Ioto (Iwo-jima) eruptierte in Japan

Staat: Japan | Koordinaten: 24.75, 141.29 | Eruption: Submarin

Wie das JMA aktuell berichtet, eruptierte der Inselvulkan Ioto (auch Iwo-jima genannt) Mitte Juli 2022. Zum ersten Mal seit 1000 Jahren kam es zu einer magmatischen Eruption, die sich kurz vor der Südküste der Insel abspielte. Es wurden Bilder veröffentlicht, auf denen man schwache surtseyanische Eruptionswolken aufsteigen sieht. Wasser, Schlamm und Tephra wurden gut 30 m hoch geschleudert. Die Eruptionsserie begann am 11 Juli. In den Folgetagen kam es alle 5 Minuten zu einer submarinen Explosion. Sie setzten sich bis mindestens zum 4. August fort. Bei angeschwemmten Steinen handelte es sich um poröse Tephra. Die Brocken waren im Inneren bis zu 120 Grad heiß. Die Eruptionen ereigneten sich gut 900 m von der Küste entfernt. Auf Satellitenfotos erkannte man eine Wasserverfärbung und Upwelling.

Erster magmatischer Vulkanausbruch seit 1300 Jahren

Der letzte magmatische Vulkanausbruch auf dem Vulkaneiland ereignete sich vor ca. 1300 Jahren. Dennoch war die Insel nicht untätig, denn seit ihrer Entdeckung durch Kapitän Cook im Jahr 1779 hob sich die Insel um 40 m. Im April 2022 wurde festgestellt, dass die jährliche Hebungsrate momentan bei gut 1 m liegt. Eine Beispielslose Inflation magmatischer Fluide. Diese wird von häufigeren phreatischen Eruptionen begleitet.

Ioto gehört zum japanische Ogasawara-Archipel, über dass ich hier bereits öfters berichtete. Es liegt gut 1000 km südlich von Japan und beherbergt die aktiven Inselvulkane Nishinoshima und Funka Asane, der im März 2022 eruptierte.

Obwohl es sich bei Ioto um eine relativ kleine Insel handelt, ist der zugehörige Vulkan alles andere als klein. Der aktuelle Feuerberg, von dem nur die Spitze über Wasser ragt, bildete sich in einer 10 km durchmessenden Caldera, die vor 100.000 Jahren entstand. Bei einem weiteren großen Ausbruch vor 2700 Jahren wurde viel Tephra gefördert, die sich Unterwasser ablagerte. Es gibt auch Hinweise auf große pyroklastische Ströme. Daher beobachten die Vulkanologen den Vulkan mit Argusaugen.

Stromboli: Schlammströme und Erdrutsche verursachen Naturkatastrophe

Starkregen löste Schlammlawinen auf Stromboli aus- Ort versinkt im Dreck

Kein gutes Jahr für die italienische Vulkaninsel Stromboli, denn gestern ereignete sich die 2. Naturkatastrophe in diesem Jahr. Sie ist nicht dem Vulkan geschuldet, sondern der Dummheit der Menschen. Gestern ging Starkregen über das Liparische Archipel nieder. Die Niederschläge dauerten stundenlang an und lösten auf Stromboli Schlammlawinen und Erdrutsche aus, die man teilweise auch als Lahare bezeichnen könnte. Der Grund hierfür geht auf den Macchia-Brand vom 25. Mai dieses Jahres zurück, denn der weitestgehend vegetationslose Boden konnte die Wassermassen nicht aufnehmen, so dass er sich in Schlamm verwandelte und zu Tale rauschte.

Als Grund für den Waldbrand gilt Brandstiftung durch eine Filmcrew. Man legte extra ein Feuer, um es im Film vom Zivilschutz löschen zu lassen, dessen Mitarbeiter von Schauspielern gemimt wurden. Dummerweise wehte an diesem Tag ein kräftiger Scirocco, so dass das Feuer außer Kontrolle geriet und große Flächen Macchia abfackelte, die die Vulkanhänge bis dahin begrünten. So wurden die Straßen auch von vielen verkohlte Pflanzenresten geflutet.

