Vulcano mit weiteren Erdbeben im April

Datum: 10.04.22 | Zeit: 07:23:25 UTC | Lokation: 38,3949; 15,0175 | Tiefe: 10,2 km | Mb 1,9

  • Unter Vulcano wurden weitere Erdbeben festgestellt
  • Im April gab es bereits 53 Erschütterungen
  • Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist leicht gestiegen

Unter der Liparischen Insel Vulcano ereigneten sich weitere Erschütterungen. Seit dem 9. April summierten sich 9 Erdbeben hinzu, so dass in diesem Monat bereits 26 Erdbeben auf der Erdbebenkarte angezeigt werden. Allerdings werden die Beben auf der Anzeige gefiltert, denn insgesamt trugen sich im April bereits 53 Erschütterungen im Bereich von Vulcano zu. Im ganzen März waren es 44. Somit erleben wir eine seismische Aktivitätssteigerung.

Das Stärkste der neuen Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,9 und ein Hypozentrum in 10,2 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 6.0 km östlich von Porto di Ponente.

In meinem letzten Update schrieb ich, dass ich auf das neue Wochenbulletin des INGVs gespannt bin. Dort findet die Zunahme der seismischen Aktivität zunächst kaum Beachtung. In der Zusammenfassung heißt es: “ Lokale Seismizität: Geringe Häufigkeit von lokalen Ereignissen. Regionale Seismizität: Mäßige Frakturseismizität in Verbindung mit Erdbeben mit Ml ab 1,0.“ In der genaueren Analyse ist dann zu lesen, dass die lokale Seismizität im Frequenzband unter 1 Hz (VLP-Ereignisse) im Vergleich zur Vorwoche nicht zugenommen habe. Dafür werden dann aber die regionalen Erdbeben mit Magnitude größer 1 genauer beschrieben.

Schwefeldioxid-Ausstoß auf Vulcano nahm zu

Interessant ist auch, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß aus den Fumarolen am Kraterrand wieder zugenommen hat. Die Werte werden als mittelhoch beschrieben, mit steigender Tendenz. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist weiterhin hoch. Eine neue Bodendeformation wurde nicht festgestellt. Dennoch ist es möglich, dass es einen Zusammenhang zwischen den Erdbeben und dem steigenden Gasausstoß gibt, selbst wenn die Erdbeben nicht direkt durch Fluidbewegungen ausgelöst worden sind. Vom Magmenkörper aufsteigendes Gas könnten den Druck auf die Störungszonen erhöht haben. Zu beachten ist auch, dass sich recht viele Erdbeben in einem Cluster offshore zutrugen. Hier wäre eine evtl. Bodenhebung nur schwer festzustellen.

Sahen wir in den letzten Wochen eine leichte Entspannung der Situation auf Vulcano, gibt es nun also wieder eine leichte Zunahme der geophysikalischen Parameter, die im Zusammenhang mit dem intrudierten Magmenkörper stehen. Ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch lässt sich aus den Daten nicht unbedingt ablesen, aber es könnte jederzeit zu phreatischen Explosionen kommen. Vor einem stärkeren magmatischen Ausbruch, würde man eine seismische Krise mit weiterem Magmenaufstieg erwarten. Auszuschließen sind spontane Eruption allerdings nicht. Der Alarmstatus steht auf „gelb“.

Erdbeben-News 13.04.22: Papua Neuguinea

Papua Neuguinea: Erdbeben Mw 5,9

Datum: 13.04.22 | Zeit: 03:00:55 UTC | Lokation: 4.42 S ; 151.96 E | Tiefe:  149 km | Mw 5.9

Unter der Insel New Britain in Papua Neuguinea, bebte es mit einer Moment-Magnitude von 5,9. Der Erdbebenherd lag in der recht großen Tiefe von 149 km. Daher wirkte sich der Erdstoß an der Erdoberfläche nicht sehr stark aus. Interessant ist aber seine Lage: das Epizentrum manifestierte sich 35 km westlich von Kokopo und somit in relativer Nähe zur Rabaul-Caldera und dem Tavurvur.


Japan: Erdbeben Mw 5,7

Datum: 13.04.22 | Zeit: 01:22:33 UTC | Lokation: 26.87 N ; 126.43 E | Tiefe:  10 km | Mw 5.7

Das japanische Archipel von Ryukyu wurde von einem Erdbeben der Magnitude 5,7 erschüttert. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 144 km westlich von Naha (Okinawa) festgestellt. Es gab mehrere Vor- und Nachbeben.


