Obwohl sich das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden in Argentinien ereignete und eine Magnitude von 6,7 hatte (in 176 km Tiefe), möchte ich an dieser Stelle Bezug zu 2 Lokationen mit Vulkanen nehmen. Hierbei handelt es sich um die Yellowstone-Caldera und die isländische Reykjanes-Halbinsel.
Yellowstone: Erdbeben Mb 4,4
Datum: 11.05.22 | Zeit: 13:32:04 UTC | Lokation: 44.63 N ; 110.11 W | Tiefe: 10 km | Mb 4,4
Im Osten der Yellowstone-Caldera bebte es mit einer Magnitude von 4,4 (EMSC). Das USGS ermittelte eine Magnitude von 4,2. Die Tiefe des Hypozentrums lag in km Tiefe. Das Epizentrum wurde 84 km westlich von Cody lokalisiert. Sehr wahrscheinlich war der Erdstoß tektonischen Ursprungs. Nachbeben sind nicht ausgeschlossen. In den letzten Monaten war die Region seismisch unauffällig.
Reykjanes mit weiteren Beben
Datum: 11.05.22 | Zeit: 09:31:38 UTC | Lokation: 63.87; -22.64 | Tiefe: 8,8 km | Mb 3,2
Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel bebt es weiterhin kräftig. Es kamen mehrere neue Bebenpulse, so dass innerhalb von 48 Stunden 225 Erschütterungen detektiert wurden. Schwerpunkt der Beben liegt nun bei Grindavik und dem Fagradalsfjall. Interessant ist nicht nur die bloße Anzahl der Beben, sondern auch ihre Energiezunahme. Es wurden 3 Beben mit Magnitude ab 3 und 24 Erschütterungen mit Magnituden im 2er Bereich festgestellt. Es würde mich nicht wundern, wenn wir bald Informationen zu Bodenhebungen bekommen würden.
Einen zweiten Erdbebenschwarm gab es bei Grimsey an der TFZ. Dort wurden 49 Erschütterungen registriert, wobei ein Beben ebenfalls einen grünen Stern erhielt.
Flutbasalt-Eruptionen lösten Klimakatastrophen aus
Eine neue Studie zeigt, dass Temperaturrekorde vor Eruptionsbeginn erreicht wurden
Magmenaufstieg wurde neu modelliert
Flutbasalt-Eruption zeitgleich mit Asteroiden-Einschlag
Schon lange bevor der Mensch auf der Erde wandelte, gab es Probleme mit dem Klima. Dieses kann zwar über lange Zeiträume hinweg stabil sein, doch es kam im Laufe der Erdgeschichte öfters zu großen Umwälzungen, die ein Massensterben verursachten. Neben Kometeneinschlägen und Strahlungsstürme zeichneten sich Vulkaneruptionen für das verschwinden ganzer Spezies verantwortlich. Oft denkt man bei diesen Naturkatastrophen an explosive Eruptionen von Supervulkanen, doch auch effusive Eruptionen zeichneten sich dafür verantwortlich. Bei diesen Vulkanausbrüchen wurden gigantische Mengen Basaltlava gefördert, die bis zu 1000 m mächtige Ablagerungen schufen, die sehr große Areale bedeckten. Solche Lavamengen wurden nicht in wenigen Tage, Wochen, oder Monaten gefördert, sondern sie hielten mehrere Jahrtausende Jahre an. Sie schufen sogenannte Flutbasaltprovinzen, von denen der Dekkan Trapp in Indien und der Columbia-River-Basalt zwei prominente Beispiele sind. Der Columbia-River-Basalt wurde vor 16,5 Millionen Jahren gefördert und ist deutlich kleiner, als der 66,5 Millionen Jahre alte Dekkan Trapp. Seine Eruption lässt sich mit dem Einschlag des Chicxulub-Asteroiden korrelieren, der seinerzeit den Untergang der Dinosaurier einleitete. Einige Autoren sind der Meinung, dass der Vulkanausbruch seinen Teil zum Verschwinden der Dinos beigetragen haben könnte.
Klimakatastrophen bereits Hunderttausende Jahre vor den Flutbasalt-Eruptionen
Bekannt ist, dass die Entstehung der Flutbasalt-Provinzen massive Auswirkungen auf das Weltklima hatten: es wurden gewaltige Mengen Kohlendioxid freigesetzt. Das Treibhausgas sorgte für eine Klimakatastrophe in Form einer Wärmeperiode. Eine neue Studie untersuchte die Klimaveränderungen genauer und kommt zu dem Schluss, dass der Höhepunkt der ausgelösten Warmzeiten bereits bis zu 200.000 Jahre vor dem Höhepunkt der Eruptionen einsetzte. Die Forscher Xiaochuan Tian und W. Roger Buck von der Columbia University in New York renderten mehrere Simulationen auf Basis moderner Datensätze zum Paläoklima und erhielten ein Modell, nach denen bereits während der Magmenmigration in die Erdkruste gewaltige Mengen Kohlendioxid freigesetzt wurden. Die Mengen waren weitaus größer, als der Kohlendioxid-Flux während der Eruption. Eigentlich ist diese Erkenntnis nicht erstaunlich, denn wir wissen ja, dass Kohlendioxid auch im Vorfeld kleinerer Eruptionen als erstes freigesetzt wird. Daher beobachten Vulkanologen an ihren Hausvulkanen ja auch den Gasflux vor einer Eruption, wobei ein Anstieg der Kohlendioxidfreisetzung auf einen Magmenaufstieg hindeutet.
