Vulkan-News 27.06.22: San Cristobal

San Cristóbal in Nicaragua ist ausgebrochen

Staat: Nicaragua| Koordinaten: 12.70; -87.00 | Eruption: Asche-Emissionen

Gestern Morgen ist in Nicaragua der Vulkan San Cristóbal ausgebrochen. Die Eruption ereignete sich um um 07:35 Uhr Ortszeit. Augenzeugen berichten in lokalen Medien, dass kurz vor dem Vulkanausbruch ein Erdbeben zu spüren gewesen war. Dann erfolgte eine Explosion, bei der Asche und Gas ausgestoßen wurde. Die Aschewolke driftete in Richtung Norden und verursachte Ascheniederschlag in der Gemeinde La Grecia. Der Direktor des zuständigen Katastrophenschutzes meinte in einem Statement, dass solche Explosionen den Schlot des Vulkans räumen, was immer wieder vorkommt. Eine größere Gefahr geht von diesen Explosionen nicht aus. Dennoch wurde empfohlen, dass sich die Anwohner mit Wasser und Lebensmittel eindecken sollen und die bekannten Notfallpläne zu befolgen, falls sich die Eruption verstärken sollte. Zudem solle man die Sperrzone um den Krater respektieren und Straßen in Vulkannähe mit reduzierter Geschwindigkeit befahren.

Das VAAC Washington brachte keine VONA-Meldung heraus. Daher ist die Höhe der Aschewolke nicht bekannt. Ich schätze sie auf mindestens 2 km über Kraterhöhe. INETER hat noch keine Meldung zum Ausbruch veröffentlicht. Dafür wurde in der letzten Woche über ein Schwarmbeben an der Küste informiert, dass mit der Subduktion dort zusammenhing.

Über den Vulkan San Cristóbal

San Cristóbal ist ein 1745 m hoher Komplexvulkan im Westen Nicaraguas. Er setzt sich aus 5 Kegeln zusammen. Der aktive Krater heißt El Viejo und eruptiert alle paar Jahre. Neben den erwähnten Schloträumern kam es auch in diesem Jahrtausend zu stärkeren Eruptionen, bei denen mehrere Dörfer evakuiert wurden. Der aktuelle Eruptionszyklus begann im Dezember 2022 und wird beim GVP mit einem VEI 3 eingestuft. Im Dezember letzten Jahres wurde Tremor registriert und es kam zu erhöhtem Gasausstoß. Weitere Eruptionen könnten folgen.

Naturkatastrophen News 27.06.22: China

  • Überflutungen im Süden Chinas
  • Hitzewelle in Nord- und Zentralchina
  • Klimawandel trägt Mitschuld an Wetterextreme

Überflutungen und Hitzewelle in China

China ist derzeit zweigeteilt, da der Süden des Landes von starken Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht wird, während in anderen Landesteilen eine Hitzewelle das Leben schwer macht. Doch beide Extremwetterereignisse finden ihren Ursprung im anthropogenen Klimawandel.

Ok, besonders im Süden Chinas gab es bereits früher Überflutungen, besonders im Bereich große Flussläufe im Flachland ist damit zu rechnen. Doch das Nationale Klimazentrum Chinas veröffentlichte ein Statement, nach dem es in diesem Jahr schlimmer und extremer ist als sonst, wobei unberücksichtigt ist, dass das praktisch in jedem Jahr gesagt wird und wir somit eine kontinuierliche Steigerung des Phänomens sehen. Aktuell sind mindestens eine Millionen Menschen auf der Flucht vor den Wassermassen. Besonders betroffen ist das Perlflussdelta und die Provinzen Guangdong, Fujian und Guangxi. In allen Regionen wurden Rekordniederschläge gemessen und zahlreihe Flüsse traten über die Ufer. In der Provinz Guangdong gab es Meldungen aus den Städten Guangzhou und Shaoguan, wo die Straßen meterhoch unter Wasser standen und Menschen mit Booten evakuiert werden mussten. Die Schäden werden auf eine Viertelmillionen Euro geschätzt.

