Nach wie vor gibt es viele Erdbeben auf Island, aber auch bei den Liparischen Inseln und in der Long-Valley-Caldera ist die Erdbebenaktivität erhöht. Eine Erdbebenserie gab es ebenfalls in der Region des mexikanischen Paricutin. Doch der Reihe nach:
Erdbeben auf Island
Die Bebentätigkeit im Bereich von Island ist weiterhin hoch. Das Schwarmbeben am Herdubreid hat an Intensität etwas eingebüßt, dennoch wurden in den letzten 48 Stunden 447 Erschütterungen in der Vatnajökull-Region festgestellt, in der der Herdubreid liegt. Seit dem 22. Oktober wurden fast 4000 Beben registriert. Einige lagen unter der Askja und dem Grimsvötn. Insgesamt ist viel Bewegung in den beiden Zentralvulkanen, von denen einige Forscher annehmen, dass sie zusammenhängen und ein großes gemeinsames System bilden. Ich halte es für wahrscheinlich, dass Grimsvötn-Bardarbunga und Askja allesamt vom Island-Plume gespeist werden.
Weitere Erdbeben gab es auch im Bereich von Grimsey und der Tjörnes-Fracture-Zone. Das stärkste Beben hatte gestern eine Magnitude von 4,0 und lag 30 km von Grimsey entfernt. Insgesamt gab es im bekannten Beobachtungszeitraum 90 Erschütterungen. Ob sie ausschließlich im Zusammenhang mit tektonischen Prozessen stehen, oder ob auch hier Magma seine Finger im Spiel hat ist unklar.
Im Süden Islands steht wieder die Reykjanes-Halbinsel im Fokus des Erdbebengeschehens. Hier wurden 47 Beben festgestellt. Im Süden der Insel bebte es 11 Mal. Erwähnenswert sind auch 4 Beben unter der Katla.
Erdbeben der Liparischen Inseln
Nördlich von Sizilien befinden sich die Liparischen Insel. Hierzu zählen die bekannten Inselvulkane Stromboli und Vulcano. Während es am Stromboli seismisch betrachtet ruhig ist -sieht man mal von den VLP-Erdbeben ab- gab es 3 schwache Erschütterungen unter Vulcano. 5 Erdbeben gab es in den letzten Tagen im Westen des Liparischen Archipels.
Long-Valley-Caldera mit einigen Erdbeben
In der kalifornischen Long Valley Caldera gab es seit gestern 3 Beben mit Magnituden im 2-er Bereich. Zudem gab es gut 20 schwächere Erdbeben. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,8 und hatte ein Hypozentrum in nur 2 km Tiefe. Die Epizentren lagen südlich des Flughafens. Westlich des Flughafens manifestierte sich der letzte Erdbebenschwarm im Juni dieses Jahres.
Erdbeben am mexikanischen Paricutin
Im mexikanischen Bundesstaat Michoacán ist die Bebentätigkeit seit Tagen erhöht. Alleine in den letzten 3 Tagen gab es 20 Erschütterungen. Die stärksten beiden Beben hatten die Magnitude 4,0. Während viele Hypozentren in geringen Tiefen liegen, gab es auch einige Erdbebenherde jenseits der 20 km Marke. Die Beben manifestieren sich in der Gegend vom Michoacán-Guanajuato-Vulkanfeld, in dem auch der bekannte Schlackenkegel Paricutin liegt.
Der Vulkan Maly Semyachik liegt auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka (Russland) und ist heute zum ersten Mal in den News bei vnet vertreten. Das VAAC Tokio brachte heute Nacht um 02:13 UCT eine VONA-Meldung heraus, nach der Vulkanasche in einer Höhe von 4000 m gesichtet wurde. Der Wind verfrachtete sie in Richtung Südosten. Auf Satellitenaufnahmen wurde die Asche nicht ausgemacht. Um 05:50 UCT wurde die Warnung wieder aufgehoben. KVERT erhöhte die Warnstufe für den Flugverkehr zunächst auf „orange“, reduzierte sie inzwischen wieder auf „grün“. Einen überraschenden Vulkanausbruch hatte es nicht gegeben, sondern starker Wind remobilisierte alte Vulkanasche von der Vulkanflanke. Ähnliches sahen wir auch bereits im letzten Monat am Klyuchevskoy.
