Vulkan-News 06.04.22: Vulcano

  • Auf Vulcano steigerte sich die Seismizität signifikant
  • Am Merapi gibt es eine Wärmesignatur
  • Der Nevado del Ruiz eruptierte

Vulcano mit weiteren Erdbeben

Staat: Italien | Lokation: 14.87 ; 38.50 | Eruption: Fumarolisch

Im Bereich der Lipareninsel Vulcano gab es weitere Erdbeben. Die Meisten manifestierten sich in einem Bogen nahe des Isthmus zwischen Vulcano und Lipari und hatten geringe Magnituden. Gestern hat es 11 Beben gegeben, was schon eine beachtliche Anzahl für Vulcano ist. Seit Beginn der Krise im Oktober letzten Jahres, wurden beim INGV noch nie so viele Beben in so kurzer Zeit angezeigt, wobei lokale VLP Beben (Frequenzen unter 1 kHz) dort sowieso nicht erscheinen. Deren Anzahl war in der letzten Woche noch deutlich geringer, als zu Beginn der Krise. Ansonsten ist im letzten Wochenbericht davon die Rede, dass der Gasausstoß weiter hoch ist und sich nicht mehr wesentlich verringert hat.

Merapi ist heiß

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

MIROVA detektiert am Merapi eine moderate Wärmestrahlung mit 32 MW Leistung, was der höchste Wert des Jahres ist. Das VSI meldete für gestern 136 glühende Schuttlawinen, 5 Hybriderdbeben und 1 vulkanotektonische Erschütterung. Auf einer Sentinel-Aufnahme erkennt man eine ungewöhnliche Wärmesignatur im oberen Bereich der Südwestflanke. Sie könnte von den heißen Schuttlawinen stammen, oder von einem zähen Lavastrom hervorgerufen werden. Sollte letzteres der Fall sein, werden wir bald bestimmt wieder Pyroklastische Ströme sehen.

Nevado del Ruiz

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 34.89, -75.32 | Eruption: Strombolianisch

In Kolumbien ist der Nevado del Ruiz weiter aktiv und stieß gestern eine Aschewolke aus, die bis auf 8000 m aufstieg. und in Richtung Nordwesten driftete. Das VAAC brachte eine entsprechende VONA-Warnung heraus. Es war die stärkste Eruption seit Wochen. Vor Ort fürchtet man weiterhin, dass sich eine stärkere Eruption zusammenbrauen könnte.

Ruapehu: Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs steigt

Staat: Neuseeland | Koordinaten: -39.28, 175.57 | Eruption: Hydrothermal

Zusammenfassung

  • Die Aufheizung des Seewassers im Ruapehu-Krater geht weiter
  • Das Wasser ist 36 Grad warm
  • Es wird starker Tremor registriert
  • Die Ausbruchswahrscheinlichkeit hat zugenommen

Am neuseeländischen Vulkan Ruapehu steigt die Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs. Die Vulkanologen von GeoNet berichteten, dass die Wassertemperatur des Kratersees auf 36 Grad Celsius gestiegen ist. In der Vorwoche wurden noch 32 Grad gemessen. Dieser Temperaturanstieg liegt noch im Rahmen der normalen Aufheiz-Zyklen, die der Vulkan phasenweise durchmacht. Außerhalb der Norm liegt intensiver Tremor, der in den letzten Tagen registriert wurde. GeoNet schreibt hierzu, dass es der stärkste Tremor seit 9 Jahren sei. Man geht davon aus, dass der Druck im Vulkansystem größer geworden ist und dadurch die Ausbruchswahrscheinlichkeit zugenommen hat. Tremor wird durch magmatische Fluide verursacht, die mit hohem Druck durch das Hydrothermalsystem des Vulkans fließen. Ähnlich wie ein Topf vibriert, in dem Wasser kocht. Zudem ereignete sich gestern ein vulkanotektonisches Erdbeben. Dabei kam es zu Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen.

Es kommt zu einem erhöhten Gasausstoß aus den Fumarolen am Kraterboden. Dadurch werden vermehrt Sedimente aufgewirbelt, die das Seewasser grau färben. Die Wissenschaftler beprobten dem Kratersee und entdeckten, dass sich Gasmenge und Gasflux ebenfalls noch im Rahmen einer normalen Aufheizphase bewegen.

Alles in allem betrachtet, ist die Ausbruchswahrscheinlichkeit aufgrund des Tremor gestiegen, doch da die restlichen Parameter noch in der Norm einer Aufheizphase liegen, bleibt der Alarmstatus auf „gelb“. Erhöhte Wachsamkeit ist angebracht und es kann ohne weitere Vorwarnungen zu Eruptionen kommen. Das gilt besonders für phreatische Eruptionen.

Was ist eine normaler Aufheizzyklus am Ruapehu?

Am Ruapehu kommt es immer wieder zu Aufheizphasen, bei denen sich die Wassertemperatur des Kratersees erhöht. Auch wenn von Zyklen die Rede ist, laufen diese nicht ganz so regelmäßig ab, wie das Wort suggeriert. Während die Aufheizphasen recht schnell von statten gehen, kühlt sich das Wasser relativ langsam wieder ab. Zwischen den Zyklen kann es mehrmonatige Pausen geben. Das Spektrum des Temperaturanstiegs ist groß. Die kühlsten Temperaturen liegen bei 15 Grad, die höchsten bei 45 Grad, wobei auch schon andere Temperaturen gemessen wurden, die dann außerhalb der Norm liegen.

Man geht davon aus, dass das Magma eines oberflächennahen Magmenreservoirs mit dem Wasser des Hydrothermalsystems interagiert. Spekulation meinerseits ist, dass sich heißes Gas/Fluid im oberen Bereich des Magmenkörpers ansammelt und dass es einen Schlot an der Seite gibt, durch den das Fluid erst entweicht, wenn sich eine gewisse Menge in einem Hohlraum/Porenraum angesammelt hat. Ein anderes Denkmodell ist, dass ein gewisser Druck im Magmensystem nötig ist, damit vermehrt Fluide aus dem Magma ins Hydrothermalsystem entweichen können.