Vesuv: Erdbeben und Bodensenkung

Am Golf von Neapel liegen 3 der aktivsten Vulkangebiete Europas. Den meisten ist der Vesuv geläufig, doch auch auf der Insel Ischia gibt es aktiven Vulkanismus. Dazwischen liegt die Caldera Campi Flegrei, wo ein Vulkanausbruch in absehbarer Zeit nicht unwahrscheinlich ist.

Erdbeben M 2,0 am Vesuv

Datum: 30.05.22 | Zeit: 01:20:53 UTC | Lokation: 40.82 14.42 | Tiefe: 0,1 km | Mb 2,0

Heute Nacht ereignete sich am Vesuv ein schwaches Erdbeben der Magnitude 2,0. Das Hypozentrum lag nur 0,1 km tief. Das Epizentrum manifestierte sich unter dem Krater. Es folgten 2 schwächere Erdbeben mit Magnituden kleiner 1. Ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass es öfters zu Erschütterungen des Vulkans kommt. In diesem Jahr wurden bereits 306 Erdbeben detektiert. Allerdings gibt es kein großes Aufsehen mehr um die Beben, da sich bestätigt hat, dass sie mit einer Bodenabsenkung einher gehen. Es scheint sich also um Setzungsbeben zu handeln, die durch eine weitere Abkühlung des Magmenkörpers im Vulkan verursacht wird. Die Bodensenkung wird auch von den jüngsten INSAR-Aufnahmen bestätigt. Auf dem Radarbild vom EGMS erkennt man, dass sich der Boden im Bereich des Vulkans im Laufe eines Jahres um 2 cm absenkte.

Bodenhebung der Campi Flegrei bleibt hoch

Anders sieht es am benachbarten Calderavulkan Campi Flegrei aus. Das blaue Areal markiert eine Bodenhebung um mehrere Zentimeter. Die Hebungsrate beträgt nach wie vor ca. 13 mm im Monat. Seit 2011 hob sich der Boden um bis zu 90 cm. Auch wenn größere Erdbebenschwärme in diesem Monat ausblieben, werden täglich Erschütterungen detektiert. In diesem Jahr waren es bislang 775 Erschütterungen.

Bodensenkung auf Ischia

Auf der INSAR-Karte ist ebenfalls zu erkennen, dass sich die Insel Ischia und insbesondere der Monte Epomeo auch absenken. Beim Monte Epomeo handelt es sich um einen 789 m hohen vulkanischen Host, in dessen Bereich zahlreiche Schlackenkegel eruptierten. Der letzte Ausbruch ereignete sich 1302. Der Block des Epomeo wurden angehoben, als ein großer Magmenkörper in die Erdkruste eindrang. Die Bodensenkung scheint einen ähnlichen Ursprung wie jene am Vesuv zu haben und kommt durch eine Abkühlung und damit einhergehende Kontraktion des Magmenkörpers zustand.

Summa summarum sieht es so aus, als wäre eine Eruption im Bereich der Campi Flegrei am wahrscheinlichsten. Um die Vulkane auf Ischia und um den Vesuv muss man sich aktuell wohl weniger Sorgen machen.

Erdbeben-News 30.05.22: Island

  • Ein Erdbeben Mb 4,0 erschütterte Nordisland
  • Auch im Südwesten bebte es wieder
  • Grindavik wappnet sich für einen Vulkanausbruch

Island: Erdbeben M 4,0

Datum: 30.05.22 | Zeit: 09:20:16 UTC | Lokation: 66.23 ; -18.33 | Tiefe: 14 km | Mb 4,0

Heute wurde der isländische Norden von einem Erdbeben der Magnitude 4,0 erschüttert. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 14 km festgestellt. Das Epizentrum befand sich 7,3 km nördlich von Gjögurtá und damit vor der Nordküste. Das Beben manifestierte sich um 9.20 Uhr an einer Störung der Tjörnes-Fracture-Zone und war Teil eines Schwarms. Bereits um 05:27 Uhr kam es zu einen Beben M 2,8 in denselben Gebiete. Schwarmbeben sind hier keine Seltenheit und sind entweder tektonischen, oder vulkanotektonischen Ursprungs. Bei besonders massiven Schwarmbeben dringen Dykes in den Untergrund ein, doch danach sieht es momentan noch nicht aus.