Eine weitere Meldung kommt vom Karymsky, der in Sichtweite des Maly Semyachik liegt. Auch hier wurde gegen 01:00 UCT eine Aschewolke gemeldet, die bis auf einer Höhe von 4800 m aufstieg. Es war die 154. VONA-Meldung von diesem Vulkan in 2022. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich auch hier um remobilisierte Vulkanasche handelte, obwohl der Vulkan auch tatsächlich ausgebrochen sein könnte.
Über den Vulkan Maly Semyachik
Maly Semyachik ist wegen seines türkisfarbenen Kratersees bekannt. Er liegt im südlichsten der 3 Krater des Vulkans und hat einen Durchmesser von 550 m. Er ist fast kreisrund und bis zu 180 m tief. Die Wassertemperatur variiert zwischen 27 und 42 Grad Celsius, was auf sich ändernden Bedingungen infolge periodischen Magmenaufstiegs hindeutet. Ähnliches konnten wir dieses Jahr am neuseeländischen Vulkan Ruapehu beobachten. Wie es für türkisfarbene Kraterseen typisch ist, hat das Wasser einen extrem niedrigen pH-Wert, der durch Schwefelsäure hervorgerufen wird.
Maly Semyachik ist ein komplexer Stratovulkan, der aus 3 miteinander verwachsenen Vulkankegeln besteht, die sich aus einer 10 km durchmessenden Caldera erheben. Die 3 Vulkane bilden einen 3 km langen Vulkanrücken. Jeder der Kegel besitzt einen eigenen Krater. Die letzte Eruption ereignete sich 1952 und hatte einen VEI 2.
Ein Löschflugzeug vom Typ Canadair crashte heute bei Linguaglossa in einen Berg der Ätna-Region. Es sollte dabei helfen einen Macchiabrand zu löschen. Das Unglück geschah Sekunden nachdem das Löschflugzeug sein Wasser über den Brand abgelassen hatte. Die Brandstelle lag am Hang eines kleinen Tals am Monte Calcinera. Auf einem Video sieht man, dass der Anflug sehr tief erfolgte und dass die Maschine eine enge Kurve flog, als sie das Wasser abließ. Die beiden Piloten verloren sehr wahrscheinlich die Kontrolle über das Flugzeug und crashten in den Hang des Tals. Das Flugzeug explodierte und ging in Flammen auf. Medienberichten zufolge kam es gerade vom Wassertanken im Meer zurück. Der Tod der beiden Besatzungsmitglieder ist zwar noch nicht offiziell bestätigt, gilt aber als sehr wahrscheinlich.
In Medienberichten steht zwar, dass das Unglück am Ätna passierte, doch das einzige Feuer, dass auf einem Sentinel-Bild von gestern auszumachen war, befand sich in den Bergrücken nördlich vom Ätna. Das Sentinel-Bild enthüllte auch eine winzige thermische Anomalie im Bereich des Förderschlot im Norden des Südostkraters, aus dem die Lavaströme im Mai flossen.
Waldbrände gab es dieses Jahr mehrere am Ätna. Doch die Waldbrandsaison 2022 war nicht ganz so fatal wie die vom letzten Jahr. 2021 gab es zahlreiche Feuer, die bis zur Küste von Catania hinabreichten. Auch damals kam das Löschflugzeug vom Typ Canadair CL-415 häufig zu Einsatz. Bei der Maschine des kanadischen Herstellers De Havilland handelt es sich um ein Amphibienflugzeug. Es kann auf Land, als auch auf dem Wasser landen und starten. Es wird schon lange nicht mehr gebaut und selbst die Produktion des Nachfolgers DHC-515 wurde vor Jahren eingestellt. Doch aufgrund der häufigeren Waldbrände, von denen Europa in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels heimgesucht wird, wurde im Frühjahr dieses Jahres die Wiederaufnahme der Produktion der DHC-515 beschlossen. Es sollen 22 Maschinen gebaut werden, die überwiegend für Europa (Spanien, Frankreich und Italien) bestimmt sind. Auch Deutschland überlegt den Kauf von Löschflugzeugen.