Zentral- und Nordchina leiden dagegen unter einer extremen Hitzewelle, die bereits mehrere Rekorde gebrochen hat. Ähnlich wie in Spanien, Frankreich und Italien, herrschten Temperaturen von mehr als 40 Grad und niemals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war es um diese Jahreszeit heißer. Tatsächlich sollen auch einige lokale Allzeitrekorde gebrochen worden sein. Es wurde ausdrücklich davor gewarnt, sich im Freien aufzuhalten. Mit den Temperaturen steigen natürlich auch die Ozonwerte und Kreislaufprobleme sind vorprogrammiert.

Die Hitzewelle hat zufolge, dass der Stromverbrauch Rekordwerte erreicht, da Klimaanlangen auf Hochtouren laufen. In der Provinz Shandong leben gut 100 Millionen Menschen. Dort kletterte der Stromverbrauch auf 93 Millionen Kilowatt. Damit wurde der bisherige Rekord aus 2020 um 3 Millionen Kilowatt übertroffen. Ein Teufelskreislauf, denn in China wird der Strom überwiegend aus der Verbrennung fossiler Energieträger gewonnen, so dass die Antwort auf dem Klimawandel so aussieht, dass noch mehr Treibhausgase erzeugt werden. Ein Trend, den ich selbst in meiner unmittelbaren Nachbarschaft beobachte, denn hier haut man sich auch immer mehr Klimaanlagen an die Hauswände, während Solaranlagen Mangelware sind.

Neben dem anthropogenen Klimawandel, gibt es einen weiteren Grund für die Häufung der Wetterextreme in Asien, Australien und Südamerika: die Klimaphänomene El Nino und La Nina. Aktuell herrscht La Nina, was für eine Umverteilung der sonst üblichen Niederschlagsverteilung sorgt. Obwohl die beiden Phänomene einen natürlichen Ursprung haben, treten sie in den letzten Jahren gehäuft auf. Grund hierfür könnte abermals der Klimawandel sein.

In nicht allzu ferner Zukunft könnte es durch die klimabedingten Naturkatstrophen zu globalen Hungersnöten kommen. Darüber hinaus werden Rohstoff- und Energieknappheit weiterhin die Lieferketten stören, so dass auch wir Europäer nicht mehr aus dem wirtschaftlichen Abwärtssog heraus kommen, der uns spätestens seit Pandemiebeginn in Schach hält.

Vulkan-News 26.06.22: Indonesien

In Indonesien sind nach wie vor mehrere Vulkane aktiv und eruptieren frequent, oder in Phasen. Heute will ich näher auf die Eruptionen von Anak Krakatau und Lewotolok eingehen.

Anak Krakatau mit Steigerung der Seismizität

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Asche-Emissionen

Der Anak Krakatau liegt im Sunda Strait zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java. Das VSI registrierte gestern 4 Eruptionen, bei denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 560 m aufstieg. Zudem erkennt man auf einem nächtlichen Webcambild, dass rotglühende Tephra ausgestoßen wurde. Die Explosionen erzeugten seismische Signale mit einer Maximal-Amplitude von 54 mm und 60 Sekunden Dauer. Während man die Eruptionen noch als schwach einstufen kann, kann man das von der Anzahl vulkanisch bedingter Erdbeben nicht behaupten. Die Seismografen registrierten nicht nur 14 vulkanotektonische Erschütterungen, sondern 225 Erdbeben mit niedrigen Frequenzen. Diese Erdbeben stehen im Zusammenhang mit Fluidbewegungen im Untergrund. Bei diesen Fluiden kann es sich um Magma handeln, oder um vulkanische Gase und Lösungen. Bereits am Vortag gab es einen deutlichen Anstieg der Seismizität, als über 200 Beben registriert wurden. Heute sieht es allerdings so aus, als wäre der Schub bereits vorbei. Sollten die Beben tatsächlich durch Magmenbewegungen ausgelöst worden sein, dann könnten in den nächsten Tagen stärkere Eruptionen folgen.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto vom 23. Juni erkennt man eine thermische Anomalie im Krater des Inselvulkans. Die große halbkreisförmige Anomalie, die ich zuletzt als Lavadom interpretiert hatte, ist abgekühlt und emittiert keine Wärmestrahlung mehr. Zuletzt konnte man sie auf Sattelitenbildern sehen die am 8 Juni aufgenommen wurden.