Darüber hinaus hält die Seismizität auf Reykjanes an, obwohl zu beobachten ist, dass die Häufigkeit der Ereignisse deutlich abgenommen hat. Dennoch warnt IMO noch vor der Möglichkeit, dass sich ein starkes Erdbeben am Spaltensystem von Brennisteinsfjöll ereignen könnte und zeigt sich besorgt wegen der Seismizität im Bereich von Eldvörp. Hier besteht die Gefahr, dass Hangrutsche ausgelöst werden könnten. Innerhalb von 48 Stunden wurden auf Reykjanes 148 Erschütterungen detektiert. Die Stärkste brachte es gestern auf M 3,2. Das Epizentrum lag 4 km nördlich von Grindavik. Hier dürfte der neue Magmatische Gang erschüttert worden sein.

Grindavik bereitet sich auf Vulkanausbruch vor

Über all dem schwebt die latente Gefahr eines Vulkanausbruchs auf Reykjanes. Mittlerweile häufen sich Zeitungsinterviews, in denen isländische Wissenschaftler und Zivilschutzmitarbeiter die Bevölkerung von Grindavik auffordern, sich auf eine Eruption vorzubereiten. Ganz konkrete Pläne hat der Bürgermeister des Ortes. Fannar Jónasson erklärte gegenüber dem Fernsehsender RUV, dass sich diese Woche ein Team der Stadtverwaltung mit Geowissenschaftlern, Ingenieuren, Polizei und Zivilschutz treffen will, um Notfallpläne auszuarbeiten. Es sollen Listen erstellt werden, wo man schnellstmöglich schweres Gerät herbekommt, damit man ggf. schnell Dämme und Gräben errichten kann, um die Lava vom Ort und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi, nebst Blaue Lagune fernzuhalten.

Auf Island versuchte man bereits öfters Lavaströme umzuleiten, allerdings meistens mit bescheidenen Erfolg. Auf Heimaey konnte man 1973 nicht verhindern, dass die Lava große Teile der Stadt zerstörte. Es gelang nur die Lava zu stoppen, bevor sie die Hafeneinfahrt komplett blockierte. Selbst letztes Jahr am Fagradalsfjall baute man Dämme, die die Lavaströme aber nicht lange aufhalten konnten. Eine Generalprobe für das, was folgen mag.

Vulkan Ätna mit neuem Lavastrom am 30.Mai

  • Lava fließt aus 2 Schloten auf der Ostseite des Ätnas
  • Die Lavafront liegt im Valle del Bove, auf 2100 m Höhe
  • Die Explosivität der Eruption hat abgenommen

Der Lavastrom, der gestern am Ätna zu fließen begann, ist weiterhin aktiv. Das INGV brachte eine Mitteilung heraus, nach der eine Inspektion des Vulkans ergab, dass sich nicht nur ein neuer Förderschlot geöffnet hatte, sondern 2. Ein Schlot lag auf 3250 m Höhe am Neuen Südostkrater, der zweite Schlot auf 2800 m Höhe. Er öffnete sich unterhalb der Basis des Kraterkegels und liegt bereits im oberen Bereich des Valle del Bove. Die Lavafront hatte gestern Nachmittag die 2100 m Höhenmarke erreich und hielt auf den Monte Simone zu. Seitdem ist sie nur wenig vorangeschritten, sondern geht in die Breit. Die Förderrate wird als gering beschrieben. Videos aus den ersten Stunden der Eruption zeigen allerdings, dass schon einiges an Lava in Bewegung war. MIROVA registrierte heute eine hohe Thermalstrahlung mit 826 MW Leistung. Gestern Vormittag wurde ein Spitzenwert von 1880 MW erreicht. Er deutet an, dass kurz nach der Spaltöffnung am meisten Lava unterwegs war, bzw. diese besonders heiß war.

Ätna
Lavastrom im Valle del Bove. © Fabrizio Zuccarello – Escursioni guidate sull’Etna via FB

Die Vulkanologen berichten weiterhin, dass die Infraschallsensoren vom starken Wind gestört waren. LiveCam-Beobachtungen enthüllen allerdings, dass die strombolianische Aktivität gering ist, was einher geht mit dem Tremor, der zich zwar noch im roten Bereich bewegt, aber niedriger ist, als in der letzten Woche, als es noch stärkere Explosionen gab. Der Ursprung des Tremors ist konstant geblieben und findet sich auf 3000 m Höhe unter dem Südostkraterkegel. Das VAAC meldete zuletzt am 23. Mai größere Aschewolken. Die Schlotöffnung gestern lief vergleichsweise ruhig ab, es entstanden keine Aschewolken, sondern es wurde nur Dampf ausgestoßen. Auch Pyroklastische Ströme gab es nicht.

Die Inklinometer und das GPS-Netzwerk registrieren keinen signifikanten Veränderungen in der Hangneigung. Magmenaufstieg und Abfluss scheinen ausgeglichen zu sein.