Noch ist der ungewöhnlich warme Oktober nicht ganz zu Ende, da kristallisiert sich das Bild heraus, dass dieser Oktober den bisherigen Spitzenreiter von 2001 entthronen könnte, zumindest was die Durchschnittstemperatur anbelangt. Im Jahr 2001 lag sie bei 12 Grad. Für Teile Bayerns wurden jetzt bereits Durchschnittswerte von 12,7 Grad ermittelt. Und das Thermometer soll dort tagsüber in den nächsten Tagen bis auf 26 Grad steigen. Das Gesamtbild passt zum Rest des Jahres, das deutlich zu warm und trocken war.
Eigentlich sollten das gute Nachrichten sein, in Zeiten, in denen uns die Energiekrise sorgt und viele mit unguten Gefühlen auf die Gas- und Stromrechnungen blicken. Der warme Herbst drückt den Energieverbrauch, was sich auch im Füllstand der Gasspeicher widerspiegelt, die zu mehr als 97% gefüllt sind. Doch in Bezug auf den Klimawandel und die damit einhergehende Katastrophe sind das schlechte Nachrichten: die hohen Oktober-Temperaturen spiegeln die ungünstigsten Verläufe der möglichen Klimawandelszenarien wider. Allerdings ist es nicht sicher, dass dieses Jahr der anthropogene Klimawandel alleine für die hohen Temperaturen verantwortlich ist. Eine Mitschuld könnten die gewaltigen Wasserdampf-Massen tragen, die bei der Eruption des submarinen Vulkans Hunga Tonga- Hunga Ha’api im Dezember/Januar ausgestoßen wurden und bis in die Stratosphäre aufstiegen. Wasserdampf zählt ebenfalls zu den Treibhausgasen. Fest steht, dass wir diese Temperaturen einer warmen Luftströmung aus der Sahara zu verdanken haben. Die warme Wüstenluft aus Afrika wird von einem Hochdruckgebiet zu uns transportiert, dass sich über dem Mittelmeerraum festgesetzt hat und zwischen 2 Tiefdruckgebieten eingekeilt ist, weswegen das Hochdruckgebiet ortsstabil ist. So erreicht das Thermometer südlich der Alpen Werte von bis zu 30 Grad. Damit einher geht unvermindert eine Dürre, die besonders Norditalien hart trifft. Gleichzeitig bleibt das Wasser des Mittelmeeres viel zu warm. Sobald es einen Wetterumschwung gibt und eine Kaltfront das Hochdruckgebiet vertreibt, drohen heftige Unwettern.
Tornados in Frankreich
Unwetter gab es am Montag in Frankreich, als eine Serie von Tornados entstand, die zum Teil heftige Zerstörungen anrichteten. Besonders schlimm traf es den Ort Bihucourt: fast alle der 400 Einwohner sind obdachlos geworden. Dieser Tornado fiel in die Kategorie F3: es wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 253 km/h gemessen. Der Wirbel hatte einen Durchmesser von 200 m. F3 Tornados sind in Frankreich vergleichsweise selten und kamen auch im Rekord-Herbst 2001 vor.
Datum: 27.10.22 | Zeit: 09:17:28 UTC | Lokation: 48.21 N ; 8.82 E | Tiefe: 3 km | Mb 2,2
In der Region Reutlingen/Albstadt gab es heute Vormittag eine weitere leichte Erschütterung der Magnitude 2,2. Das Hypozentrum lag in nur 3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 8 km südlich von Balingen lokalisiert. Ganz in der Nähe des Epizentrums befindet sich ein Steinbruch, der aus Satellitenaufnahmen gut zu sehen ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es da einen Zusammenhang gibt.