Vanuatu: Erdbeben Mw 5,5

Datum: 13.04.22 | Zeit: 02:31:59 UTC | Lokation: 13.76 S ; 166.81 E | Tiefe:  10 km | Mw 5.5

Am Vanuatu-Graben trug sich ein Erdbeben zu. Es hatte die Magnitude 5,5 und lag in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum befand sich 81 km westlich von Sola. Der Erdstoß manifestierte sich im Norden des Archipels.


Frankreich: Erdstoß Ml 2,6

Datum: 13.04.22 | Zeit: 07:39:57 UTC | Lokation: 45.38 N ; 3.16 E | Tiefe: 2 km | Ml 2,6

Im französischen Vulkangebiet der Auvergne ereignete sich ein weiteres Erdbeben. Es hatte eine Magnitude von 2,6. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von nur 2 km. Das Epizentrum wurde 20 km südlich von Issoire lokalisiert. Die Seismizität der Region ist erhöht.

Island: Neue Erdbeben am 13.04.22

Heute ist in der Welt der Erdbeben einiges los! Ich beginne meinen Bericht nicht mit dem stärksten Beben, sondern mit den Meisten. Sie ereigneten sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Zusammenfassung:

  • Unter Westreykjanes bebte es 323 Mal
  • Stärkste Erschütterung hatte M 3,9
  • Weitere Beben unter dem Vatnajökull
  • Ein Schwarm gab es zwischen Hveravellir und Langjökull

Reykjanes: Starkes Schwarmbeben

Datum: 12.04.22 | Zeit: 21:21:53 UTC | Lokation: 63.854; -22.620 | Tiefe: 6 km | Mb 3,9

Unter der Westspitze der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich ein starker Erdbebenschwarm, so wie wir ihn in den Monaten vor der Fagradalsfjall-Eruption öfters sahen. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 323 Erschütterungen. 8 Beben hatten Magnituden größer als 3. Das Stärkste brachte es auf M 3,9 und hatte ein Hypozentrum in 6 km Tiefe. Dae Epizentrum wurde 7.3 km NE of Reykjanestá lokalisiert. Beim EMSC wurde das Beben mit M 4,2 bewertet und weiter östlich lokalisiert. Das zeigt, wie schwer es ist Erdbebendaten auszuwerten.

Die Beben streuten in einem relativ großen Umkreis und es wurden auch Erschütterungen nahe am Fagradalsfjall und bei Grindavik festgestellt. Betrachtet man die Shakemap genauer, stellt man fest, dass sich die Beben entlang 3 verschiedener Störungssysteme ereigneten. Der östlichste Cluster folgt in etwa den Verlauf des Magmatischen Gangs am Fagradalsfjall.

Interpretation der Erdbeben

Die Interpretation der Erdbeben ist -wie so oft- schwierig. Betrachtet man die Tiefe der Hypozentren, dann möchte man auf rein tektonisch bedingte Erdbeben tippen. Den Aufstieg eines Magmenkörpers aus größeren Tiefen kann ich nicht erkennen. Dennoch ist es möglich, dass Magmenintrusion die Spannungen in der Erdkruste erhöhte und die tektonischen Störungszonen aktivierte. Genauere Untersuchungen werden zeigen, ob es zu einer Bodenhebung kam. Isländische Geowissenschaftler habe ja bereits im Zusammenhang mit der Fagradalsfjall-Eruption hervorgesagt, dass der Reykjanes-Halbinsel unruhige Zeiten bevorstehen und dass Ereignisse entlang der zahlreichen tektonischen Spaltensystemen oft in Schüben erfolgen, die mehrere Jahrzehnte andauern können. So muss man in dem Gebiet zwischen dem internationalen Flughafen von Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik mit weiteren Erdbeben und Vulkanausbrüchen rechnen.

Bei den Eruptionen auf Reykjanes handelt es sich meistens um effusive Spaltenausbrüchen, die sich für gewöhnlich nur lokal auswirken. Dennoch könnten Lavaströme die wenigen Hauptverkehrswege unterbrechen. Selbst bei effusiven Eruptionen könnten Eruptionswolken entstehen, die den Flugverkehr beeinträchtigen.  Das ist besonders dann der Fall, Wenn Magma und Wasser interagieren. Erdbeben größerer Magnituden bergen Zerstörungspotenzial. Vor allem die Geothermiekraftwerke der Region könnten in Mitleidenschaft gezogen werden, was die Stromversorgung der Hauptstadt gefährden würde.