Anak Krakatau ist ein junger Vulkan, der das Licht der Welt erst vor fast 100 Jahren erblickte. Seitdem durchlebte der Vulkan mehrere Zyklen, bei denen er durch Kollaps-Ereignissen wieder deutlich an Höhe verlor. Zuletzt geschah das im Jahr 2018. Damals geriet der Krater unter die Wasserlinie des Ozeans. Seitdem wächst der Kegel erneut.


Lewotolok mit Eruptionen

Staat: Indonesien | Lokation: -8.272, 123.505| Eruption: Strombolianisch

Der Lewotolok liegt ein gutes Stück vom Krakatau entfernt und befindet sich an der Küste der Insel Lembata. Mittlerweile kann man den Vulkan als daueraktiv einstufen, da er täglich eruptiert und strombolianisch aktiv ist. Vor 2 Tagen gab es eine besonders schöne Eruption, die glühende Tephra über den Kraterrand auswarf. Der Vulkanausbruch dauerte 61 Sekunden und erzeugte ein seismisches Signal mit 34 mm Amplitude. Gestern wurden 33 Eruptionen beobachtet. Die Seismizität ist hoch. Es wurden 112 Tremorphasen registriert. Auch ein Tornillo-Signal wurde aufgefangen. Es sieht nicht so aus, als hätten der Vulkan vor ruhiger zu werden.

Vulkan Popocatepetl: Bergsteigerin stirbt bei Ausbruch

  • Am Popocatepetl kam es zu einer schwachen Eruption
  • Zu dieser Zeit befand sich eine Bergsteigergruppe auf dem Vulkan
  • Eine Frau kam ums Leben
  • Ein Rettungstrupp barg 5 Menschen leben

Vulkanausbruch am Popocatepetl verursacht ein Todesopfer

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Asche-Emissionen

Gestern kam es am mexikanischen Vulkan Popocatepetl zu einem Unfall mit Todesfolge als der Vulkan ausbrach. Medienberichten zufolge war eine Gruppe aus 6 Bergsteigern auf dem Vulkan unterwegs, wo sie von einem Ausbruch überrascht wurde. Eine Frau kam ums Leben. Ihre genaue Todesursache wurde noch nicht mitgeteilt. Ob sie in Gasen erstickte, von einer Lavabombe getroffen wurde, oder erfror geht aus den lokalen Newsmeldungen nicht genau hervor. Oft kommen Bergsteiger auch durch Steinschlägen um. Die Gruppe rief Hilfe herbei und nach einigen Stunden konnten 5 Menschen lebend gerettet werden. Zwei Personen waren verletzt worden.

Das Rettungsteam stieg von der Seite des Bundesstaates Mexiko auf und war mehrere Stunden im Einsatz. Die Rettungsarbeiten wurden von Schneefall behindert. Der Katastrophenschutz teilte mit, dass der Vulkan nur geringe Aschemengen ausstieß und überwiegend Dampf emittiert wurde. Die letzte VONA-Meldung stammt vom 18. Juni. CENAPRED berichtete von 23 Asche-Dampf-Exhalationen und einer Eruption geringer Intensität. Außerdem gab es 9 Minuten tremor und ein vulkanotektonisches Erdbeben.

Ein LiveCam-Foto zeigt die Eruption. Ja nachdem, wo sich die Bergsteiger befunden haben, könnte ihnen ein Steinschlag, der durch die Eruption ausgelöst wurde entgegengekommen sein. Wenn man sich bei so einem Ausbruch direkt am Kraterrand aufhält, dann kann man auch direkt von Tephra getroffen werden, oder in den Exhalationen ersticken.