Das Erdbeben M 4,0, dass die Region vor 11 Tagen erschütterte, lag laut der Verortung vom EMSC gut 15 km nordwestlich des aktuellen Erdstoßes. Daher würde ich es nicht als Nachbeben einstufen.
Datum: 25.10.22 | Zeit: 18:42:02 UTC | Lokation: 37.33 N ; 121.67 W | Tiefe: 11 km | Mw 5,1
Bereits am Dienstag manifestierte sich in Nordkalifornien ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Hypozentrum lag 11 km tief. Das Epizentrum wurde 20 km östlich von San Jose bei San Franzisco lokalisiert. Die Metropole liegt 30 km von San Jose entfernt. Das Erdbeben brachte die Hochhäuser zum schwanken und wurde entsprechend stark von den Bewohnern der Region wahrgenommen. Meldungen über Schäden liegen nicht vor. Das Erdbeben schürte die Angst vor dem großen Big One, das in Kalifornien schon seit langem erwartet wird. Es stand aber nicht in direkter Verbindung mit der San-Andreas-Störung, die die Tektonik Kaliforniens dominiert.
Erdbeben an der Hayward-Fault
San Jose liegt am Südende der Bucht von San Franzisco. Wenn die Lokalisierung des Epizentrums korrekt ist, dann manifestierte sich der Erdstoß gut 20 km nordwestlich der San-Andres -Fault und stand nur indirekt mit dieser in Verbindung. Das Epizentrum lag im Bereich der weniger bekannten 119 km langen Hayward-Störungszone, die weiter im Landesinneren parallel zur San-Andres-Fault verläuft. Dem nicht genug, so ereignete sich das Beben in einer Übergangszone, in der die Hayward-Störung in die Calaveras-Verwerfung übergeht. Diese Übergangszone wurde erst im Jahr 2007 entdeckt. Schon zuvor wusste man, dass die Hayward-Störungszone durchaus starke Erdbeben hervorbringen kann, doch seit der Entdeckung der Überganszone gehen Seismologen davon aus, dass die Erdbeben hier noch stärker ausfallen könnten, als man bis dato dachte. In dem Areal gibt es weitere kleinere Störungszonen und Geologen machten den Vorschlag, sie alle der Hayward-Störungszone zuzuschreiben. Die Transformstörung trägt auch die Last der Kontinentalbewegung zwischen der Pazifikplatte und dem Nordamerikanischen Kontinent, auch wenn sich die größten Spannungen auf die San-Andres-Fault konzentrieren. Das aktuelle Erdbeben konnte die Spannungen an der San-Andres-Störung nicht helfen abzubauen, so dass die Gefahr eines Starkbebens dort weiter besteht. Aber auch an der Hayward-Störungszone könnten sich weitere Erdbeben ereignen.
Staat: Russland | Koordinaten: 50.85 ,155.55 | Eruption: Ascheeruption
Der Kurilenvulkan Alaid beliebt in einem Stadium erhöhter Aktivität und ist explosiv und effusiv tätig. Das VAAC meldete gestern 4 Aschewolken. Sie stiegen bis zu 3700 m auf und wurden in östlicher Richtung verfrachtet. Außerdem registrierte MIROVA eine hohe thermische Strahlung mit fast 200 MW Leistung. Der Alaid ist nicht der einzige Vulkan des Inselbogens, der in den Schlagzeilen steht.
Das Foto zeigt einen Ausschnitt von einem Sentinel-Foto, dass von Copernicus am 24. Oktober veröffentlicht wurde. Sehr schön sieht man eine Aschewolke nebst Lavastrom auf der Südflanke. Der Lavastrom scheint aus der Basis des Gipfelkraters zu entspringen und läuft nicht direkt über dessen Rand. Zu sehen ist auch ein Lavadelta/Schuttfächer an der Küste, das sehr wahrscheinlich davon zeugt, dass die Lava bis ins Meer floss.
