Auf La Palma ist der Cumbre Vieja weiter aktiv. Es wird eine Lavafontäne gefördert, die einen verzweigten Lavastrom speist. In den nächsten Stunden könnte die Front des Lavastroms bereits den Ozean erreichen. Am späten Nachmittag öffnete sich unterhalb des aktiven Kegels eine kleine Spalte, aus der Lava floss. Unten eingebettet ein Livestream des Naturspektakels, dass für die Anwohner eine Naturkatastrophe darstellt.
Der Vulkan am Cumbre Vieja auf La Palma ist weiterhin aktiv. Gestern Nachmittag hatten sich 2 Spalten geöffnet, die jeweils ca. 200 m lang sind. Sie verlaufen in einer Linie und man kann sie eigentlich als eine 400 m lange Spalte ansehen, die an einem Stück unterbrochen ist. Lavafontänen stiegen mehrere Hundert Meter hoch auf. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 3000 m Höhe. Wie es bei Spalteneruptionen oft der Fall ist, haben viele der Schlote entlang der Spalte bereits ihre Aktivität eingestellt. Auf aktuellen Videoaufnahmen sieht man aber noch eine breite Lavafontäne aufsteigen. Ein Schlot ist am Morgen strombolianisch aktiv gewesen.
Ein breite Lavastrom ist mitten durch die Siedlung El Paraiso marschiert und hat ca. 100 Häuser unter sich begraben. Es handelt sich um ein Aa-Lavastrom, der mehrere Meter mächtig ist. Er legte zu Anfangs bis zu 700 m pro Stunde zurück. Die Lava hat eine Austrittstemperatur von 1075 Grad. Damit ist die Lava deutlich kühler als am Fagradalsfjall auf Island. MIROVA registrierte heute Nacht eine sehr hohe Thermalstrahlung mit 2828 MW Leistung.
Paradoxerweise heißt es in vielen Nachrichtensendungen, dass der Ausbruch in einen nicht- oder nur dünn besiedelten Gebiet stattfindet. Die Bilder und Fakten sprechen eine andere Sprache. Nur wenige Vulkanhänge sind dichter besiedelt, als es hier der Fall ist. Allerdings scheint es sich bei den Häusern auf der Flanke überwiegend um Ferienhäuser zu handeln. Dennoch werden 5000 Personen evakuiert. Die Evakuierungen werden durch Schaulustige behindert, die die Straßen blockieren.
Heute Vormittag ist die ganze Gegend in Dunst gehüllt, der zum Teil aus vulkanischem Gas besteht, aber auch durch die zahlreichen Brände verursacht wird. Die Vulkanologen von INVOLCAN geben den Schwefeldioxid-Ausstoß mit 6000-9000 Tonnen am Tag an. Die Sicht auf die Eruption ist stark eingeschränkt, ich habe aber den Eindruck, dass sie rückläufig ist. Die Seismizität hat stark nachgelassen und in den letzten Stunden wurden nur noch wenige Beben registriert: entweder steigt kein neues Magma mehr auf, oder die Aufstiegswege sind frei. Da die Bodendeformation nun 16 cm beträgt, ist wohl letzteres der Fall. Allerdings beginnen die Kurven der GPS-Messstationen zu fallen: es wird mehr Lava eruptiert, als Magma nachströmt. Unten ein Livestream des Lokalfernsehens.
Die letzte Eruption auf La Palma
Der letzte Vulkanausbruch manifestierte sich auf La Palma im Jahr 1971. Auf wenige Wochen ist das Ereignis 50 Jahre her. Damals entstand der Schlackenkegel Teneguia. Er bildete sich auf einer 300 m langen Eruptionsspalte, die sich am Fuße des Kegels San Antonio öffnete. Die Eruption dauerte 24 Tage. Natürlich lässt sich daraus nicht ableiten, wie lange die Eruption diesmal dauern wird, doch es könnte ein Richtwert sein, an dem man sich orientieren kann. Wie immer lassen sich keine exakten Prognosen erstellen. Wir wissen ja, dass Vulkane immer für Überraschungen gut sind.
Eines der beeindruckendsten Fotos der aktuellen Eruption habe ich auf Twitter gefunden: