Erdbeben unter dem Bardarbunga am 25.03.22

An mehreren Lokationen auf Island gibt es weitere Erdbeben. Die Meisten sind mit den Riftsystemen unter den Vulkanen assoziiert. Besonders hervorzuheben sind die Erschütterungen unter dem Vatnajökull und auf Reykjanes.

Bardarbunga: Erdbeben Mb 4,1

Datum: 25.03.22 | Zeit: 7:02:3 UTC | Lokation: 64.619; -17.384 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,1

Unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga gab es heute Morgen ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Es hatte ein Hypozentrum in nur 100 m Tiefe und manifestierte sich 7,2 km östlich der Caldera. Es war die stärkste Erschütterung seit vielen Monaten unter dem Vatnajökull. IMO detektierte in den letzten 48 Stunden 12 Beben im Bereich von Europas größtem Gletscher. Nur wenige Beben ereigneten sich direkt unter dem Eis. Die meisten Beben gab es im Bereich von Askja und Herdubreid.

Tickende vulkanische Zeitbomben unter dem Eis

Zur Erinnerung: Unter dem Vatnajökull liegt nicht nur der große Zentralvulkan Bardarbunga, sondern auch die Feuerberge Grimsvötn und Öræfajökull. Der Bardarbunga streckt seine Finger bis zur Askja aus. Obwohl diese einen eigenständigen Zentralvulkan bildet, migrierte der Magmatische Gang, der 2014 die Holuhraun-Eruption mit Magma versorgte, bis an den Rand der Askja. Zur Askja zählt auch der Tafelbergvulkan Herdubreid.

In den letzten Jahren gab es häufig Schwarmbeben unter allen hier erwähnten Vulkanen. Im Jahr 2017 begann unter dem Öræfajökull eine Phase erhöhter Seismizität, während derer es auch zu Magmenintrusion kam. Man rechnete schon mit einem Vulkanausbruch, als sich die Situation wieder beruhigte. Doch unter dem Vulkan schlummert Magma und es kann jederzeit zu neuen Intrusionen kommen, die letztendlich in einer Eruption gipfeln. Das Gleiche gilt für Askja und Grimsvötn, denn im vergangenen Jahr kam es unter beiden Vulkanen zu Bodenhebungen. Statistisch gesehen ist eine Eruption des Grimsvötn überfällig. Aktuell hat das Tempo der Bodenhebung etwas abgenommen.

Schwarmbeben unter Fagradalsfjall

Und was ist mit Fagradalsfjall? Der Jahrestag des Eruptionsanfang jährte sich letzte Woche. Auch im Einzugsbereich des Fagradasfjalls gibt es weitere Erdbeben. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 80 Erschütterungen auf Reykjanes. Viele davon ereigneten sich im Bereich des Magmatischen Gangs. Hier könnten die Beben durch Intrusion, aber auch durch Setzungsprozesse infolge der Magmenabkühlung ausgelöst werden. Wissenschaftler sind sich aber einig, dass es auf Reykjanes weitere vulkanische Aktivität geben wird.

Vulkanausbrüche während der Eiszeit waren stärker

Es gibt Anzeichen dafür, dass die eiszeitlichen Vulkanausbrüche häufiger und stärker waren, als wir sie heute erleben. Dass geht aus einer neuen Studie hervor, die von Forschern der dänischen Universität Kopenhagen durchgeführt wurde.

Inhalt

  • Studie der Uni Kopenhagen kommt eiszeitlichen Vulkanausbrüchen auf die Spur
  • Untersucht wurden Eisbohrkerne von Grönland und der Antarktis
  • Während der Eiszeit lagerte sich deutlich mehr Schwefeldioxid und Tephra im Eis ab
  • Es kam weitaus häufiger zu starken Eruptionen als zu historischen Zeiten

Schon oft stand ich auf Stromboli und überlegte, wie er bei den vergleichsweisen schwachen Eruptionen, die ich selbst bislang dort erlebte, so groß werden konnte. Dieser Gedanke trifft auch auf andere Vulkane zu, was bereits rege Diskussionen unter den Vulkanauten auslöste. Wir kamen zu dem Schluss, dass es Phasen erhöhter Aktivität gegeben haben muss, denn die Größe vieler junger Vulkane lässt sich nicht mit den Eruptionen der vergangenen Jahrtausende erklären. Einen Beweis dafür, lieferte nun die eingangs erwähnte Studie.