Ebeko eruptiert Vulkanasche
Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Ascheeruption
Der Vulkan Ebeko liegt auf der Nachbarinsel Paramushir und legte in den letzten 24 Stunden eine beeindruckende Performance hin, indem er 5 VONA-Warnungen auslöste. Die Vulkanasche erreichte eine Höhe von 2400 m und driftete in Richtung Nordosten.
Der Anak Krakatau im indonesischen Sunda Strait bleibt aktiv und förderte laut VAAC eine Serie kleinerer Aschewolken, die es bis auf 600 m Höhe schafften. Das VSI meldete Aschewolken in 400 m Höhe. Nachts wurde ein wenig rotglühende Tephra ausgeworfen. Nach einem 2-tägigen Anstieg der Seismizität, war sie gestern wieder niedrig. Es sieht nicht danach aus, als würde sich eine größere Eruptionsphase entwickeln.
Am Dienstag erschien das INGV-Bulletin zum Inselvulkan Vulcano, der nördlich von Sizilien liegt. Die Vulkanologen attestierten dem Vulkan eine hohe Temperatur der Fumarolen am Kraterrand. Sie liegt bei konstanten 375 Grad. Auch der Gasflux bleibt bei mittelhohen bis hohen Werten. Es gab einige Mikroseismizität, doch Erdbeben mit Magnituden über 1 blieben aus. Es wurde keine neue Bodenverformung festgestellt.
Die Forscher von GEONET berichten von über sporadische Ascheemissionen auf White Island. Sie werden als passiv beschrieben und sind nicht sehr stark. Es werden Dampfwolken generiert. Die Gastemperatur an Fumarolen sank um 20 Grad auf 145 Grad. Der Alarmstatus steht auf „2“.
Vor 20 Jahren gab es die letzte wirklich große Flankeneruption am Ätna. Sie erlangte nicht nur große mediale Aufmerksamkeit, sondern richtete auch vergleichsweise große Zerstörungen an. Die Eruption stellte eine Zäsur für den Tourismus im Norden des Vulkans dar, denn praktisch die gesamte Touristen-Anlage an der Piano Provenzana wurde Opfer der Lava. Von den Einnahmen des Tourismus lebten viele Menschen der Ätna-Nordflanke und des Ortes Linguaglossa, sodass sich das Leben dort auch veränderte. Obwohl die Anlage Etna Nord in kleinerem Umfang wieder aufgebaut wurde, erreichte sie nie mehr die Bedeutung von früher. Dafür geht es dort beschaulicher zu, als im Süden des Vulkans und man kann sich abseits des Massentourismus bewegen. Landschaftlich gefällt mir persönlich die Ätna-Nordseite besser als der Süden, denn die Seite des Vulkans ist bis hin zur Touristenstation bewaldet.