Weitere Erdbeben unter Island

Doch die Beben auf Reykjanes waren nicht die Einzigen, die Island erschütterten. Beben ereigneten sich auch in Südisland. Unter der Hekla kam es zu einer Erschütterung. 18 Beben manifestierten sich unter den subglazialen Vulkane des Gletschers Vatnajökull. Zudem kam es zu einem kleineren Schwarmbeben zwischen dem Thermalgebiet Hveravellier und dem Gletscher Langjökull. Hier wurden 27 schwache Erschütterungen registriert.

Vulkane-News 12.04.22: Yasur

In den Kurzmeldungen des Tages geht es um die Vulkane Yasur, Stromboli und Wolf.

Yasur mit Ascheeruptionen

Staat: Vanuatu | Koordinaten: -19.53, 169.44 |Eruption: Asche

Das VAAC warnte gestern vor Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 900 m aufgestiegen sind. Der Yasur auf Tanna befindet sich demnach in einem Stadium leicht erhöhter Aktivität und erzeugt stärkere Eruptionen, als sie sonst üblich sind. Der Alarmstatus beim VGO steht weiterhin auf „2“. Die Livecam gibt den Blick auf eine illuminierte Dampfwolke frei. Magma steht hoch im Fördersystem und es wird glühende Tephra eruptiert.


Stromboli zeigt sich munter

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Mit dem liparischen Stromboli steht ein weiterer Dauerbrenner in den News. Das LGS attestierte gestern eine sehr hohe Anzahl thermischer Durchgänge. Sie belief sich auf 1228. Sehr wahrscheinlich fand kontinuierliches Lavaspattering statt. Darüber hinaus gab es strombolianische Eruptionen, die auf der LiveCam zu bewundern waren. Der Tremor war hoch. Der Aktivitätsindex des Vulkans wurde ebenfalls als hoch eingestuft.


Wolf: Lavastrom fast an der Küste

Staat: Ecuador | Koordinaten: 0.032-91.332 | Eruption: Lavastrom

Nach Monaten effusiver Aktivität geht es plötzlich ganz schnell: innerhalb von wenigen Tagen kam die Lavafront gut 900 m voran und befindet sich jetzt noch 100 m von der Küste entfernt. Die Chancen auf einen Ocean Entrys stehen damit gar nicht mal so schlecht. Ein Großteil der Lava fließt nun durch Tunnel, ähnlich wie es früher am Kilauea zu beobachten war.

Tropensturm verursacht Naturkatastrophe auf den Philippinen

Auf den Philippinen wütete Tropensturm Megi und forderte Todesopfer. Zudem gibt es eine erschreckende Bilanz der ungewöhnlich lange andauernden Regenzeit in Ecuador. Im US Bundesstaat Arkansas kam es zu einem Tornado.

Zusammenfassung: 

  • Tropensturm Megi forderte mindesten 28 Menschenleben
  • Es kam zu Überflutungen und Erdrutschen
  • Ein zweiter Tropensturm steht in den Startlöchern

Philippinen: Tropensturm fordert Todesopfer

Das philippinische Archipel wurde einmal mehr von einem Tropensturm heimgesucht, der katastrophale Auswirkungen hatte. Bis jetzt wurden 28 Todesopfer gezählt. Zahlreiche Menschen wurden wegen Überschwemmungen aus ihren Orten vertrieben. Insgesamt wurden fast 23.000 Menschen evakuiert. Es kam zu Erdrutschen.

Auslöser der Naturkatastrophe war der Tropensturm Megi. Er war am Sonntag über das Archipel hinweg gezogen. Besonders schlimm traf es die Region um Baybay City. Die Stadt liegt in der Provinz Leyte, gut 600 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Manila. Obwohl es im Inneren des Sturms starke Windböen gab, bewegte sich das gesamte Tiefdruckgebiet nur langsam. Daher wirkte es sich so fatal aus.