Studie der Uni Kopenhagen identifiziert 1113 Vulkanausbrüche anhand von Eiskernen

Die Studie stützt sich auf Erkenntnisse, die ein internationales Forscherteam aus den Untersuchungen von Eisbohrkernen der Antarktis und von Grönland erhielten. In den kilometermächtigen Eisschichten sind Informationen von mehreren Hunderttausend Jahren gespeichert. Daher werden sie auch oft als Klimaarchiv der Erde bezeichnet. In den Eisschichten lagerten sich aber nicht nur klimarelevante Gase und Partikel ab, sondern auch solche, die von großen Vulkanausbrüchen stammten. Hierbei handelt es sich überwiegend um Schwefeldioxid-Partikel und Tephra. Beides hat natürlich auch Auswirkungen auf das Klima, wenn es sich in der Atmosphäre befindet. In der Studie wurden Eisschichten untersucht, die ein Alter zwischen 12.000 und 60.000 Jahre haben, indem man mit einem Hohlbohrer tiefe Löcher bohrte und Eiskerne zog. Dabei identifizierten die Forscher in Eisproben aus Grönland 1.113 Eruptionen, im antarktischen Eis gab es Spuren von 740 großen Vulkanausbrüchen. Eine 2-6fach gesteigerte Häufung großer Eruptionen ist aus der Zeit der Eisschmelze bekannt, als sich aufgrund des isostatischen Ausgleichs (infolge des Masseverlustes an Eis) die Landmassen massiv anhoben. In den 48.000 Jahren zuvor, lagerten sich im Eis ebenfalls deutlich mehr Aerosole vulkansicher Gase und Aschepartikel ab, als es in den letzten 2000 Jahren der Fall war. Sie zeigen, dass es während der Eiszeit deutlich mehr starke Vulkanausbrüche gab, als aus den letzten 2 Jahrtausenden bekannt sind.

Eiszeitliche Vulkanausbrüche waren z.T. stärker als die Tambora-Eruption 1815

Die Forscher entdeckten Hinweise auf Dutzende Eruptionen, die größer waren, als die Eruption des Tambora im Jahr 1815. Dieser gilt als der größte Vulkanausbruch in historischen Zeiten und löste das „Jahr ohne Sommer“ aus, indem die Aerosole in der Atmosphäre zu einem weltweiten Temperatursturz führten. So kam es 1816 zu weltweiten Hungersnöten. Insgesamt sollen mindesten 80.000 Menschen infolge der Eruption gestorben sein. Die Studie ermittelte, dass 69 Eruptionen während der Eiszeit größer gewesen sein sollen, als der Ausbruch von Tambora. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es dann statistisch gesehen etwa alle 750 Jahre zu einer wirklich großen Eruption kam. Bisherige Statistiken gingen davon aus, dass sich Eruption vom Tambora-Typ (VEI 7) in Zeitabständen größer 1000 Jahre ereignen. Warum es während der Eiszeit scheinbar zu einer Häufung starker Ausbrüche kam, beantwortet die Studie allerdings nicht. Es stellt sich auch die Frage, ob der historische Zeitraum groß genug ist, um statistisch relevant zu sein. Zudem bleibt es unklar, ob es einen Zusammenhang zwischen Eiszeiten und Vulkanausbrüchen gibt, oder ob es auch vor den Eiszeiten häufiger zu großen Eruptionen kam, als es heute der Fall zu sein scheint. Die größte Eruption des Pleistozäns -der Ausbruch des Toba Vulkans– wurde von der Studie nicht erfasst. Er manifestierte sich vor gut 72.000 Jahren und steht im Verdacht, die Tausend kältesten Jahre der Würm-Eiszeit ausgelöst zu haben.

Tatsächlich ist mir beim Schreiben der Vulkansteckbriefe auf Vnet bereits öfters aufgefallen, dass es in einigen Vulkanregionen zu Phasen erhöhter Aktivität kam. Ein Beispiel liefern die Riftvulkane in Kenia. Sie wahren im 18. und 19 Jahrhundert besonders aktiv und sind seit gut 150 Jahren ungewöhnlich ruhig. Die geodynamischen Prozesse des Erdinneren scheinen nicht ganz so gleichmäßig abzulaufen, wie wir es uns gerne vorstellen. (Quelle: EGU)

Erdbeben-News 24.03.22: Vanuatu

Vanuatu: Erdbeben Mw 6,0

Datum: 23.03.22 | Zeit: 21:57:00 UTC | Lokation: 15.10 S ; 167.44 E | Tiefe: 127 km | Mw 6,0

Östlich der Insel Espirito Santo bebte es mit einer Magnitude von 6,0. Das Hypozentrum lag 127 km tief. Das Epizentrum wurde 40 km östlich von Port-Olry lokalisiert. Am Vortag bebte es dort mit M 4,6.

Tonga: Erdstoß Mw 5,5

Datum: 23.03.22 | Zeit: 20:47:31 UTC | Lokation:  23.46 S ; 175.23 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,5

Bei Tonga kam es erneut zu einem Erdbeben der Magnitude Mw 5,5. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 238 km südlich von ‘Ohonua lokalisiert.

Sizilien: Erdbeben im Tyrrhenischen Meer

Datum: 23.03.22 | Zeit: 04:09:43 UTC | Lokation: 38.79 N ; 15.70 E | Tiefe: 99 km | Ml 2,3

Besonders hervorheben möchte ich 3 Erdstöße im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Die Beben hatten Magnituden im 2er Bereich und manifestierten sich in Tiefen von 100 km und mehr. Sie stehen sehr wahrscheinlich mit der Subduktion in Verbindung und manifestierten sich östlich der Liparischen Insel, zu denen die Inselvulkane Stromboli und Vulcano gehören. Auf letzterer Insel ereigneten sich in den letzten 9 Tagen zudem 6 schwache Erdbeben mit Magnituden kleiner als 1. Sie zeigen, dass der Vulkan noch lange nicht zur Ruhe gekommen ist, auch wenn die Gaskonzentrationen etwas nachgelassen haben.

Neue Erdbeben auf Azoreninsel São Jorge

Datum: 24.03.22 | Zeit: 07:39:42 UTC | Lokation: 38.68 N ; 28.22 W | Tiefe: 12 km | Ml 3,5

  • São Jorge wird von weiteren Erdbeben erschüttert
  • Der Vulkan-Alarmstatus soll erneut erhöht worden sein
  • Bereits 1964 gab es eine ähnliche seismische Krise

Obwohl sich der Erdbebenschwarm unter der Azoreninsel São Jorge heute abgeschwächt zu haben schein, gab es ein Erdbeben der Magnitude 3,5. Ein Zweites brachte es auf Ml 2,7. Die Erdbebenherde lagen 12 km tief. Die Epizentren manifestierten sich 1 km nördlich des Ortes Velas, der im Fokus des Geschehens steht. Gestern verzeichnete das EMSC 22 Erschütterungen mit Magnituden ab 2. Schwächere Beben werden dort nicht angezeigt, aber man kann von zahlreichen Mikrobeben ausgehen. In manchen Berichten ist von mehr als 2000 Erschütterungen die Rede.

Die Anwohner von Velas sind besorgt, dass sich entweder ein starkes Erdbeben ereignen könnte, oder dass es zu einem Vulkanausbruch kommt. In einem lokale Medienbericht heißt es, dass die Vulkan-Alarmstufe auf „4“ (von 5) erhöht wurde, was eigentlich bedeutet, dass man definitiv mit einer Eruption rechnet, oder diese bereits begonnen hat. Gestern Vormittag hieß es noch, dass der Alarmstatus „2“, bzw. „gelb“ verhängt wurde.

1964 ereignete sich eine submarine Eruption vor São Jorge

Auf der Seite des zuständigen Instituts ist ein Artikel veröffentlicht worden, in dem sich ein Vulkanologe a.D. zu den Vorfällen äußert. Victor Hugo Forjaz ruft die Bevölkerung auf  Ruhe zu bewahren und mahnt die aktiven Kollegen, die Menschen ausführlich zu informieren und ihnen keine Fakten vorzuenthalten. Forjaz war Mitglied eines Einsatz-Teams, dass 1964 zur Insel gerufen wurde, als sich eine ähnliche seismische Krise zutrug. Damals stand das Dorf Rosais im Bebenfokus. Die Erschütterungen waren so stark, dass der Leuchtturm von Rosais seinen Betrieb einstellte. Das Forscherteam wurde von einem Schiff der Marine dort abgesetzt, da es auf der Insel noch keinen Flughafen gab. Tatsächlich sollen die Beben mit einer kleinen submarinen Eruption einhergegangen sein. Vergleichbares erlebten wir im Jahr 2011, als es vor der Kanareninsel El Hierro zu einem submarinen Ausbruch vor der Küste gekommen ist. Bereits Monate zuvor war es zu starken Schwarmbeben gekommen. Damals wuchs der Vulkan bis auf gut 100 m unter der Wasseroberfläche heran, bevor er seine Aktivität einstellte.

Vorhersagen, ob die Beben tatsächlich in einen Vulkanausbruch gipfeln werden, kann man derzeit nicht treffen. Dazu gibt es zu wenige Daten. Und wir wissen ja alle, wie launisch Mutter Erde sein kann.

Vulkan Krakatau eruptiert am 24.03.22

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv

  • Anak Krakatau begann mit neuen Eruptionen
  • Vulkanasche steigt bis zu 1000 m hoch auf
  • Vergangene Woche gab es signifikant erhöhte Seismizität

Heute begann der indonesische Vulkan Anak Krakatau mit neuen Eruptionen. Der erste Ausbruch ereignete sich um 9.12 Uhr (WIB) und förderte Asche bis auf einer Höhe von 500 m über den Krater. Wenig später gab es eine 2. Explosion, bei der Asche bis auf 1000 m aufstieg. Laut einer Meldung des VAACs erreichte Asche sogar eine Höhe von 2400 m und driftete in Richtung Südwesten. Das VSI registrierte ein seismisches Signal der Eruptionen. Es hatte eine Maximalamplitude von 45 mm. Als Dauer wird 0 Sekunden angegeben. Eventuell handelte es sich nur um einen kurzen Explosionspuls, oder das Signal hält noch zur Stunde an. MIROVA detektiert eine schwache Thermalstrahlung mit 9 MW Leistung.


Der Ausbruch kam nicht völlig überraschend, denn vor 10 Tagen gab es einen deutlichen Anstieg der Seismizität. Der Peak dauerte 4 Tage lang und in Spitzenzeiten wurden über 300 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Momentan werden vergleichsweise wenige Erschütterungen aufgezeichnet. Gestern waren es 8 Niederfrequenzerdbeben und 1 harmonischer Tremor.

Die Livecams um den Vulkan funktionieren wieder, lassen sich auf anderen Seiten allerdings nicht live implementieren. Man sieht, dass Anak auch aktuell weiter eruptiert und eine Aschewolke fördert.

Die letzten Eruptionen von Anak Krakatau

Die letzte eruptive Phase des Vulkans sahen wir Anfang Februar dieses Jahres. Die Eruptionen waren vergleichbar mit dem aktuellen Geschehen. Es sieht so aus, als würde Anak wieder regelmäßiger ausbrechen wollen. Nach dem katastrophalen Kollaps im Jahr 2018 war es vergleichsweise still um den Vulkan geworden, obwohl er bereits in der Vergangenheit Ruhephasen von ca. 4-6 Jahren hatte. Im Jahr 2018 rutschte eine Flanke des jungen Vulkankegels ab und löste einen Tsunami aus, der an die Küste Javas brandete und für moderate Zerstörungen sorgte. Dem Kollaps vorangegangen war eine Serie starker Paroxysmen. Anak büßte einiges an Höhe ein und alles Leben wurde ausgelöscht. Der Tsunami richtete auch auf den umgebenden Inseln starke Verwüstungen an und brachte morphologische Veränderungen mit sich. So wurde der Strand von Rakata komplett weggespült. Dort bauten sich früher oft Vulkanspotter für die Nacht ein.

