Naturkatastrophen: Extreme Gletscherschmelze in Deutschland

Dieses Jahr zählt zu einem der schlimmsten, zumindest, wenn man ein Gletscher auf deutschem Boden ist. Glaziologen beobachten aktuell in den bayerischen Alpen eine Gletscherschmelze, die alles bisher dagewesene übertrifft. Die Gletscher schmelzen in einem Tempo, das jede noch so pessimistischen Prognose übertrifft. Erst im letzten Jahr nahm man die bis dahin gültige Vorhersage zurück, dass der letzte Gletscher auf deutschem Boden innerhalb von 30 Jahren verschwunden sei und reduzierte die verbleibende Lebensdauer auf 10 Jahren. Jetzt muss man sie nochmals revidieren und spricht von nur noch wenigen Jahren, wenn es in den Alpen noch mehrere dieser Extremsommer gibt wie der Aktuelle. Dabei gibt es sowieso nur noch 5 deutsche Alpengletscher. Aber auch die anderen Gletscher der Alpen sind von der Extremschmelze betroffen und haben eine nur noch geringe Lebenserwartung.

Sahara-Staub verursacht Extremschmelze

Der Glaziologe Christoph Mayer von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften prognostiziert, dass als erstes der südliche Schneeferner-Gletscher verschwinden wird. Für ihn könnte es bereits in diesem Jahr das Aus bedeuten. Wissenschaftler benennen 3 Gründe für das schnelle Schmelzen der Gletscher: der Winter war zu trocken und es gab zu wenige Niederschläge in den Alpen. Der Sommer ist zu warm und beschleunigt das Abschmelzen. Dazu kommt Staub aus der Sahara, der sich besonders im März auf den Eisflächen ablagerte und aufgrund seiner dunklen Farbe die Albedo verringerte. Der Staub bildet eine zähe Schicht auf Eis und Schnee, die auch nicht vom Wind verblasen wird. Da in diesem Jahr erstmals keine Kaltfronten aufkamen, die normalerweise auch während des Sommers Schnee in Höhenlagen liefern, wird der Staub nicht abgedeckt und das Schmelzen geht pausenlos weiter.

Gletscherforscher Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, meinte, dass das Jahr 2022 ein Rekordjahr in Sachen Eisschmelze wird und den bisherigen Rekordhalter 2003 ablösen wird. Die Forscher geben zu, dass sie in ihren früheren Prognosen solche Extremjahre nicht berücksichtigt hatten. Mittlerweile ist man sich sicher, dass solche Extreme immer schneller aufeinanderfolgen werden und auch andere Prognosen in Bezug auf den Klimawandel kippen werden. So sieht man, dass das Erreichen der 40-Grad Marke in Deutschland bald zur Regel wird, anstatt eine Ausnahme darzustellen. Einsehen muss man auch, dass wir uns bis jetzt noch auf dem schlimmsten Pfad der Szenarien zum Klimawandel bewegen und dass die bisherigen Bemühungen diesen zu Stoppen verpufft sind. Die aktuellen Prognosen gehen von einer Erwärmung um 3,8 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Die Folgen sind noch nicht absehbar, aber Teile der Erde werden damit für Menschen unbewohnbar werden!

Schon die aktuelle Eisschmelze dürfte für die Alpenregion einen großen Wandel mit sich bringen, denn die Gletscher liefern große Teile des sommerlichen Trinkwassers. Wassermangel dürfte dann in vielen Alpenregionen bald zum Alltag gehören.

Im Kontext der Gletscherschmelze passt auch die Meldung, dass am Aletschgletscher in der Schweiz die Reste eines Kleinflugzeugs freigelegt wurden, das 1968 abstürzte und als verschollen galt. (Quelle: dpa)

Vulkan-News 11.08.22: Ol Doinyo Lengai

Jenseits vom Fagradalsfjall gibt es auch noch andere aktiv Vulkane, über die ich in diesem Update kurz berichten möchte.

Ebeko mit Eruptionen

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Ascheeruptionen

Auf der Kurileninsel Paramushir ist der Ebeko aktiv und eruptiert Vulkanasche. Das VAAC detektierte heute 3 Aschewolken. Sie stiegen bis auf einer Höhe von 3700 m auf und drifteten in Richtung Osten.


