicht mit dem Dekollement in Verbindung, sondern mit der zentralen Hauptüberschiebung, die eine der ältesten tektonischen Strukturen des Himalaya-Gebirges ist.

Da die Orogenese des Himalayas noch nicht abgeschlossen ist und die Hebungsrate größer als die Erosion ist, wächst das Gebirge pro Jahr um 1 Zentimeter. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass es in der Region häufig zu starken Erdbeben kommt. Aufgrund der betagten und einfach strukturierten Bausubstanz in den ländlichen Regionen Nepals kommt es häufig zu starken Schäden und Todesopfern. Im Jahr 2015 starben in Nepal fast 9000 Personen infolge eines Erdbebens der Magnitude 7,8.

Erdbeben-News 25.01.23: Argentinien

Erdbeben Mw 6,4 tief unter Argentinien

Datum: 24.01.23 | Zeit: 18:36:59 UTC | 26.74 S ; 63.16 W | Tiefe: 585 km | Mw 6,4

Das südamerikanische Argentinien wurde von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,4 erschüttert. Das Epizentrum wurde 35 km südwestlich von Campo Gallo verortet. Der Erdbebenherd lag in der großen Tiefe von 585 km und somit im Erdmantel. Sehr wahrscheinlich manifestierte sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Pazifikplatte, die vor der Küste Chiles in den Erdmantel abgetaucht war und nicht geschmolzen ist.


Indonesien: weiteres Nachbeben unter der Molukkensee

Datum: 24.01.23 | Zeit: 20:17:55 UTC | 3.14 N ; 127.08 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,5

Gestern Abend ereignete sich ein weiteres mittelschweres Nachbeben unter dem Erdbebengebiet der Molukkensee. Es hatte eine Magnitude von 5,5 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Es wurde 188 km nordwestlich von Tobelo verortet.


Zentrales Mittelmeer: Erdbeben Mw 5,4

Datum: 24.01.23 | Zeit: 20:25:35 UTC | 34.90 N ; 14.30 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,4

Auch die Region des zentralen Mittelmeers südlich von Malta wird von weiteren Erschütterungen heimgesucht. Diesmal war es ein Beben der Magnitude 5,4 mit einem Hypozentrum in 10 km Tiefe, das 112 km südlich von Birkirkara auf Malta verortet wurde. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.

Vulkan Stromboli am 24.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Neuer Lavaüberlauf und Hangrutsch

Wie das INGV heute Nachmittag berichtete, begann um 14.20 UTC ein neuer Lavaüberlauf. Zwei Minuten später ereignete sich ein Hangrutsch aus instabilem Material, der den Fuß der Sciara del Fuoco erreichte und ins Meer krachte. sehr wahrscheinlich hat der Lavastrom den Hangrutsch ausgelöst. Zu einem pyroklastischen Strom sit es scheinbar nicht gekommen. Der Tremor stieg an, erreichte aber nicht den roten Bereich und blieb somit moderat. Die Daten aus den Bodenverformungsmessnetzen zeigen keine signifikanten Schwankungen. Da die INGV Livecams am Stromboli allesamt offline sind, kann ich leider keine neuen Bilder mit Blick auf die Sciara liefern. Einzig die Livecam von ilvulcanoapiedi.it arbeitet, dort sieht man aber leider nur einen Anschnitt des Stroms.

Überblick über die Aktivität der letzten Woche

Im heute veröffentlichten INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 16.-22. Januar wurde dem Stromboli eine normale explosive Schlackenwurftätigkeit attestiert, wobei die Häufigkeit der Eruptionen pro Stunde variierte: Mal war sie mit 3 Ereignissen pro Stunde niedrig, um später mittelhohe Werte mit 9 Ereignissen pro Stunde anzunehmen. Die Intensität der Explosionen im Nordkrater wurde als überwiegend niedrig beschrieben. Zudem kam es dort zu Phasen mit Lavaspattering. Im zentralen Kraterbereich gab es einige stärkere Eruptionen. Am 17. Januar 2023 kam es zu einem kleineren Lavaüberlauf aus dem nördlichen Kraterbereich. Parallel zu diesem Ereignis wurde eine starke Wärmeanomalie detektiert.

Die Seismizität war in der letzten Woche unauffällig und der Tremor nahm niedrige bis mittelhohe Werte an. Es wurden keine signifikanten Schwankungen der Bodenverformung detektiert. Auch der Gasflux zeigte keine großen Veränderungen gegenüber der Vorwoche: Es wurden moderate Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen. Der Kohlendioxid-Ausstoß erreichte mittelhohe bis hohe Werte. Das deutet darauf hin, dass aus der Tiefe Magma aufsteigt.

Die Vulkanologen rechnen nicht mit einer großartigen Änderung des eruptiven Geschehens und weisen darauf hin, dass im Zuge der Lavaüberläufe Schuttlawinen und pyroklastische Ströme entstehen könnten. Sekundäre Explosionen durch den Kontakt von Lava mit Meerwasser könnten Lavatrümmer einige Hundert Meter weit schleudern. Das Auftreten überdurchschnittlich starker Explosionen kann nicht ausgeschlossen werden.

Vulkan Ätna am 24.01.23

Aktivität am Ätna fluktuiert

Gestern Abend ließ der Lava-Ausstoß aus der Bocce auf 2850 m Höhe nach und der Teil des Lavastroms, der auf der Thermalcam des INGV sichtbar war versiegte langsam. Heute Morgen zeigte sich der Steilhang des Valle del Bove kalt. Oberhalb des Steilhangs wurde nachmittags dann wieder ein neues thermisches Signal sichtbar und ein neuer Lavastrom begann zu fließen. Aktuell hüllt sich der Vulkan wieder in Wolken, so das wir uns wohl in Geduld übern müssen, bis die Sicht wieder besser wird.