Am Popocatepetl kam es in der Vergangenheit öfters zu vergleichbaren Unfällen. Dabei ist der Aufstieg zum Gipfel verboten und es wird vor den Vulkangefahren gewarnt. Der Alarmstatus steht auf „gelb“.  Wörtlich heißt es am Anfang jeder CENAPRED-Meldung: „Die Ampel für den Vulkan Popocatepetl steht auf GELB PHASE 2. CENAPRED bittet dringend darum, sich dem Vulkan und insbesondere dem Krater wegen der Gefahr durch herabfallende ballistische Fragmente NICHT zu nähern“.

Vulkan Ebeko am 25.06.22

  • Am Ebeko gab es 2 Eruptionen
  • Vulkanasche stieg bis auf 4600 m Höhe auf
  • Es wurde vor weiteren Eruptionen gewarnt

Ebeko mit Eruptionen

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Phreatisch

Der Ebeko auf Paramushir Island eruptiert gestern, nachdem ihm der Nachbarvulkan Chikurachki eine Steilvorlage lieferte. Das geht aus 2 VONA-Meldungen hervor, die beim VAAC Tokio veröffentlicht wurden. Demnach stieg die Aschewolke bis auf einer Höhe von 4600 m auf und driftete in Richtung Süden. Zunächst dachte ich, dass dort Asche vom Chikurachki fälschlicherweise dem Ebeko zugeordnet wurde, doch auch KVERT bestätigte die Eruption und stufte die Warnstufe auf „orange“ hoch. Die Vulkanologen warnten vor stärkeren Eruptionen, die Asche bis auf 6 km Höhe speien könnten und dann tieffliegende Flugzeuge gefährden, die den Flughafen Severo-Kurilsk anfliegen. KVERT meldete in diesem Jahr bereits mehrere Ausbrüche des Ebekos, während beim VAAC Tokio die ersten beiden Meldungen des Jahres gelistet wurden. Als einige Vereinsmitglieder den Vulkan vor der Pandemie besuchten, berichteten sie, dass der Ebeko deutlich öfters ausbricht, als es die VAAC-Meldungen vermuten lassen. Sie erfassen nur einen Teil der Eruptionen.

Der Chikurachki war gestern ebenfalls noch tätig und erzeugte weitere Aschewolken, die bis zu 5200 m Höhe aufstiegen. KVERT beschreibt heute eine fumarolische Aktivität. Weitere Eruptionen sind nicht auszuschließen.

Beide Vulkan liegen auf der Kurileninsel Paramushir. Der Ebeko befindet sich im Norden der langgestreckten Insel, der Chikurachki (der mit anderen Vulkanen einen Komplex bildet)  im Südwesten. Außerdem gibt es auf Paramushir noch 2 weiter Vulkane, die als potenziell aktiv eingestuft werden. Dabei handelt es sich um die Feuerberge Fuss, und Karpinski

Paramushir ist die zweitgrößte Insel des vulkanischen Inselbogens der Kurilen. Sie ist 100 km lang und bis zu 30 km breit. Sie liegt vor der Südspitze Kamtschatkas. Die Inselkette ist Teil des Pazifischen Feuerrings und spannt einen Bogen bis zur japanischen Insel Hokkaido. Die Kurilen sind russisches Hoheitsgebiet. Einige Inseln der südlichen Kurilen beansprucht Japan für sich, da sie bis 1945 japanisches Hoheitsgebiet waren.