Das Unwetter gestern, nebst den erwähnten Sekundäreffekten war so schlimm, dass die Bewohner der Insel ihre Stadt heute Morgen nicht wiedererkannten: Die Hauptstraße von Stromboli-Ort liegt unter einer mindestens 1 m mächtigen Schlamm- und Geröllschicht begraben. Boote fanden sich auf der Uferpromenade wieder. Noch fehlt ein kompletter Überblick, doch die Schäden an der Infrastruktur werden als enorm beschrieben. Verletzt wurde wohl niemand, doch 50 Personen verließen freiwillig ihre beschädigten Häuser und wurden in Gemeinschaftsunterkünften evakuiert. Während sich Straßen, Höfe und Gebäude vielleicht zeitnahe vom Schlamm und Geröll befreien lassen, könnte der ökologische Schaden das Gesicht der Insel langfristig verändern. Gerade wieder war zartes Grün auf den verbrannten Flächen sichtbar geworden, nun dürfte die Erosion voll zugeschlagen haben und die Pflanzen den Boden unter den Wurzeln abgetragen haben.

Die heftigen Unwetter können ebenfalls auf den anthropogene Bierdeckel geschrieben werden, denn klar ist, dass Häufigkeit und Stärke der Unwetter deutlich zugenommen haben. In den fast 35 Jahren, in denen ich ein Auge auf Stromboli gerichtet halte, ist so etwas bislang nicht vorgekommen. Traurig, den schleichenden Untergang eines geliebten Paradises mit ansehen zu müssen. Neben der Zerstörung der Natur zählt dazu für mich auch die immer weiter ausufernden Restriktionen in Bezug auf die Besteigung des Vulkans.

Taal mit starken Entgasungen am 12.08.22

Aktivitätssteigerung am Taal-Vulkan

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Fumarolisch

Der philippinische Taal Vulkan steigerte erneut seinen Schwefeldioxid-Ausstoß. Während er gestern 6099 Tonnen am Tag betrug, meldete PHILVOLCS heute 13572 Tonnen. Es kondensiert viel Gas und man sieht eine 2800 m hohe Dampfwolke aufsteigen, die freilich überwiegend aus H2O besteht. Die Vulkanologen warnen nicht nur vor den Folgen von VOG für die Gesundheit, sondern es gibt auch Berichte, nach denen Anwohner über Atembeschwerden, Halsschmerzen und tränenden Augen klagen. Seit Wiederaufnahme der starken Entgasungen hat sich noch etwas am Vulkan geändert: Während zuvor von einer leichten Deflation der Caldera die Rede war, gibt es nun wieder Inflation: Der Boden hebt sich im westlichen Teil der Caldera, aber auch unter Volcano Island. Nur im Ostteil des Einbruchkessels wird leichte Bodensenkung registriert. Ähnlich verhielt es sich in den Monaten vor der Eruption im Winter 2020. Damals kam allerdings noch eine stärkere Bebentätigkeit hinzu, als wir sie jetzt erleben. PHILVOLCS registrierte in den letzten 24 Stunden 5 vulkanisch-bedingte Erdbeben. Je häufiger es bebt, desto größer die Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch.

Wir erinnern uns: Der Taal brach am 12. Januar 2020 aus. Zuerst begannen phreatische Eruptionen, die sich dann schnell zu phreatomagmatische Ausbrüche steigerten. Vulkanasche stieg so hoch auf, dass sie die Stratosphäre erreichte. Der Boden in Teilen der Caldera hob sich sehr schnell, so dass ein Fluss, der in den Taal-See mündet trockenfiel. In den Wochen vor der Eruption setzte eine seismische Krise ein. Es gab bis zu 140 Erdbeben am Tag. Kurz vor dem Vulkanausbruch gab es Erdbeben mit Magnituden im 4-er Bereich. Doch der Ausbruch ließ relativ schnell wieder nach, ohne dass es zur erwarteten Katastrophe gekommen wäre und die Situation deeskalierte. Im letzten Jahr gab es einige phreatische Eruptionen, zu Zeiten, während derer der Schwefeldioxid-Ausstoß ebenfalls hohe Werte angenommen hatte. Damals gab es allerdings keinen Inflation.

Da sich sehr wahrscheinlich noch Restschmelze im System befindet, die sich in den letzten 2 Jahren im Magmenkörper akkumulierte, könnte die neuerliche Aufheizphase schneller ablaufen, als es zuvor der Fall war. Besonders phreatische Eruptionen könnten jeder Zeit entstehen. Es ist allerdings nicht sicher, dass es zu neuen Eruptionen kommen wird, doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist gegeben.