Die große Ätna-Flankeneruption 2002
Doch was war damals geschehen? Am 26. Oktober 2002 begann ein starker Erdbebenschwarm unter der Nordostflanke des Ätnas und es entstanden erste Risse, die sich schnell erweiterten. Kurz vor Mitternacht öffneten sich dann große Eruptionsspalten oberhalb von Piano Provenzana und der Vulkanausbruch begann. Die Spalten lagen in Höhen zwischen 2500 und 1850 m und waren mit der bekannten Pernicana-Störungszone assoziiert. Lavafontänen stiegen in den Himmel und Lavaströme wälzten sich über die Flanke und erreichten in kurzer Zeit die Touristenstation und zerstörten sie komplett. Doch dem nicht genug, manifestierte sich am 29. Oktober ein Erdbeben der Magnitude 4,4. Das Epizentrum lag beim Ort Santa Venerina und richtete dort beachtliche Schäden an. Mehrere ältere Häuser stürzten komplett ein. Zahlreiche Häuser in einem Gürtel zwischen Acireale, Zafferana bis nach Giarre wurden beschädigt und konnten nicht mehr bewohnt werden. Gut 1400 Personen mussten ihre Wohnungen verlassen und wurden in Notunterkünften untergebracht. Die Vulkanologen vom INGV fanden heraus, dass sich die gesamte Vulkanflanke angefangen hatte zu bewegen, was große Besorgnis auslöste, denn die Befürchtung stand im Raum, dass die Ostflanke abscheren könnte. Dieses Ereignis blieb zum Glück aus. Die Eruption auf der Ätna-Nordseite dauerte bis zum 5. November. Als sie langsam abnahm, öffnete sich auf der Oberseite der Südflanke Eruptionsspalten. Es bildeten sich mehrere Schlote heraus, die kurz unterhalb der Gebäude am Torre del Filosofo lagen. Neben Lavafontänen und Aschewolken wurden mehrere Lavaströme gefördert. Schon bei der Flankeneruption im Vorjahr hatte sich die Landschaft dramatisch geändert, was bei der Eruption von 2002 nochmals getoppt wurde. Während die Lavaströme auf beiden Seiten des Vulkans ein Gesamtvolumen von gut 30 Millionen Kubikmeter Lava förderten, brachten die Explosionen fast 50 Millionen Kubikmeter Tephra hervor. Ein Superlativ für den Ätna. Die Eruption endete am 28. Januar 2003.
Wie ich den Vulkanausbruch erlebte
Ich erreichte den Vulkan am 4 Tage nach Eruptionsbeginn und fand die Ätna-Nordseite in einem Ausnahmezustand vor. Alles war abgeriegelt und es bestand keine Möglichkeit bis zur Lava vorzudringen. An den Straßensperren fragte ich mich bis zum Operationszentrum durch und besorgte mir eine Sondergenehmigung. Zusammen mit meiner damaligen Partnerin machte ich mich auf den Weg zur Piano Provenzana. Den Wagen mussten wir in einiger Entfernung parken und gut 3 km durch den Pinienwald marschieren. Am Lavastrom angekommen guckte ich ziemlich verdutzt, denn die ehemalige Touristenstation war vollkommen eingeebnet. Natürlich wollten wir bis zum Eruptionszentrum vordringen und mussten dafür die frischen Lavaströme queren. Sie waren ziemlich breit und die flimmernde Luft über ihnen signalisierte, das sie noch verdammt heiß waren. Eine wahre Freude ist es nie, über Aa-Lava zu gehen, erst recht nicht, wenn die Schuhsohlen heiß werden und es nach verbranntem Gummi riecht. Zu allem Überfluss gerieten wir in eine Zone, in der sich die Lava noch leicht bewegte. Umkehren kam aber nicht infrage und so schafften wir es dann zum aktive Förderschlot. Das ganze hatte schon was Kraft-mäßiges, als wir gut 100 m vom aktiven Schlot entfernt standen und die Explosionen filmten. Kurz bevor es dunkel wurde, machten wir uns auf den Rückweg, querten die Lavastrom und marschierten über kleine Waldwege zurück zum Auto. Nicht ohne uns im dunklen Pinienwald zu verlaufen, trotzdem schafften wir es irgendwie zurück. Vielleicht ist es noch erwähnenswert, dass ich zu dieser Zeit gerade zum ersten Mal ein Handy dabei hatte, was natürlich ausgerechnet dann klingelte, als wir die heißeste Zone des Lavastroms querten. Natürlich ging ich trotz dampfender Sohlen dran, was zu einigem Kopfschütteln führte.