Erdbeben-News 24.06.22: Langjökull

Langjökull auf Island: Erdbeben Mb 4,6

Datum: 23.06.22 | Zeit: 22:12:06 UTC | Lokation: 64.65; -20.33 | Tiefe: 6.3 km | Mb 4,6

  • Unter dem isländischen Gletscher Langjökull bebte es mit Mb 4,6
  • Es gab mehr als 100 Nachbeben
  • Die Beben ereigneten sich unter einer Caldera

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletscher Langjökull ein vergleichsweise starkes Erdbeben der Magnitude 4,6. Das Hypozentrum lag in 6,3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13.5 km südlich von Eiríksjökull (einem gletscherbedeckten Tafelberg-Vulkan nordwestlich des Langjökulls) verortet. Ein Blick auf die Erdbebenkarte enthüllt, dass sich das Beben unter einer subglazialen Caldera im Südteil des Gletschers ereignete. Man sieht auch die Hveravellier-Caldera im Nordosten des Gletschers. Sie ist der eigentliche Zentralvulkan eines 100 km langen Systems aus Spalten und Vulkanen. Beim Langjökull handelt es sich um den zweitgrößten Gletscher auf Island.

Bis heute Mittag folgten 37 weitere Erschütterungen, die im Erdbebenkatalog angezeigt werden. Von ihnen hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 3,7 hatte. 9 Erschütterungen lagen im 2er-Bereich. Vor dem Hauptbeben gab es 2 schwächere Vorbeben. Es werden allerdings nicht alle Beben im Katalog angezeigt. Wahrscheinlich, weil sich die meisten Erschütterungen im Bereich der Mikroseismizität bewegten. IMO meldet mehr als 100 Nachbeben. Das Hauptbeben war in weiten Teilen Islands zu spüren gewesen.

Im April und Mai ereigneten sich im Bereich des Langjökulls mehrere Erdbeben in der gleichen Region. Es ist nicht auszuschließen, dass sie mit den Vulkanen unter dem Gletscher zusammenhängen, und dass diese dabei sind zu erwachen. Online zugängliche GPS-Daten sind mir nicht bekannt. Generell ist es nicht einfach die subglazialen Vulkane zu überwachen. Auf Island stehen die Feuerberge unter dem Vatnajökull und Myrdalsjökull im Fokus der Überwachung subglazialer Vulkane. Da das System unter dem Langjökull bislang vergleichsweise ruhig war, wurde relativ wenig publiziert. Ein Umstand, der sich bald ändern könnte.

Der Langjökull ist nicht der einzige Bebenspot auf Island. Auch unter Reykjanes gab es wieder mehrere Erdbeben. In den letzten 48 Stunden wurden 59 Erschütterungen detektiert. Freilich, gegen der Hochphase der Aktivität ein bescheidener Wert.

Vulkan-News 24.06.22: Chikurachki

 

Chikurachki in Eruption

Staat: Russland | Koordinaten: 50.33; 155.46 | Eruption: Vulcanianisch

Auf der Kurileninsel Paramushir ist der Vulkan Chikurachki ausgebrochen. Das geht aus 3 VONA-Meldungen des VAACs Tokio hervor. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 5500 m auf und driftete in Richtung Nordosten. KVERT erhöhte den Alarmstatus von „gelb“ auf „orange“ und warnt ausdrücklich davor, dass es jeder Zeit zu explosiven Eruptionen kommen könnte, bei denen Vulkanasche höher als 6000 m aufsteigt und den Flugverkehr gefährdet. Menschen am Boden sind derzeit nicht gefährdet, es sei denn, sie nähern sich dem Vulkan zu sehr an. Die Gegend ist nur dünn besiedelt.

Bereits Ende Januar 2022 gab es 2 Explosionen am Chikurachki, die eine vergleichbare Stärke wie die heutigen hatten. Die Eruptionen förderten Aschewolken, die bis zu 5 km über dem Meeresspiegel aufstiegen und bis zu 255 km weit abdrifteten.

Über den Vulkan Chikurachki

Der Chikurachki hat eine Gipfelhöhe von 1781 m und ist damit der höchste Vulkan auf Paramushir. Dennoch wird der Vulkankegel beim GVP als klein beschrieben, da der aktuelle Vulkan auf einem älteren (pleistozänen) Vulkangebäude aufsitzt. Erste Eruptionen begannen während des Pleistozäns, als überwiegend basaltische Laven gefördert wurden. Obwohl Eruptionen die Basaltlava fördern selten stark explosiv sind, soll es zu plinianischen Ausbrüchen gekommen sein. Meine Vermutung ist, dass da dann ähnliche Prozesse am Werk waren, wie bei den Ätna-Paroxysmen. Spätere Eruptionsphasen förderten auch andesitische Laven. Während des Holozäns erreichten Lavaströme das Meer und es wurden Lavadeltas kreiert. Im Süden des Chikurachki schließt sich eine Gruppe aus Schlackenkegel an, die auf den Namen Tatarinov hört.