Das neue INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 16.-22. Januar 2023 wurde soeben veröffentlicht. Es fasst die Lavastrom-Aktivität der letzten Tage zusammen. Im Wesentlichen wird das bestätigt, was ich in meinen Updates bereits schrieb: es gab mehrere Fluktuationen in der Förderrate. In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar nahm die Lavaemission schrittweise ab und in den frühen Morgenstunden des 18. Januar setzte die Aktivität wieder ein. Sie erzeugte zwei Lavaströme, von denen einer nach Nordosten gerichtet war. Der andere floss in östlicher Richtung an die steile Westwand des Bove-Tals. Die fortgeschrittenen Fronten stagnierten zunächst auf einer Höhe von etwa 2500-2400 m. Am 20. Januar erreichte ein Strom den Fuß der Westwand. Am darauffolgenden Tag nahm die Ergussrate wieder ab, um am Abend wieder zuzunehmen. Am Abend des 22. Januar floss ein neuer Strom das Bove-Tal hinab und nähert sich dem Fuß der westlichen Wand, auf etwa 2200-2250 m Höhe.

Darüber hinaus wurde eine geringe seismische Aktivität beobachtet. Die Tremor-Amplitude bewegte sich auch auf niedrigem bis mittlerem Niveau. Das Gleiche galt für den Ausstoß an Schwefeldioxid. Der Kohlendioxid-Flux war durchschnittlich. Es gab nur eine geringe Infraschalltätigkeit aus Richtung der Bocca Nuova.

Die interessanteste Erkenntnis lieferte eine chemische Untersuchung der aktuell eruptierten Lava. Sie zeigt, dass der Lavastrom die am weitesten entwickelte Zusammensetzung unter den Laven hat, die im letzten Jahr im Rahmen der Lavastromtätigkeit am Südostkrater eruptiert wurden. Das zeigt, dass das Magma im Speichersystem des Vulkans reifte und dass es sich nicht um frisch aufgestiegenes Magma handelt. Für einen massiven Magmenaufstieg gibt es momentan auch keine Anzeichen.

Naturphänomene am 24.01.23: Eiskalt in China

Neuer Kälterekord in China

Gestern berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, dass in China ein neuer Kälterekord aufgestellt wurde: im Mohe-Distrikt fiel das Thermometer auf -53 Grad Celsius. Damit wurde der alte Kälterekord aus dem Jahre 1969 gebrochen. Damals war es -52,3 Grad kalt. Der Rekord wurde im Großen Hinggan-Gebirge aufgestellt, das in der Provinz Heilongjiang nahe der russischen Grenze liegt. An drei Tagen in Folge lagen die Temperaturen unter -50 Grad. Der Mohe-Distrikt gilt als der Kältepol Chinas: an 8 Monaten in Jahr liegt Schnee und die Durchschnittstemperaturen liegen bei 3 Grad.

Doch die eisigen Temperaturen ereigneten sich im Zuge einer Kältewelle, die nun auch andere Teile Chinas erfasst: So wurde gestern für den Großraum Peking die höchste Wetterwarnstufe „blau“ ausgerufen. Es wurde ein Temperatursturz von bis zu 16 Grad prognostiziert und es soll zu starken Stürmen kommen. Zumindest der Temperatursturz ist eingetreten, denn aktuell ist es dort -14 Grad kalt.

In den letzten Monaten reihen sich auffällig viele Klimaextreme aneinander, die oft ihre Ursache in einem schwächelnden Jetstream finden. Außerdem dominieren die pazifischen Klimaphänomene El Nino und La Nina das Wettergeschehen entlang des Äquators, was sich aber auch auf andere Regionen der Erde auswirkt. Der Vulkanausbruch auf Tonga könnte ebenfalls seine Finger mit im Spiel haben. Neben den natürlichen Klimaphänomenen ist auch der Einfluss des anthropogenen Klimawandels nicht von der Hand zu weisen: ein Grund für den schwächelnden Jetstream sind Temperaturerhöhungen der Stratosphäre, was in tiefen Luftschichten den Fluss von Hoch- und Tiefdruckgebieten beeinflusst und die kalten oder warmen Luftmassen in gemäßigte Zonen lenkt. Wobei der Begriff „gemäßigte Zonen“ an sich irreführend ist: Während des Winters ist es bei uns normalerweise so kalt, dass der felllose Mensch ohne Feuer und die Verbrennung fossiler Energieträger praktisch nicht überleben kann. Mit der Besiedelung der „gemäßigten Zonen“ war ein anthropogener Einfluss auf das Klima bereits vorprogrammiert, obwohl das Heizen allein wohl nicht zur Klimakatastrophe führen würde.

In diesem Sinne überrascht auch ein neuer Klimabericht nicht, dass sich ausgerechnet Europa am schnellsten erwärmt. Seit 1991 ist es pro Jahrzehnt um 0,5 Grad wärmer geworden. Darunter leiden primär die Gletscher, deren Mächtigkeit bis 2021 um 30 m abgenommen hat. Langfristig gesehen könnte die Wasserversorgung gefährdet sein.

Apropos Gletscher: Am Sonntag ist in der Antarktis eine gigantische Eisscholle vom Brunt-Eisschelf abgebrochen. Sie hört auf den Namen Chasm-1 und hat eine Fläche von 1550 Quadratkilometern und ist damit größer als London. Als Ursache wird einmal nicht der Klimawandel verantwortlich gemacht, sondern eine Springflut. Generell lösen sich vom Eisschelf immer wieder große Schollen. Teilweise sollen solche Ereignisse aber dann doch mit dem Klimawandel zusammenhängen.