Vulkan-News 23.03.22: Chirinkotan

Chirinkotan eruptiert Vulkanasche

Staat: Russland | Koordinaten: 48.98, 153.48 | Eruption: Explosiv

Der Kurilenvulkan Chirinkotan eruptierte gestern Vulkanasche. Eine VAAC Meldung bestätigt eine Aschewolke, die bis auf einer Höhe von 3000 m aufstieg und in Richtung Nordosten driftete. Der unbewohnte Inselvulkan war zuletzt 2013 ausgebrochen.

Manadas: Warnstufe erhöht

Staat: Portugal | Koordinaten: 38.65, -28.05 | Eruption: Seismik

Wie bereits in dem ausführlichen Bericht zu den Erdbeben auf der Azoreninsel São Jorge erwähnt, wurde der Alarmstatus des Vulkanrückens bei Mandanas auf „gelb“ erhöht. Grund hierfür ist ein eine seismische Krise nebst Bodenhebung.

Vulkan Merapi mit Schuttlawinen

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

Vom Merapi gingen gestern 96 glühende Schuttlawinen ab. Heute waren es bereits 66 Abgänge, die registriert wurden. Gestern wurde nur 1 Hybriderdbeben festgestellt. Heute gab es 1 vulkanotektonisches Beben. Die Seismizität ist gegenüber dem Wochenende rückläufig. Dennoch kann weiterhin Magma aufsteigen und die Dome füttern. Zuletzt verloren sie aber mehr Material, als sich aufstaute.

Sangay ist heiß und stößt Vulkanasche aus

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch

Der ecuadorianische Vulkan Sangay emittiert eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 720 MW. Vulkanasche erreicht eine Höhe von 11.600 m und driftet in westliche Richtung. Der Hauptteil der Eruptionswolke wurde in 6100 m Höhe festgestellt.

Semeru mit Aschewolke

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Eruption: Dom

Auf der indonesischen Insel Java ist es der Semeru, der weiterhin Aschewolken eruptiert. In der letzten VONA-Meldung heißt es, dass Vulkanasche in 5200 m Höhe festgestellt wurde. Sie weht in Richtung Südwesten. Wahrscheinlich ging ein Pyroklastischer Strom ab.

Azoren-Insel São Jorge: Inflation detektiert

  • Auf São Jorge gab es über 1800 Erdbeben
  • INSAR-Aufnahmen zeigen Bodenhebung
  • Alarmstatus des Vulkans wurde auf „gelb“ gesetzt

Die Erdbeben auf der Azoreninsel São Jorge gingen auch nachts weiter. Das EMSC meldete heute bereits 8 Erdstöße. Der Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 3,1. Tatsächlich registriert die Europäische Erdbebenorganisation nur einen Bruchteil der Erdbeben auf São Jorge. In einem Antenna-Interview erklärte Rui Marques, Leiter des lokalen Observatoriums CIVISA, dass bislang mehr als 1800 Erschütterungen detektiert worden seien. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. 93 Erschütterungen konnten von den Anwohner wahrgenommen werden. Die Gesamtanzahl der Beben weist auf eine seismische Krise hin, wie man sie häufig vor Vulkanausbrüchen erlebt. Dennoch spricht Marques davon, dass die Beben tektonischer Art seien, schließt aber einen Zusammenhang mit dem Vulkanrücken von Mandanas nicht aus. Er postuliert 2 Szenarien, in denen es heißt, das der Erdbebenschwarm entweder ein starkes Erdbeben ankündigen könnte, oder einen Vulkanausbruch. Er forderte die Bewohner von São Jorge auf wachsam zu bleiben. Momentan befinden sich weitere wissenschaftliche Mitarbeiter aus Portugal auf der Insel, die zwei seismische Messstationen installieren. Ein weiteres Team wurde angefordert, um Gasmessungen durchzuführen.