Auf Paramushir gibt es mehrere Vulkane. Zu diesen zählt der Ebeko, der uns in den News in den letzten Jahren häufig begegnet ist, nun aber recht ruhig geworden zu sein scheint. Nordwestlich von Paramushir liegt der Inselvulkan Alaid, der für seine VEI 4-Eruptionen bekannt ist.

Erdbeben in Vulkannähe am 23.06.22: Bardarbunga

Heute ereigneten sich wieder eine Reihe an Erdbeben in der Nähe von Vulkanen, die für uns von Interesse sein könnten. Typischerweise haben sie geringe Magnituden, könnten aber Anzeigen, dass der betreffende Vulkan erwacht, oder wenigstens über ein aktives Hydrothermalsystem verfügt.

Island: Erdbeben M 3,0 nahe Bardarbunga

Datum: 22.06.22 | Zeit: 04:15:26 UTC | Lokation: 64.53 ; -17.35 | Tiefe: 5.2 km | Ml 3,0

Während es unter Reykjanes ein wenig ruhiger geworden ist, kann man das von den subglazialen Vulkanen unter dem Vatnajökull nicht sagen: 14,6 km südlich von Bardarbunga, und nördlich vom Grimsfjall gab es ein Erdbeben M 3,0. Es gab auch einige schwächere Beben. Insgesamt detektierte IMO 13 Erschütterungen im Einzugsgebiet des Vatnajökulls.


Hawaii: Schwarmbeben bei Pahala hält an

Datum: 22.06.22 | Zeit: 00:07:55 UTC | Lokation: 19.24 N ; 155.42 W | Tiefe: 35 km | Ml 2,7

Das Schwarmbeben, dass schon lange beim hawaiianischen Küstenort Pahala aktiv ist, geht auch heute weiter und hat sich verstärkt. Seit gestern registrierte das EMSC 27 Erschütterungen auf Big Island. 2 Beben ereigneten sich an der Kilauea-Gipfelcaldera, 2 im nördlichen Teil von Big Island und die restlichen Erschütterungen bei Pahala. Die Beben dort verteilen sich auf 2 Cluster. Einer liegt im direkten Umfeld des Ortes, ein weiterer etwas weiter nordöstlich. Schmelze steigt entlang des unteren Westrifts auf und verursacht die Beben. Ein weiterer Effekt ist, dass es eine langsame Abwärtsbewegung der Kilauea-Südflanke gibt, die ebenfalls Beben verursachen kann.


Long Valley Caldera mit Erdbeben

Datum: 23.06.22 | Zeit: 03:44:57 UTC | Lokation: 37.38 N ; 118.69 W | Tiefe: 35 km | Ml 2,8

In den letzten Tagen gab es auch weitere Erdbeben im Bereich der Long-Valley Caldera in Kalifornien. Seit meinem letzten Update am 20. Juni kamen gut 60 Erschütterungen hinzu. Das stärkste Beben brache es heute auf M 2,8 und hatte ein Hypozentrum in 16 km Tiefe. Es lag aber abseits der anderen Beben, die meist geringere Magnituden hatten und kurz unter der Erdoberfläche lagen. Man kann durchaus von einem Schwarmbeben sprechen.

