Vulkan-News am 07.04.22: Poás

In den letzten Tagen gab es an 2 Vulkanen in Costa Rica phreatische Eruptionen. Bei den Vulkanen handelt es sich um Poas und Rincon de la Vieja. In den Kratern beider Vulkane gibt es Seen.

Poás eruptierte gestern

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23|Eruption: Phreatisch

Archivbild. © Carlos Arguedas

Gestern Nacht, um 2:42 Uhr Ortszeit eruptierte der Poás Die phreatische Eruption manifestierte sich aus einem nördlich gelegenen Schlot am Rand des Kratersees. Drei Minuten lang stieg Dampf auf, der eine Höhe von 500 m über dem Kraterboden erreichte. Am Morgen besuchten Geowissenschaftler vom zuständigen Observatorium OVISCORI UNA den Vulkan und nahmen das Geschehen genauer unter die Lupe. Einer der Wissenschaftler -Gino González- erklärte in einem Interview mit der Zeitung „Tico Times“, dass er den Vulkan erst im März besichtigt hatte und keine Anzeichen für eine bevorstehende Eruption beobachtet hätte. Auch direkt vor der Eruption hat es keine Häufung vulkanisch bedingter Erdbeben gegeben. Allerdings ist es ja bekanntlich so eine Sache mit der Vorhersagbarkeit phreatischer Eruptionen: sobald ein Vulkan ein aktives Hydrothermalsystem hat und Magma im Fördersystem steht, kann es jederzeit zu diesen Dampfexplosionen kommen. Das Gefährlich dabei ist, dass die Explosionen nicht nur Dampf fördern, sondern auch Schlamm und größere Gesteinstrümmer. Sie stammen aus der Schlotfüllung, oder vom Schlotrand und bestehen aus altem Lavagestein. Diese Bruchstücke verwandeln sich in Projektile und können eine ernste Gefahr für Vulkanbeobachter darstellen.

Im aktuellen Fall beschrieben die Vulkanologen, dass sich der Schlot freisprengte und nun stark fumarolisch tätig ist. Vulkanologe Javier Pacheco sagte: „Jetzt müssen wir abwarten, wie die Aktivität dort weitergeht, denn der Seespiegel war hoch, was ein Zeichen für ein sich entspannendes System ist, aber es könnte auch sein, dass der Dampf am Boden das Wasser drückt und ansteigen lässt.“

Beim Poás handelt es sich um einen 2 697 Meter hohen Komplexulkan. Er liegt in der Provinz Alajuela und ist Teil des Nationalparks Vulkan Poas. Er hat eine Fläche von 65 Quadratkilometern.

Rincon de la Vieja eruptiere am Montag

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.83, -85.32|Eruption: Phreatisch

Beim Rincon de la Vieja handelt es sich ebenfalls um einen Komplexvulkan, der in einem Schutzgebiet liegt. Er ist 1916 m hoch und liegt in der Provinz Guanacaste. Am Montag eruptierte der Vulkan um 10:42 Uhr Ortszeit. Die Eruption erzeugte ein seismisches Signal von 1,5 Minuten Dauer. Da der Feuerberg in den Wolken hing, waren visuelle Beobachtungen nicht möglich. Es kam aber weder zu Ascheneiderschlag, noch konnte man den Geruch von Schwefelgasen feststellen.

São Jorge: Vulkanotektonische Erdbeben detektiert

Heute stehen wieder die Geschehnisse auf der Azoreninsel São Jorge im Fokus meiner Berichterstattung.

Zusammenfassung

  • Auf São Jorge wurden vulkanisch-bedingte Erdbeben festgestellt
  • Sie sind ein weiteres Indiz für Magmenaufstieg
  • Bisherige Erschütterungen waren tektonischer Natur
  • Das Verhalten des Vulkans ist mysteriös

Die seismische Krise auf der Azoreninsel São Jorge hat in der letzten Woche deutlich an Schwung verloren, dennoch wird immer noch Mikroseismizität registriert, unter die sich gelegentlich ein stärkeres Erdbeben mischt. Seit Beginn der Erdbeben am 19. März, wurden inzwischen gut 28.000 Erschütterungen detektiert. Mehr als 200 Beben waren so stark, dass sie von den Anwohnern gespürt werden konnten. Bis Dienstag waren alle Beben tektonischen Ursprungs, doch nun wurden erstmalig Hybriderdbeben aufgezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus vulkanotektonischen Erschütterungen und Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die beide auf Fluidbewegungen im Untergrund zurückzuführen sind. Damit dürfte klar sein, dass sich Magma im Untergrund bewegt und zumindest für einen Teil der Bodenhebung verantwortlich sein dürfte. Ein wenig mysteriös bleibt die Situation dennoch, da man eigentlich eine stärkere Präsenz vulkanotektonischer Erdbeben erwarten sollte, wenn es denn schon zu Bodenhebungen infolge von Magmenaufstieg kommt.

Prozesse unter São Jorge teilweise mysteriös

Die Anwesenheit von magmatischen Fluiden im Untergrund bedeuten noch nicht, dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht. Tatsächlich lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren, ob- und wann es zu einer Eruption auf São Jorge kommen wird. Zuletzt kamen kanarische Wissenschaftler zum Schluss, dass sich gut 20 Millionen Kubikmeter Lava unter der Insel ansammelten. Seitdem nahm die Bodenhebung weiter zu.

Mir dünkt, dass die Vorzeichen von Vulkanausbrüchen auf den Azoren nicht hinlänglich erforscht sind. Dazu gab es in den letzten Jahrzehnten einfach zu wenige Ausbrüche. Jedes Vulkansystem ist einzigartig und Erkenntnisse, die an anderen Vulkanen gesammelt wurden, sind nicht unbedingt 1:1 auf jeden Vulkan übertragbar. Die aktuelle seismische Krise stellt auf den Azoren eine gute Gelegenheit dar, mehr über die Vulkane dort zu lernen.

Auf den Azoren sind 26 Vulkansysteme bekannt. Die letzte größere Eruption manifestierte sich 1958, als der Capelo auf Faial eruptierte. 1964 kam es vermutlich zu einer kleineren submarinen Eruption vor São Jorge. Die Geowissenschaftler haben also einiges zutun, bis sie die Vulkane der Inseln richtig verstehen werden und Prozesse im Erdinneren korrekt interpretieren können.