Ol Doinyo Lengai mit thermischen Signal

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Eruption: Effusiv

Der Ol Doinyo Lengai in Tansania bleibt aktiv und fördert Natronkarbonatit. Die Aktivität beschränkt sich auf den Vulkankrater. Dort wächst ein zentraler Hornitokomplex, in dem die Lava brodelt. Es kommt zur Bildung kleiner Lavaströme. MIROVA detektiert ein moderates thermisches Signal mit 22 MW Leistung, was für den Lengai bereits viel ist. Das Satellitenfoto stammt vom Samstag. Aktuell dürfte der rote Punkt intensiver sein.


Sakurajima eruptiert Aschewolken

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Eruption: Explosiv

Im Süden Japans ist der Sakurajima aktiv und stößt Tephra aus. Vulkanasche erreicht eine Höhe von 4300 m und wird vom Wind in Richtung Osten geweht. Heute lösten die Aschewolken 5 VONA-Warnungen aus. Es wurde einige vulkanotektonische Erdbeben registriert.


Shiveluch bleibt fleißig

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Auf Kamtschatka ist es der Shiveluch, der Vulkanasche eruptiert. Aschewolken erreichen eine Höhe von 5800 m über dem Meeresspiegel. Die Asche wird in Richtung Nordosten verfrachtet. Die Thermalstrahlung ist gering.


Suwanose-Jima weiter aktiv

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Eruption: Vulcanianisch

Der Inselvulkan im Ryukyu-Archipel eruptiert weiter Aschewolken. Das VAAC detektierte heute 4 Eruptionswolken, die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3400 m aufsteigen ließen. Die Seismizität ist erhöht. Gestern wurden 50 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Mit weiteren Eruptionen ist zu rechnen.

 

Fagradalsfjall: Zugang wieder offen

Gestern Mittag wurde der Zugang zur Eruptionsstelle im Meradalir wieder geöffnet. Es gilt die bereits erwähnte Einschränkung, dass Kinder unter 12 Jahren nicht mehr über die Route A wandern dürfen. Die Route B, die aber nur einen Fernblick erlaubt, ist scheinbar weiterhin für Kinder zugänglich. Die Route A wird weiter präpariert und ausgebaut, so dass sie sicherer und bequemer wird. Offenbar rechnet man wieder mit einer länger anhaltenden Eruption. Medienanagaben zufolge, sollen fast 500.000 Menschen den Vulkanausbruch besichtigt haben. Realistischer erscheinen mir 50.000. Die Eruption startete erst vor einer Woche. Das dürfte wohl ein Besucherrekord sein und zeigt, wie beliebt Island gerade bei Urlaubern ist. Aber nicht nur Touristen machen sich gerne auf den langen Marsch zur Spalte, sondern auch Einheimische. Laut Aussage des Zivilschutzes, ignorierten gerade die Touristen die Sperrungen der letzten Tage und haben sich trotzdem auf dem Weg gemacht. Tatsächlich wird auf Island jeder automatisch per SMS über Gefahrenlagen und Sperrungen unterrichtet, sofern er mit einem Mobiltelefon ausgerüstet ist und in ein betroffenes Gebiet fährt. Ein funktionierendes Warnsystem, dass in Deutschland wohl noch in weiter Ferne ist.

Eruption am Fagradalsfjall bleibt stabil

Die Eruption selbst bleibt stabil. Augenzeugen berichten, dass die Lavafontänen bis zu 50 m hoch sind. Vereinzelt kommt es zu stärkeren Auswürfen, bei denen die rotglühendes schmelze bis zu 100 m hoch ausgespien wird. Die meisten Lavaströme sind vergleichsweise kurz, fließen dafür aber auf breiter Front. Ein Strom ist länger und arbeitet sich in Richtung Osten vor. Dort liegt der tiefste Punkt des Meradalir-Tals und der Lavastrom könnte in das benachbarte Tal fließen. Dieses verläuft parallel zum Geldingadalir und ist durch den Höhenzug getrennt, auf dem entlang der Wanderweg B führt. Es wird geunkt, dass der Lavastrom über diesen Weg die Hauptstraße erreichen könnte. Doch dazu müsste schon einiges an Lava den Bach hinunter gehen.