Fuji: Vorbereitungen auf Eruption

  • In Tokio bereitet man sich auf eine Eruption des Vulkans Fuji vor
  • Es werden Notfallpläne ausgearbeitet und Staubmasken bestellt
  • Ein Geophysiker sieht eine konkrete Gefahr

Am Fuji werden Notfallpläne ausgearbeitet

In der japanischen Hauptstadt Tokio bereitet man sich scheinbar auf einen möglichen Ausbruch des Vulkans Fuji vor. Das geht aus mehreren Pressemeldungen hervor, die zum Teil ziemlich reißerisch zu lesen sind. Der Fuji ist ein sehr symmetrisch aufgebauter 3776 m hoher Stratovulkan und ein Sinnbild Japans. In dem Inselreich am Pazifischen Feuerring gibt es 111 Vulkane, die als aktiv eingestuft sind. Das heißt, sie sind mindestens einmal innerhalb der letzten 10.000 Jahre ausgebrochen. Es gibt viele heiße Quellen auf Japan, um die sich eine Bäderkultur aufgebaut hat, die fest in der kollektiven Seele Japans verwurzelt ist, genau so der Respekt vor dem Vulkanismus. Obwohl der Fuji 153 km vom Stadtzentrum Tokios entfernt ist, kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Stadt durch einen Vulkanausbruch des Fujis in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, zumindest, wenn der Wind aus Richtung des Vulkans bläst. Dann könnte Vulkanasche in Richtung Tokio wehen und sich im Stadtgebiet ablagern. Ähnliches soll beim letzten großen Ausbruch im Jahr 1707 geschehen sein. Für eine Metropole wie Tokio, würden schon vergleichsweise geringe Aschemengen problematisch sein. Sollte viel Asche niedergehen, dann könnte das öffentliche Leben der Stadt zum erliegen kommen und Schäden an der Infrastruktur entstehen. Besonders, wenn Vulkanasche nach Regenfällen nass wird, bildet sich eine tonnenschwere zementartige Schicht, die Hausdächer zum Einsturz bringen kann und die Kanalisation verstopft. Doch Tokio wird wohl kaum ein modernes Pompeji werden, so wie es in einigen Artikeln zu lesen ist. Aufgrund dieser -eigentlich nicht neuen- Erkenntnisse arbeiten Zivilschutz und Polizei nun Notfallmaßnahmen aus und man plant die Bestellung von Staubmasken und Schutzbrillen. Als Staubmasken werden ja oft medizinische Gesichtsmasken verwendet, die es nun in Pandemiezeiten reichlich geben sollte und praktisch in vielen Haushalten vorhanden sind.

Erdbeben könnte Fuji reaktivieren

Grund für den Alarmismus liefert ein Statement des Geophysikers Hiroki Kamata, emeritierter Professor der Universität Kyoto. Er sagte, dass sich der Fuji genau nördlich des Gebiets befindet, in dem die Tokai-Erdbeben ihren Ursprung haben. Laut Kamata wurde der Mt. Fuji durch das Erdbeben von 2011 angeregt, und es wurden Risse in der Decke seines Magmareservoirs geöffnet, wodurch er sozusagen in einen ‚Standby-Zustand‘ für einen Ausbruch versetzt wurde. Daher befürchtet man, dass der Vulkan innerhalb der nächsten Jahrzehnte ausbrechen könnte. Das Erdbeben von 2011 soll zudem gut 20 andere Vulkane Japans aus ihrem Schlaf gerissen haben, wodurch sie in den Standby-Modus versetzt wurden. Von diesen Vulkanen brachen bereits einige aus. Obwohl die Möglichkeit tatsächlich gegeben ist, dass der Fuji irgendwann wieder ausbrechen wird, sind mir keine aktuellen Anzeichen wie Schwarmbeben, Gasausstoß, oder Inflation bekannt. Die Alarmstufe des Vulkans steht beim JMA auf „1“. Man sieht das Potenzial für eine Aktivitätssteigerung. Die Vorsichtsmaßnahmen sind durchaus gerechtfertigt, doch Grund zur Panik besteht nicht. Solche Notfallpläne sollte es überall geben, auch in Bezug auf anderen Naturkatastrophen.

Apropos Japan und JMA: Der Ontakesan steht nun auf Warnstufe „1“, zuvor stand sie auf „2“.