Megi war der erste Tropensturm, der dieses Jahr die Philippinen traf. Er erzeugte Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 105 km/h. Damit war der Megi nicht stark genug, um als Taifun eingestuft zu werden. Trotzdem brachte das Tiefdruckgebiet ungeheure Regenmassen mit sich. Sie lösten dann die Überschwemmungen und Erdrutsche aus. Die Erd- und Geröllmassen verschütteten Dutzende Häuser. 27 Personen gelten noch als vermisst. Die Zahl der Todesopfer wird also sehr wahrscheinlich weiter steigen.

Die Wetterdienste beobachten, wie sich über dem Pazifik ein weiterer Tropensturm zusammenbraut: das Tiefdruckgebiet mit dem Namen „Malakas“ nähert sich den Philippinen von Osten kommend.

Klimaforscher sind sich einig, dass der anthropogene Klimawandel Extremwetterereignisse verstärkt. Davon betroffen sind auch die tropischen Stürme, die es saisonal aber auch schon ohne den Klimawandel gab. Das philippinische Archipel wird jedes Jahr von durchschnittlich etwa 20 Taifunen heimgesucht. Im November 2013 forderte Taifun „Haiyan“ mehr als 6300 Menschen das Leben. Wohin genau die Reise gehen wird, ist ungewiss. Nur eins steht fest: während sich reichere Staaten an neue Bedingungen anpassen können, etwa indem stabiler gebaut wird, werden gerade die ärmeren Ländern von der Wucht der Erde weiterhin voll getroffen werden.


Weitere Meldungen

Ecuador: Regenzeit fordert Todesopfer

Dieses Jahr fiel (und fällt) die Regenzeit in Ecuador besonders heftig aus. Sie dauert nun bereits über ein halbes Jahr und sorgte für zahlreiche Überschwemmungen und Erdrutsche. Nach offiziellen Angaben gab es durch Naturkatastrophen, die mit der Regenzeit assoziiert waren, siebenundfünfzig Todesopfer und einhundertzehn Verletzte. Es entstanden Schäden an Tausenden von Häusern, zudem wurden große Flächen Ackerland verwüstet und Ernten vernichtet. Die Regenzeit geht in ihren siebten Monat und wird sich voraussichtlich noch verstärken. Das Klimaphänomen El Nina hat dabei seine Finger im Spiel.


USA: Tornado über Little Rock

Im US-Bundesstaat Arkansas kam es zu einem Tornado in der Gemeinde Little Rock. Der Wirbelsturm, der in den USA Twister genannt wird, beschädigte Häuser und riss Bäume um. Es kam zu Stromausfällen.

Vulkan Nevado del Ruiz eruptiert Asche

Heute steht der Andenvulkan Nevado del Ruiz im Fokus der Berichterstattung.

Zusammenfassung:

  • Am Nevado del Ruiz stieg Asche 3253 m über Kraterhöhe auf
  • Es wurde ein vulkanotektonisches Erdbeben detektiert
  • Die Vulkanologen warnen vor weiteren Eruptionen

Nevado del Ruiz mit Aschewolke

In Kolumbien gab es eine weitere Eruption des Vulkans Nevado del Ruiz, die größer war, als seine alltäglichen Vulkanausbrüche. Laut dem kolumbianischen geologischen Dienst (Servicio Geológico Colombiano) manifestierte sich die Eruption um 17.13 Uhr Ortszeit. Vulkanasche stieg bis zu 3258 m über Kraterhöhe auf. Es war fast windstill und daher gab es nur eine leichte Seitwärtsdrift der Aschesäule in nördlicher Richtung. Es kam zu Ascheniederschlag im Gebiet des Nationalparks Los Nevados. Die Eruption ging mit einem vulkanotektonischen Erdbeben einher.

In einer Mitteilung betonten die Vulkanologen, dass der Vulkan aktiv bleibt und dass sich sehr wahrscheinlich weitere Eruptionen ereignen werden. Diese könnten sich sogar verstärken. Wo es zu Ascheregen kommt, hängt dann auch von den Wetterbedingungen ab. Sie riefen die Anwohner des Vulkans auf, weiterhin vorsichtig zu wachsam zu bleiben. Gerade bei schlechter Sicht auf den Vulkan, könnte man von seinen Manifestationen überrascht werden. „Der kolumbianische geologische Dienst beobachtet weiterhin alle Veränderungen der Aktivitäten und bittet Sie, die offiziellen Informationen zu konsultieren, die vom kolumbianischen geologischen Dienst und den Risikomanagementräten der Gemeinden und Departements herausgegeben werden“, heißt es in der Mitteilung weiterhin. „Die Warnstufe bleibt auf „3“.