Bodenhebung nahe Grindavik

Bereits am Montag veröffentlichte der Zivilschutz ein INSAR-Bild, auf dem man nicht nur Bodenhebung im Bereich des Fagradalsfjall erkennt, sondern auch an einer stelle östlich von Grindavik. Dort ereignete sich das stärkste Erdbeben der seismischen Krise vor Eruptionsbeginn. Vermutlich wurde die Bodendeformation durch diesen Erdstoß ausgelöst, doch vorsichtshalber installiert man nun weitere Messgeräte, um zu gucken, ob nicht doch Magma unterwegs sein könnten. Eine Eruption am Ortsrand von Grindavik könnte fatale Folgen mit sich ziehen.

Naturkatastrophen: Wasserknappheit trifft Energiekrise

Dem Wetter beliebt es extrem zu bleiben, wobei es die unterschiedlichsten Manifestationen annehmen kann. Während einige Erdteile von ungewöhnliche lang anhaltenden Hitzewellen und Dürren heimgesucht werden, kommt es an anderen Orten zu extremen Unwettern mit Starkregen, die Überflutungen verursachen. Ganz klar: Wasser das verdunsten kondensiert in den oberen Atmosphärenschichten und kommt irgendwo wieder runter, nur nicht unbedingt dort wo es benötigt wird. Paradox ist, dass scheinbar sehr viele Menschen den Ernst der Lage nicht erkennen und meinen, in den Medien würde Unfug verbreitet werden. Sicherlich braucht man nicht alles zu glauben, was einem erzählt wird, aber einige Fakten sind nachprüfbar. Sicher hat es Extremwetter schon immer gegeben, aber statistisch zu belegen ist, dass dieses immer häufiger aufkommt und immer stärker wirkt. Die Folgen sind nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich.

Niedrigwasser am Great Salt Lake

[twenty20 img1=“830678″ img2=“830680″ offset=“0.5″ before=“Der Salt Lake im Jahr 1985″ after=“und im Jahr 2022. © ESA“]

Aktuell macht man sich im US-Bundesstaat Utah große Sorgen, weil der Great Salt Lake zu zwei Drittel trockengefallen ist. In den 1980iger Jahren bedeckte der See eine Fläche von 3300 Quadratkilometern, im Juli dieses Jahres maß er nur noch 1000 Quadratkilometer. Auch hier gilt: Jahreszeitliche Schwankungen gab es immer, doch nun wurde ein Rekordtiefstand des Pegels notiert, wie es ihn seit Beginn der Klimaaufzeichnungen noch nicht gegeben hat. Die Daten reichen zurück bis in das Jahr 1847. Dabei wurde erst im letzten Oktober ein neues Rekordtief eingestellt. Nun fiel der Pegel des gigantischen Sees noch einmal um einige Zentimeter unter diese Marke. Doch wir haben erst August, mit einem weiter fallenden Pegel ist zu rechnen. Davon betroffen ist nicht nur der Tourismus von Utah, sondern das gesamte Ökosystem des Großen Salzsees droht zu kippen. Ein Debakel für die Artenvielfalt, um die es sowieso schlecht bestellt ist. Obwohl der See ein Salzgehalt von 27% aufweist, haben sich einige spezialisierte Tierarten an diese Extrem angepasst: vor allem leben hier  Salzwassergarnelen und Kiemenfußkrebse, aber ob sie einen weiter steigenden Salzgehalt vertragen werden ist ungewiss.

Neben der lang anhaltenden Trockenheit im Südwesten der USA, gibt es einen weiteren Grund für das Niedrigwasser im Great Salt Lake: in den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Kanäle angelegt, die das Wasser der Zuflüsse ableiten, um es für Landwirtschaft und Industrie zu nutzen. Einen Trend, den es auch in Europa gibt. Tatsächlich werden in Deutschland auch Grundwasserreserven angegriffen, um den unersättlichen Durst der Industrie zu stillen. Ein Beispiel ist die e-Autofabrik von Tesla vor den Toren Potsdams. Von grünem Fahren kann hier nicht die Rede sein. Auch dürfte sich bald die Frage stellen, was mit den Stromautos passiert, wenn es im Winter zur Überlastung des Stromnetztes kommen sollte? Dürfen die dann noch an der Steckdose getankt werden, wenn Gas und Kohle knapp sind und eine Netzüberlastung droht? Dass es dazu kommen könnte, wird vom aktuellen Wassermangel in vielen Regionen Deutschlands gefördert.