Das neue Modell erklärt auch, warum die Eruption des Dekan-Trapp nicht dem globalen Winter entgegenwirkte, der durch den Einschlag des Chicxulub-Asteroiden ausgelöst wurde und zum Aussterben der Dinosaurier führte: die Warmphase durch die Dekkan-Trapp-Eruption ereignete sich bereits einige Hunderttausende Jahre früher.
Natürlich schoss auch mir der Gedanke durch den Kopf, ob nicht der aktuelle Kohlendioxid-Anstieg, der für den anthropogenen Klimawandel verantwortlich gemacht wird, vielleicht natürliche Ursachen haben könnte und durch große Magmenmengen ausgelöst wird, die in die Erdkruste eindringen. Doch solche Vorgängen laufen sehr wahrscheinlich nicht im Verborgenen ab und müssten eine Reihe weiterer Nebeneffekte auslösen, die unseren Forschern nicht entgehen dürften.
Magmenaufstieg mit Hindernis
Laut den Autoren der Studie hatte das Magma vor den Flutbasalt-Eruptionen gewaltige Schwierigkeiten aufzusteigen. Es drang zunächst in den unteren Krustenbereich ein, doch der Aufstieg aufgrund des Dichteunterschieds zwischen Schmelze und Krustenmaterial stoppt bald, als sich der isostatische Druckunterschied ausglich. Es kam zu einen langwierigen Prozess, bei dem die Erdkruste mit einer Vielzahl Magmatischer Gänge durchzogen wurde, aufweichte und an Dichte zunahm und zwar solange, bis das Gestein der oberen Kruste schwerer war als das aufsteigende Magma. Erst dann soll es zum finalen Magmenaufstieg gekommen sein, der in den Eruptionen endete. (Quelle: https://www.nature.com/articles/s41561-022-00939-w)
Heute berichte ich über die beiden neuseeländischen Vulkane Ruapehu und White Island, die beide vulkanisch unruhig sind und sich auf eine Eruption vorbereiten könnten. Am Ruapehu ist die Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs weiter gestiegen.
Am Ruapehu wird weiterhin starker Tremor registriert. Die Wassertemperatur des Kratersees ist auf 41 Grad Celsius gestiegen. Dieser Wert wurde binnen 12 Tage erreicht. Zuvor hatte sich die Temperatur für 4 Wochen lang bei Werten zwischen 36-38 Grad eingependelt. Vom Krater geht eine Wärmestrahlung mit 400 MW Leistung aus.
Einen Aufwärtstrend zeigt auch der Gasausstoß. Bei den letzten Messungen wurde festgestellt, dass der Vulkan 1970 Tonnen Schwefeldioxid am Tag emittiert. Dazu kommen 260 Tonnen Kohlendioxid. Dieses Gas erreicht im allgemeinen vor dem Schwefeldioxid die Erdoberfläche. Beides sind vulkanische Gase, die von einem aufsteigenden Magmenkörper ausgehen. Der hohe Schwefeldioxid-Ausstoß signalisiert, dass die Schmelze bereits relativ hoch im Fördersystem steht. Neben den unsichtbaren Gasen wird auch vermehrt Wasserdampf erzeugt. Der meiste Dampf wird durch Verdunstung des Kratersees erzeugt, aber er kann auch fumarolisch gefördert werden und dem Magma entweichen.
Die Vulkanologen vom GNS befürchten, dass es innerhalb von 4 Wochen zu kleinen Eruptionen kommen könnte, die sich auf den Kraterbereich beschränken. In erster Linie wird es sch dabei um phreatische Explosionen handeln. Diese könnten aber schon ausreichen, um Wasser aus den Kratersee zu drücken und Lahare zu erzeugen. Diese würden durch den Whangaehu River abfließen. Sollte sich die Aktivität dann steigern, könnten größere Lahare auch durch andere Schluchten/Flussbetten fließen. Zuletzt geschah das in den Jahren 1969, 1975 und 2007. Einen größeren Vulkanausbruch, wie er 1995-96 stattfand, halten die Vulkanologen für die nächsten 4 Wochen für unwahrscheinlich. Sollte die Aufheizphase allerdings noch länger als 4 Wochen dauern, steigt auch für eine stärkere Eruption die Wahrscheinlichkeit.
Ruapehu ist ein Vulkan der Taupo-Volcanic-Zone, die sich auf einer Länge von 350 km durch die neuseeländische Nordinsel zieht. Der Vulkan befindet sich fast am Südende der Vulkanzone. An deren Nordende liegt der Inselvulkan White Island.
Vor der Küste von Whakatane ereignete sich am Wochenende ein seismischer Schwarm. Mehr als 20 Erschütterungen wurden registriert. 4 Beben hatten Magnituden im 3er Bereich und wurden von den Anwohnern wahrgenommen. Generell ist die seismische Aktivität im Bereich der neuseeländischen Nordinsel hoch.
Von Whakatane aus startet man nach White Island. Die Insel liegt ca. 50 km vor der Küste. Die geophysikalischen Parameter hier sind ein wenig widersprüchlich. Das GSN meldete eine signifikante Abnahme der Fumarolentemperatur. Ende April betrug sie noch 111 Grad. Mitte März waren es 288 Grad. Dafür wurde im zentralen Kraterbereich eine leichte Inflation festgestellt. Die Schlote waren mit Wasser gefüllt und man beobachtete Geysiraktivität. Die Warnstufe bleibt bei „1“.