Überwachungskameras zeichneten die Eruption auf und lieferten diesmal erstaunlich gute Bilder, da das Wetter mitspielte. Das VAAC registrierte gestern allerdings keine ganz so hoch aufgestiegene Aschewolke. Demnach bewegte sich Asche in einer Höhe von 7300 m und damit gut 2000 m über Gipfelhöhe.

Besondere Vulkangefahr am Nevado del Ruiz

Seit Monaten ist der Vulkan aktiv und man beobachtet seine Aktivität mit Sorgen. Man fürchtet, dass sich der Nevado del Ruiz auf eine größere Eruption vorbereiten könnte. Da der Gipfel vergletschert ist, geht eine besondere Gefahr geht von Schmelzwasser aus: es könnten Gletscherläufe entstehen, oder Schlammlawinen generiert werden, so wie es im Jahr 1985 geschah, als die Stadt Armero zerstört wurde. Damals starben 25.000 Menschen. Es war eine der tragischsten Vulkankatastrophen des letzten Jahrhunderts.

Vulkan-News am 11.04.22: Guatemala

Im lateinamerikanischen Staat Guatemala sind aktuell 2 Vulkane in Eruption: Fuego und Santiaguito. Der dritte aktive Vulkan des Landes ruht sich dagegen etwas aus. Gemeint ist der Pacaya.

Inhalt:

  • Fuego eruptiert explosiv
  • Santiaguito ist effusiv tätig
  • Pacaya ruht sich aus

Fuego eruptiert Vulkanasche

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Eruption: Ejektiv

Der guatemaltekische Vulkan Fuego eruptierte heute eine Aschewolke, die höher als gewöhnlich aufstieg. Das VAAC detektierte zwei Eruptionswolken, die Höhen von auf 4900 m und 6100 m erreichten. Sie wurden vom Wind in Richtung Westen verfrachtet. Gestern war der Vulkan ungewöhnlich müde, denn INSIVUMEH berichtet nur von 1-3 Explosionen pro Stunde. Die Asche stieg bis auf 4700 m Höhe auf und driftete bis zu 15 km weit. Die ausgestoßene Tephra landete zum großen Teil auf den Vulkanflanken und löste dort Schuttlawinen aus. Vielleicht erfolgte die stärkere Eruption heute, weil sich durch die geringe Tätigkeit des Vortages größerer Druck angesammelt hatte. In diesem Fall könnte es sich um einen Schloträumer gehandelt haben, der einen verstopften Schlot ausblies.

Santiaguito eruptiert effusiv

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Eruption: Dom

Der Santiaguito liegt ebenfalls in Guatemala, ist aber ein anderer Vulkantyp als der Fuego. Als Domvulkan ist er überwiegend effusiv tätig, obwohl es auch zu explosiven Eruptionen kommen kann. INSIVUMEH berichtet von anhaltender Extrusion von Lava. Es entstehen Blocklawinen.  Auf einem Sentinel-Foto ist eine thermische Anomalie zu sehen. Sie markiert den Verlauf des Lavastroms, der auf Westflanke unterwegs ist. An seiner Front kommt es zu Kollapsereignissen und es entstehen Schuttlawinen. Von ihnen steigen Aschewolken bis zu 300 m hoch auf. Die Gefahr, dass Pyroklastische Ströme generiert werden ist groß.

Bereits am 5. April generierten starke Regenfälle Lahare. Sie flossen durch den San Isidro-Fluss, einem Nebenfluss des Tambor. Lahare stellen ebenfalls eine ernstzunehmende Gefahr am Vulkan dar. Sie können bis zu 3 Meter durchmessende Felsbrocken im Gepäck haben, die nun wirklich alles auf ihrem Weg zermalmen.

Pacaya eruptiert gar nicht

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.38, -90.59 | Eruption: Fumarolisch

Vor einem Jahr war der Pacaya sehr aktiv und besorgte die Anwohner nicht nur wegen seinen Paroxysmen, sondern wegen der effusiven Eruption von Lavaströmen. Sie erreichten Plantagen und fast ein Dorf. Es war der stärkste Vulkanausbruch am Pacaya, über den ich hier schreiben durfte. Seitdem ist es allerdings still um den Feuerberg geworden. INSIVUMEH berichtet nur von starken Entgasungen.

