Stromboli: Was war geschehen?

[twenty20 img1=“99249″ img2=“99250″ offset=“0.5″ before=“Der Stromboli vor der Eruption.“ after=“Der Krater am Tag danach.“]

Einen Tag nach dem erneuten Paroxysmus am Stromboli, kristallisiert sich langsam heraus, was genau geschehen ist: Die Eruption begann um 12:17 Uhr. 4 Minuten zuvor wurde ein rapider Anstieg der Inflation gemessen. Das deutet darauf hin, dass eine größere Menge Magma schnell aufstieg. Sie verursachte 3 explosive Eruptionen aus dem nordöstlichen Kraterbereich. Vulkanasche stieg bis zu 3600 m hoch auf. Es kam zum Kollaps der neu aufgebauten Hornitos/Schlackenkegeln und Teilen der Kraterwand. Das Material wurde mit ausgeschleudert und landete im hohen Bogen auf der Sciara del Fuoco. Zusammen mit der kollabierenden Eruptionswolke wurde ein pyroklastischer Strom generiert. Dieser floss über die Sciara und weit hinaus aufs Meer. Mindestens 2 Boote mussten vor der Glutlawine flüchten. In den folgenden Stunden war die strombolianische Aktivität hoch. Ein Lavastrom floss aus dem nordöstlichen Kraterbereich und erreichte eine Höhe von ungefähr 450 m über dem Meeresspiegel. Schuttlawinen wurden generiert und Lavabrocken polterten bis ins Wasser.

Seit dem Paroxysmus wurden pro Stunde 29 Strombolianer registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war mit 267 Tonnen am Tag sehr hoch, genauso die Tremor-Amplitude. Gegen Mittag ist es etwas ruhiger geworden und die explosive Tätigkeit nahm ab. Diese Beobachtung ist allerdings nur eine Momentaufnahmen und stellt noch keinen Trend dar. Der Lavastrom scheint weiterhin aktiv zu sein.

Augenzeugen berichten, dass Löschflugzeuge dabei sind die zahlreichen Vegetationsbrände zu löschen, die auf der Außenflanke des Vulkans wüten. Sie entstanden durch glühende Lavabomben, die die Vegetation entzündet hatten. Die Feuer reichten bis fast an die Küste herab. Dies zeigt, dass man auch außerhalb der eigentlichen Sperrzone nicht sicher ist und sogar Gefahr läuft, im Ort von Bomben erschlagen zu werden. Wenn es zu einer Eruption kommen sollte, die nur wenig stärker ist, als jene von gestern, ist da Gefahrenpotenzial sehr groß.

Stromboli während der Nacht

Auch heute Nacht hielt die größte Show der Erde weiterhin an. Allerdings nahm die Lavastromtätigkeit leicht ab: MIROVA registriert eine Thermalstrahlung mit einer Leistung von 2148 MW. Sie liegt damit ca. 1/3 unter dem Spitzenwert von gestern. Überträgt man die Erfahrungen vom Piton de la Fournaise auf den Stromboli, repräsentiert die Thermalstrahlung eine Förderrate von 15-25 Kubikmeter Lava pro Sekunde. Es gibt weiterhin strombolianische Eruptionen aus verschiedenen Schloten des Gipfelkraters. Dieser hat sich morphologisch wieder verändert. Wie genau, werde ich in einem der nächsten Artikeln beschreiben.

Pyroklastischer Strom am Stromboli

Die spektakulärste (und gefährlichste) Erscheinung der Eruption war der pyroklastische Strom, der über die Sciara del Fuoco floss und weit aufs Meer hinaus lief. Er war deutlich größer als der vom 3. Juli. Er entstand nicht nur durch die frisch ausgeschleuderte Lava, sondern wurde durch altes Material des Kraters verstärkt. Die eingebetteten Videos zeigen, wie knapp es für Boote war, die vor der Nordküste der Insel dümpelten. Auch betreffend der Seefahrt muss man das Gefahrenpotenzial der Insel neu bewerten: Eine Ausdehnung der marinen Sperrzone scheint unabdingbar zu sein.