Niedriger Rheinpegel erschwert Schifffahrt

Nicht nur die Gewässer der USA leiden unter Wassermangel. Dieser macht sich auch bei uns in Deutschland immer mehr bemerkbar. Der Pegel des Rheins ist bereits wieder so weit gefallen, dass die Schifffahrt beeinträchtigt wird. Bei Köln steht der Pegel bei 0,94 m. Schiffe können bestenfalls nur noch zu einem Drittel beladen werden. Ein Desaster droht, denn in Zeiten der Gasknappheit gewinnt Kohle an Bedeutung, die oft mit Schiffen transportiert wird. Somit könnte auch der Kohlestrom erheblich teurer werden. Dem nicht genug, könnten bald einige Kraftwerke nicht mehr genug Kühlwasser bekommen und müssen dann ihre Leistung reduzieren, oder ganz den Betrieb einstellen. Es ist also möglich, dass hier Klimakatastrophe auf Energiekrise stößt und sich beide gegenseitig noch verschärfen werden.

Fagradalsfjall mit besserer Sicht

Die Eruption im Meradalir-Tal auf Island hält an

Das Wetter auf Reykjanes war bis heute Morgen schlecht und die Sicht war weiterhin stark eingeschränkt. Während die mbl-LiveCam in Wolken gehüllt ist, gibt die RUV Cam nun wieder Blicke frei. Man erkennt, dass sich ein hoher Wall entlang des aktiven Spalte gebildet hat. Noch ist er nicht komplett geschlossen und daher nenne ich ihn Proto-Krater. Dort scheinen mindestens 3 Schlote aktiv zu sein. Ein 4. Schlot liegt außerhalb des Proto-Kraters. Die Lavafontänen schauen recht ansehnlich aus. Aus dem Proto-Krater fließ ein Lavastrom, der das Meradlair-Tal immer weiter füllt. Bis jetzt sollen gut 10 Millionen Kubikmeter Lava gefördert worden sein, was in dieser kurzen Zeit schon respektabel ist. Die Förderrate soll sich auf 17 Kubikmeter reduziert haben und entspricht damit etwa der Fördermenge, die die Eruption im letzten Jahr hervorbrachte. Erste chemische Analysen der Lava zeigen, dass sie praktisch die gleiche Zusammensetzung hat, wie die Schmelze, die zuletzt im Geldingadalir-Tal gefördert wurde. Der Tremor ist relativ stabil und zeigt nur einen leichten Abwärtstrend. Die Erdbebentätigkeit hat seit vorgestern allerdings deutlich nachgelassen.

Die Zivilschutzbehörde hat nun neue Regeln für den Zugang zur Eruption erlassen: Kindern unter 12 Jahren ist der Zutritt verboten. Sicherlich ein Schlag für viele Familien, die ihrem Nachwuchs das Naturspektakel näher bringen wollten, doch tatsächlich scheint mir diese Beschränkung unumgänglich zu sein, da einige Eltern offenbar die Situation falsch einschätzen und bei schlechtem Wetter losmarschierten. Wie berichtet, musste mindestens eine Familie aus dem schwierigen Gelände geleitet werden. Leider werden oft die Kräfte der Natur und insbesondere des schlechten Wetters auf Island unterschätzt. Auch am Ätna starben bislang mehr Menschen durch die Gefahren des Alpinismus, als an den Folgen einer Eruption.

Erdbeben-News 10.08.22

Indonesien: Erdbeben Mw 5,6

Datum: 09.08.22 | Zeit: 12:59:43 UTC | Lokation:  6.74 S ; 129.97 E | Tiefe: 173 km | Mw 5,6

Gestern Mittag wurde die indonesische Bandasee von einem Erdbeben der Magnitude 5,6 erschüttert. Das Epizentrum wurde 331 km westlich von Tual lokalisiert. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 173 km. Daher wirkte sich der Erdstoß oberflächlich kaum aus.