INSAR-Aufnahmen enthüllen Bodenhebung auf São Jorge

Das Statement von Rui Marques scheint indes bereits ein wenig überholt zu sein, denn es sind erste INSAR-Aufnahmen aufgetaucht, die eindeutig eine Bodenhebung auf São Jorge zeigen. Zwar können Bodendeformationen auch durch Erdbeben hervorgerufen werden, doch an Vulkanen stammen sie dann meistens von Magmenintrusion. Die Situation könnte viel schneller in einem Ausbruch eskalieren, als ich gestern noch vermutet hatte. Das denkt wohl auch der Katastrophenschutz, denn er bereitet Evakuierungsmaßnahmen auf der Insel vor. Der Alarmstatus wurde offiziell auf „gelb“ erhöht.

Es ist auch eine neue Karte der alten Lavaströme auf São Jorge geteilt worden. Die Situation erinnert sehr an La Palma, wo ebenfalls alte Lavaströme überbaut wurden. Auf São Jorge leben allerdings deutlich weniger Menschen. Die Insel hat gut 10.500 Bewohner. Auf La Palma sind es 87.500. Wenn es zu einem Vulkanausbruch kommen sollte, sind weitaus weniger Menschen betroffen. Dennoch, für die Betroffenen wäre ein Ausbruch eine Naturkatastrophe.

Starke Erdbeben erschüttern Taiwan

Datum: 22.03.22 | Zeit: 17:41:39 UTC | Lokation: 23.41 N ; 121.57 E | Tiefe: 30 km | Mw 6,7

Ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 6,7 erschütterte die Ostküste von Taiwan. Das Beben manifestierte sich um 17:41:39 UCT (01:41:39 Ortszeit). Der Erdbebenherd wurde in 30 km Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum lag 63 km südlich der Hafenstadt Hualien City. Dort leben 350.000 Menschen. Nur 2 Minuten später folgte ein starkes Nachbeben Ml 6,1, mit einem Hypozentrum in 19 km Tiefe. Weitere Nachbeben lagen im 5er Bereich. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden.

Das Hauptbeben wurde bis nach China gespürt. Meldungen über Schäden liegen noch nicht vor, sind aber durchaus möglich. Bei einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 starben im Jahr 1964 mehr als 100 Menschen.

Erdbeben in Taiwan verursacht Schäden

Meldungen belegen, dass es leichte-moderate Schäden gab und eine Person verletzt wurde. Eine Brücke wurde stark beschädigt. Sie liegt im Landkreis Hualien, nahe des Ortes Yuli. Zudem wurden mehrere Straßen beschädigt. Es kam zu Steinschlägen und Schuttlawinen. 3 größere Straßen mussten gesperrt werden. Dementsprechend kommt es zu Verkehrsbehinderungen. Temporär kam es zu Stromausfällen. Laut dem Stromanbieter Taipower waren 1200 Haushalte betroffen gewesen.

Alles in allem hatte man auf Taiwan noch Glück im Unglück, denn Beben dieser Magnitude verursachen oft größere Schäden. Grund für die moderate Schadensbilanz dürfte die Tiefe des Erdbebenherds gewesen sein und der Umstand, dass sich das Beben vor der Küste und nicht unter einem Ballungsraum ereignet hat. Außerdem ist man in Taiwan relativ gut aufgestellt, was die Erdbebensicherheit von (neuen) Gebäuden betrifft. Das gilt insbesondere für die Wolkenkratzer der Hauptstadt Taipeh. Die Taiwanesen sind auch in Bezug auf Observatorien gut aufgestellt. Neben Erdbebenwarten gibt es auch ein vulkanologisches Observatorium, dass erst im Jahr 2020 etabliert wurde. Es beobachtet Vulkane, die zwar noch als potenziell aktiv eingestuft werden, aber zu historischen Zeiten nicht eruptierten. Daran könnte sich Deutschland ein Beispiel nehmen!