Kilauea: Neue Karte des Kraterbodens

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

  • Im Halema’uma’u-Krater ist ein kleiner Lavasee aktiv
  • Seit Eruptionsbeginn hob sich der Kraterboden um 99 m
  • Es wurden 66 Millionen Kubikmeter Lava gefördert
  • Am Ost-Rift gibt es keine sichtbare Aktivität

Der Kilauea auf Hawaii ist weiterhin aktiv. Die effusive Tätigkeit zeichnet sich durch vergleichsweise schwachen Lavaausstoß aus und beschränkt sich auf den Halema’uma’u-Krater, in dem ein Lavasee brodelt. In den letzten Monaten unterlag der Krater starken Veränderungen, die nun in einer neuen Karte erfasst wurden. Seit Eruptionsbeginn am 29. September 2021 stieg der Boden des Kraters um 99 m an. Er befindet sich nun auf auf einer Höhe von 840 m über dem Meeresspiegel. Bis zum 6. April wurden 66 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Sie stammt aus einem Schlot im Westen des Kraters. Zu Eruptionsbeginn befand sich der Förderschlot noch in der Westwand des Kraters. Mittlerweile stieg die Lava soweit an, dass Wand und Schlot von der Lava überflutet wurden und nun im Kraterboden liegen. Auf dem Schiebebild unten erkennt man, dass sich die Lage des Schlotes veränderte und weiter in Richtung Kratermitte wanderte. Vom Schlot aus fließt die Lava zuerst in einen kleinen Lavateich (Pond) von dem aus die Lava durch einen Kanal in den eigentlichen Lavasee strömt.

Die Vulkanologen vom HVO berichten, dass der Lavaseespiegel zeitweise gesunken sei und die Lavazirkulation nachgelassen habe. Betrachtet man  den Graphen der Inflation, erkennt man, dass dieser nicht mehr so steil ansteigt. In den letzten Tagen gab es einen leichten deflationären Trend. Es wird also mehr Lava eruptiert, als aus der Tiefe aufsteigt. Die Seismizität ist weiterhin erhöht. Täglich werden um 40 Erschütterungen am Kilauea registriert. Der Schwefeldioxid-Flux liegt bei 1300 Tonnen am Tag.

Der Boden des Kraters wurde soweit aufgefüllt, dass die Lava wieder von drei öffentlichen Aussichtspunkten im Hawai’i Volcanoes National Park aus sichtbar ist: Keanakāko’i Overlook und Kūpinaʻi Pali (Waldron Ledge) geben den Blick auf den eruptiven Schlot und den Lavasee frei, während man vom Kīlauea Overlook gelegentlich Lavaausflüsse im südöstlichen Teil des Kraters sehen kann.

[twenty20 img1=“826838″ img2=“826832″ offset=“0.5″ before=“Der Lavasee Anfang Oktober…“ after=“und am 08. April 2022. © HVO“]

Was macht der Puʻuʻōʻō-Krater im Osten vom Kilauea?

Nach wie vor gibt es praktisch kein sichtbares Lebenszeichen vom Puʻuʻōʻō-Krater, der sich im oberen Bereich der East-Rift-Zone befindet. Die Detektoren können keinen Schwefeldioxid-Ausstoß feststellen. Allerdings gibt es leichte Bodenhebung, die von Inflation ausgelöst wird. Einhergehend damit werden Mikrobeben aufgezeichnet. In den letzten Jahrzehnten speiste die Lava aus der East-Rift-Zone die Lavaströme, die an der Küste ins Meer liefen und für ein besonderes Naturspektakel auf Hawaii sorgten. Damit scheint es bis auf weiteres vorbei zu sein. Wie heißt es noch so treffend? Alles Schöne findet irgendwann ein Ende!