Vulkan Sakurajima mit Blitzen am 09.08.22

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Eruption: Explosiv

Der Sakurajima in Japan legte in den letzten 24 Stunden eine ordentliche Performance hin und erzeugte 6 Explosionen, bei denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 4300 m über dem Meeresspiegel aufstieg. Der Wind verfrachtete die Aschewolken in Richtung Nordwesten. Auf einem Video ist zu erkennen, dass bei mindestens einer der Eruptionen eine Druckwelle erzeugt wurde, die im Dampf über den Krater sichtbar wird. Sie erschien gut 5 Sekunden vor der ersten Asche, was darauf schließen lässt, dass sich die Explosion relativ tief im Schlot ereignete. Es handelte sich auch um eine simultane Eruption aus 2 Schloten, denn als dann die Asche über dem Kraterrand sichtbar wurde, stiegen gleich zwei voluminöse Aschewolken auf, die ein ansehnliches Tempo erreichten und sogar die Bedingungen bereit stellten, damit es zu einem vulkanischen Gewitter kommen konnte. Solche Blitze haben wir am Saku schon lange vermisst.

Das jüngste Bulletin der Japanischen Wetterbehörde befasst sich mit dem Sakurajima bis zum Mittag des 8. August. Die aktuellen Eruptionen sind also noch nicht erwähnt. Während am 6. und 7. August keine besonderen Vorkommnisse registriert wurde, gab es bis zum Nachmittag des 8. August 2 Explosionen, bei denen größere pyroklastische Fragmente bis zu 1100 m Entfernung zum Krater Minami-dake ausgeworfen wurden. Nachts nehmen die Überwachungskameras Rotglut im Dampf über dem Krater wahr. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist deutlich erhöht und liegt bei ca. 3000 Tonnen am Tag. Die Seismizität war ehr gering. Obwohl zuletzt eine nennenswerte Extension (Ausdehnung) des Bodens der Aira-Caldera im März beobachtet wurde, gehen die Vulkanologen davon aus, dass sich weiterhin Magma in einem tief-sitzenden Magmenkörper ansammelt. Es wird mit einem Anhalten der explosiven Tätigkeit gerechnet. Der Alarmstatus steht weiter auf „3“ und es gilt ein Besteigungsverbot des Vulkans.

Vulkan Fagradalsfjall am 08.August 22

  • Der Zugang zum Fagradalsfjall wurde vorübergehende gesperrt
  • Grund ist das schlechte Wetter
  • Es wurden pulsierende Lavafontänen beobachtet

Schließung des Zugangs zur Eruption am Fagradalsfjall

Die Eruption auf Island geht weiter, nun aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit! Gestern Abend wurde vom Zivilschutz beschlossen, den Zugang zum Vulkan vorübergehend zu sperren. Grund war das anhaltende schlechte Wetter mit Nebel und winterlichen Bedingungen. Viele schlecht ausgerüstete Wanderer stolperten durch den Nebel. Darunter befand sich eine Familie mit 2 kleinen Kindern (5 und 6) die bereits auf dem Hinmarsche erschöpft waren und vom Vater getragen werden mussten. Ein Kind trug er in einer Sitzkiepe auf dem Rücken, das Andere vor der Brust, so dass er nicht mehr sehen konnte, wohin er trat. Besorgte Mitwanderer alarmierten die Rettungskräfte, die die Familie dann aus dem Gelände bargen. Nicht ohne Widerwillen des Vaters. Leder kommt es immer wieder zu solchen Szenen. Viele Menschen unterschätzen die Natur und überschätzen sich. Ein Vulkanausbruch ist kein Kinderspielplatz und auch, wenn ich immer für offenen Zugang von Vulkanen plädiere, sollte sich jeder der Gefahren und Risiken bewusst sein und Grenzen respektieren. Es ist eine Sache sich selbst in Gefahr zu bringen, eine völlig andere, Schutzbefohlene mit zunehmen. Kinder unter 10 Jahren haben meiner Meinung nach nichts in der Nähe eines Vulkanausbruchs zu suchen, besser ist es, wenn sie 12 oder 14 Jahre alt sind. Das minimiert natürlich nicht die Gefährlichkeit einer Eruption, aber Verständnis und körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder werden größer. Klar ist auch, dass eine frühe Exposition mit giftigen Gasen besonders negative Folgen haben kann. Doch zurück zum Vulkan.