Weitere Erdbeben erschüttern São Jorge

Datum: 21.03.22 | Zeit: 20:38:24 UTC | Lokation: 38.67 N ; 28.13 W | Tiefe: 11 km | Ml 3,0

Inhalt

  • Die Azoreninsel São Jorge wird von weiteren Erdbeben gerockt
  • Der Ursprung der Beben ist nicht geklärt
  • Könnte es einen Vulkanausbruch geben?

Die Azoreninsel São Jorge kommt nicht zur Ruhe und wird weiterhin von zahlreichen Erdbeben erschüttert. Seit gestern registrierte das EMSC 21 Erdbeben mit Magnituden ab 2. Das stärkste Beben brachte es auf M 3,0 und hatte ein Hypozentrum in 11 km Tiefe. Das Epizentrum lag 12 km west-nord-westlich von Calheta. In den letzten Stunden ist die Aktivität etwas rückläufig.

Zahlreiche Mikrobeben

Das EMSC zeigt bei weitem nicht alle Erschütterungen an, die sich unter der Insel ereignen. Allerdings ist es schwierig verlässliche Zahlen zu bekommen: Auf der Seite des zuständigen Observatoriums steht, dass heute ein Team vom Festland einfliegen soll, um dem Erdbebenschwarm weiter auf den Grund zu gehen. Gestern berichtete man vor Ort von 70. Beben. In den Sozialen Medien gibt es Nachrichten, nach denen mehr als 700 Beben detektiert worden sein sollen. Eine Statistik bei Volcano Discovery zeigt knapp über 300 Erschütterungen an. Die Vielzahl der Beben hat Magnituden kleiner als 2 und viele Erschütterungen dürften im Bereich der Mikroseismizität anzusiedeln sein.

Zahlreiche schwache Erschütterungen. © Web SRV/ IPMA

Die Frage nach dem Ursprung der Beben ist nicht geklärt, doch viele Vulkanophile gehen davon aus, dass die Beben in Zusammenhang mit einer Dyke-Intrusion stehen. Solche Magmatischen Gänge sind uns aus der Berichterstattung der letzten Jahre sehr wohl bekannt. Sie sorgten im letzten Jahr sowohl auf Island, als auch auf La Palma für Bodenhebungen, die in Vulkanausbrüchen endeten. Das Problem: es sieht nicht so aus, als würde es auf São Jorge ein engmaschiges Instrumenten-Netzwerk geben, was den Puls der Erde fühlt. So dürfte es nicht viele GPS Punkte geben, die nun als Referenzen für etwaige Höhenänderungen infolge von Magmenintrusion herhalten können. Wahrscheinlich wird das angekündigte Techniker-Team erste Messungen durchführen, die als Referenz für weitere Geschehnisse herhalten dürfen. Vielleicht gibt es aber bald INSAR-Daten, die uns genaueres verraten.

Droht auf São Jorge ein Vulkanausbruch?

Die Erfahrung zeigt, dass ein kurzfristig bevorstehender Vulkanausbruch unwahrscheinlich ist, selbst wenn die Beben von Magmenintrusion hervorgerufen werden sollten. Für gewöhnlich sind mehrere Anläufe nötig, bis es das Magma zur Oberfläche schafft. So könnte es noch Monate, oder Jahre dauern, bis wir den nächsten Vulkanausbruch auf den Azoren erleben werden. Sollte es dazu kommen, dann droht dieser -wie auf La Palma- zur Katastrohe zu werden, da die Küstenregion besiedelt ist und im Inselinneren Landwirtschaft betrieben wird. Der Inselflughafen liegt nahe der Erdbebenregion.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass die Beben tektonischer Natur sind. Die Insel wird in ihrer Länge von einem Rift durchzogen. Und Last, but not Least, entwickelt sich an Vulkanen manchmal alles viel schneller, als angenommen. Vollkommen ausgeschlossen ist es nicht, dass wir in wenigen Tagen/Wochen bereits einen Ausbruch sehen werden.