Weitere Tagesmeldungen folgen Nachmittags

Vulkan-News 10.04.22: Taal

In der Top-Story geht es heute um ein Nachlassen der Aktivität am Taal. Zudem gibt es weitere Meldungen des Tages. Sie betreffen die Vulkane Nevado del Ruiz, Wolf und den Laacher See-Vulkan

Taal: Reduzierung der Alarmstufe

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Fumarolisch

  • Am Taal sind die geophysikalischen Parameter rückläufig
  • Die Alarmstufe wurde auf „gelb“ reduziert
  • Mehrere Gedankenszenarien zu den Vorgängen am Vulkan

Was ist los, am Taal? Diese Frage stellten sich in der letzten Woche viele Vulkanophile, die die Geschehnisse am philippinischen Calderavulkan seit Monaten mit Spannung verfolgten. Wir erinnern uns: Der Vulkan stieß seit seinen starken Eruptionen im Januar 2020 enorme Mengen Schwefeldioxid-Gas aus und es kam immer wieder zu vulkanisch bedingten Schwarmbeben, obwohl seit Monaten Deflation festgestellt wurde. Ende März hat es dann eine Serie phreatomagmatischer Eruptionen gegeben und man dachte schon, es würden neue stärkere Vulkanausbrüche anstehen, doch weit gefehlt. Seit Anfang des Monats ging es mit den geophysikalischen Werten bergab. Davon ist nicht nur die Bodendeformation betroffen, sondern auch Seismizität und Gas-Ausstoß. Es werden praktisch keine vulkanotektonische Erdbeben mehr detektiert und der Gasausstoß reduzierte sich um ca. 90%. Heute meldete PHILVOLCS eine SO2 Emission von 103 Tonnen für den 8. April. Die Vulkanologen verringerten den Alarmstatus von „orange“ auf „gelb“.

Was passierte am Taal?

Der Feuerberg (Dampfberg wäre passender) ist immer noch vulkanisch Unruhig und es könnte zu weiteren Eruptionen kommen, doch die Gefahr von Ausbrüchen hat deutlich abgenommen. Warum die Parameter rückläufig sind, darüber lässt sich nur Spekulieren. Ein Szenario ist, dass der Vulkan durch die jüngsten Eruptionen deutlich Dampf abgelassen hat und sich der Druck im Kessel dadurch reduzierte. Das erklärt aber nicht, warum deutlich weniger Schwefeldioxid ausgestoßen wird, denn bei den phreatomagmatischen Eruptionen wurde nur sehr wenig Tephra ausgestoßen. Schwefeldioxid wird ja bekanntlich von einem aktiven Magmenkörper im Untergrund emittiert. Oder etwa nicht? Wurde das Gas im Hydrothermalsystem zwischengespeichert? Oder hat das starker Erdbeben Mw 6,4, das sich am 15. März vor der Küste Luzons ereignete, den Vulkan abgewürgt? Oder verstopfte der Schlot nach den phreatomagmatischen Eruptionen? Aber warum gibt es dann keine vulkanisch bedingten Erdbeben mehr? Vielleicht ist auch der Magmenkörper soweit abgekühlt, dass er weniger Gas abgibt. Wissenschaftlich betrachtet wird sich wohl keine dieser Spekulationen beweisen lassen. So bleibt uns nur übrig abzuwarten, wie sich die Situation am Taal entwickeln wird.


Weitere Meldungen des Tages: 

Nevado del Ruiz eruptiert Asche

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 34.89, -75.32 | Eruption: Strombolianisch

In Kolumbien ist der Nevado del Ruiz weiter aktiv und eruptiert Vulkanasche. Das VAAC detektiert sie in einer Höhe von 6100 m. Die Aschewolke driftet in Richtung Westen. Gestern erreichte die Asche sogar eine Höhe von 7300 m. Der Vulkan emittiert seit Monaten Vulkanasche.


Wolf emittiert Wärme

Staat: Ecuador | Koordinaten: 0.032, -91.332 | Eruption: Spalteneruption

Auf der Galapagosinsel Isabela ist der Wolf-Vulkan weiter aktiv. MIROVA detektiert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit 540 MW Leistung. Sie geht von einem Lavastrom aus, der sich bis auf 1 km der Küste genähert hat.


Laacher-See-Vulkan mit Erdbeben

Staat: Deutschland | Koordinaten: 50.41, 7.27 | Eruption: Mofetten

In der Nähe des Laacher See Vulkans (Vulkaneifel) manifestierte sich gestern ein schwacher Erdstoß der Magnitude 2,0. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 6 km südlich von Mendig und ca. 10 km vom Maarvulkan entfernt detektiert.

Weiterführender Link: Welcher Vulkan eruptiert aktuell?