Am nächsten Tag dokumentierten wir das Treiben in den Orten, deren Anwohner sich bedroht fühlten. Man startete eine Prozession mit einer Figur der Jungfrau Maria, um die Lava zu stoppen. Scheinbar hatte Gott ein Ohr und stoppte am Folgetag tatsächlich die Lava auf der Ätna Nordseite. Zu dieser Zeit waren wir mit einem RTL-Team unterwegs. Das Wetter war schlecht und wir konnten nur die atmende Lava am Rand des großen Lavastroms filmen, der langsam zu versiegen schien. Uns kam das Gerücht zu Ohren, dass auf der Ätna-Südseite Eruptionen begonnen hätten. Da unser Team in Begleitung des Sohns des Seilbahnbetreibers von Ätna Süd war, konnten wir über die Forststraßen zischen, die sonst gesperrt sind. Während die Fernseh-Leute in einem Jeep unterwegs waren, jöckelten wir in unserem geliehen Fiat Uno hinterher, schafften die Strecke aber dennoch, was die Einheimischen verwunderte. An der Seilbahnstation angekommen, hörten wir das Grollen von Eruption. Aber das Wetter war schlecht und an einem Aufstieg nicht zu denken. Er gelang uns erst 2 Tage später. Wir versanken bei jedem Schritt tief in die frische Tephra und wagten uns bis zum Krater vor, der im Vorjahr entstanden war. Der Anblick der Lavafontänen und Aschewolken, die von dem sich neu bildenden Kegel am Torre del Filosofo ausgingen war atemberaubend. Ein Stück Schöpfungsgeschichte unseres Planeten und gleichzeitig eine Säuberung, bei der die Hinterlassenschaften des Menschen ausradiert wurden. Damals dachte ich, dass ich so etwas noch öfters am Ätna erleben würde, doch dem war bis jetzt nicht so. Umso kostbarer erscheinen mir die Erinnerungen an diesem Ereignis, dass heute vor 20 Jahren begann.
Der philippinische Taal-Vulkan steht heute erneut in den Schlagzeilen, weil er weitere phreatische Eruptionen generierte. Das VAAC detektierte eine kleine Eruptionswolke die bis auf einer Höhe von 300 m aufstieg. PHILVOLCS berichtet in seinem Update vom Dienstag, dass 11 kleine Eruptionen gezählt wurden. Demnach stiegen Dampfwolken bis zu 600 m hoch auf. Im Kratersee auf Volcano Island wurden Wasserturbulenzen beobachtet. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war vergleichsweise niedrig und betrug 1403 Tonnen. Es wurden 6 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Das Bild stammt aus dem Archiv.
Bezymianny mit Aschewolke
Staat: Russland | Koordinaten: 55.98; 160.58 | Eruption: Vulcanianisch
In Kamtschatka ist der Bezymianny nach seinem Paroxysmus vom Wochenende noch nicht wieder ganz zur Ruhe gekommen. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 6100 m Höhe. Sie driftete in Richtung Osten. Die Aschewolke wurde nicht von Satelliten wahrgenommen.
Alaid mit weiteren Eruptionen
Staat: Russland | Koordinaten: 50.85 ,155.55 | Eruption: Ascheeruption
Der Kurilenvulkan Alaid bleibt aktiv und fördert Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 3700 m aufsteigt und in Richtung Osten verfrachtet wird. Nachts wurde eine moderate Thermalstrahlung mit fast 200 MW Leistung festgestellt. Neben Vulkanasche wird noch glühende Lava gefördert.
Heute jährt sich der Jahrestag der letzten wirklich großen Flankeneruption am Ätna zum 20. Mal. Damals öffneten sich erst Eruptionsspalten im Norden des Vulkans, später auch im Süden. Der Ausbruch stellte ein starke Zäsur für den Tourismus in Etna Nord dar. Heute zeigt sich der Feuerberg relativ ruhig, doch MIROVA detektiert eine schwache Thermalstrahlung, die von der Bocca Nuova ausgeht. Der Tremor bewegt sich an der Grenze zum roten Bereich und zeigt seit einer Woche schwache Änderungen im Wellenmuster, so wie sie auch schon von der Lavastrom-Eruption im Mai auftraten. Die Seismizität steigerte sich etwas.