In unserer FB-Gruppe wurde ein Beitrag geteilt, nach dem ein Wanderer beschrieb, dass der Boden in 1 km Entfernung zur aktuellen Eruptionsstelle heiß sei und dass es zu Moosfeuern gekommen ist. Entsprechend gibt es Spekulationen, dass das Magma kurz unter der Oberfläche steht und dass es zu neuen Spaltenöffnungen abseits der aktuellen Eruptionsstelle kommen könnte. Tatsächlich verlagerte sich das Eruptionszentrum bei der Eruption im letzten Jahr mehrfach.

In Medienberichten ist zu lesen, dass die Lavafontänen gestern zu pulsieren begannen und zeitweise bis zu 100 m hoch waren. Auf der Livecam konnte ich solch hohe Fontänen nicht beobachten. Was deutlich höher geworden ist, ist der Kraterwall entlang des aktiven Teils der Eruptionsspalte. Die Seismizität ist rückläufig. Der Tremor relativ stabil, mit einer leicht abnehmenden Tendenz. Sie signalisiert aber nicht ein baldiges Eruptionsende.

Vulkan Fagradalsfjall am 07.08.22

Der Vulkanausbruch während der Nacht

Auch wenn sich Vulkanausbrüche nur schwer exakt vorhersagen lassen, so funktioniert das beim Wetter ganz gut: wie angekündigt ist das Wetter auf Island schlecht und besonders auf der Reykjanes-Halbinsel soll es weiteren Regen geben. Dementsprechend gab es gestern nur kurze Sichtbarkeitsperioden auf den Vulkanausbruch im Norden des Vulkans Fagradalsfjall. Dort entsteht langsam aber sicher ein Wall um das Eruptionszentrum, dass sich auf den unteren Teil der Spalte beschränkt. Ein Lavastrom fließt aus einer Lücke im Wall. Die Seismizität entlang des Magmatischen Gangs und in seiner Nachbarschaft ist vergleichsweise hoch. In den letzten 48 Stunden detektierte IMO 226 Erschütterungen auf Reykjanes. Die Spannungen infolge des Magmenaufstiegs haben sich noch nicht abgebaut und es scheint weiteres Magma aus der Tiefe aufzusteigen. Dafür spricht auch, dass die GPS-Stationen eine weitere Extension des Bodens registrieren, überwiegend in östlicher Richtung. Mittlerweile wird auch eine schwache Bodenhebung angezeigt.

In den lokalen Medien wir intensiv über die Gefahren einer Wanderung zur Eruptionsspalte hingewiesen. Der Weg soll deutlich länger und schwieriger sein, als es im letzten Jahr zur Eruption im Geldingadalir der Fall war. Wanderer sollte sich gut ausrüsten und auch entspreche warme Kleidung und Wetterschutz einpacken.

Parken am Fagradalsfjall

Viel diskutiert wird die Parkgebühr von 1000 Kronen (7 €), die an den Parkplätzen am Beginn der Wanderwege erhoben werden. Wer nicht zahlt, dem wird eine Forderung von 5000 Kronen angedroht, denn die Parkplätze sind Videoüberwacht. Allerdings handelt es sich um Privatparkplätze und die Frage ist, ob sich bei Zahlungsweigerung ggf. Inkasso durchsetzen lässt. Für den ausländischen Touristen kommt noch hinzu, dass die Parkgebühren nur via Kreditkarte auf einer Webseite (https://parka.is/pay/geldingadalir/) bezahlen lassen. Also braucht man erst einmal eine Kreditkarte, dann muss das Online-Bezahlen damit funktionieren. Da mittlerweile bei Kreditkartenbezahlung eine 2-Faktoren Bestätigung in Europa vorgeschrieben ist, kann es zu Komplikationen kommen, wenn man seine Onlinebanking-Pin nicht parat hat, bzw. man diese nicht via Smarthone übermitteln will. Ach, was waren das noch für Zeiten, als man einfach mit Bargeld bezahlen konnte und so sogar Arbeitsplätze geschaffen wurden!

Übrigens, nicht nur die Parkplätze befinden sich auf Privatland, sondern die Wanderwege werden auch von den Parkplatzbetreibern angelegt und bezahlt. Also, Vulkantourismus in seiner reinsten Erscheinungsform. Natürlich auch ein Grund, warum die Eruptionsstelle frei zugänglich ist. Aus solchen Konstellationen können schnell Interessenskonflikte entstehen. Ein Beispiel hierfür ist die Katastrophe auf der neuseeländischen Vulkaninsel White Island.