Vulkanologisches Wörterbuchnach Christof Hug-Fleck
- Aa-Lava
relativ hochviskoser, gasarmer Lavatyp. Zeichnet sich durch geringe Fließgeschwindigkeit und bröckligen Habitus aus. Der Ausdruck "Aa" stammt aus dem Hawaiianischen; es soll der Schmerzenslaut sein, den die polynesischen Ureinwohner beim Begehen der Lava ausgerufen haben.
- Aerosol
feinste Partikel in der Luft; Asche, Staub, Salze, etc.
- Andesit
Vulkanite mit einem Kieselsäuregehalt zwischen 52% und 65%. Häufiges Vulkangestein in den Anden (Subduktionszonen-Vulkanismus).
- Asche
feinstes vulkanisches Gestein mit Kornduchmesser kleiner 2 mm. Wird explosiv gefördert und kann sich noch in großer Entfernung vom Vulkan ablagern.
- Avalanche
heiße Schuttlawine; entsteht z.B. beim Zusammenbruch einer Kraterwand.
- Basalt
vulkanisches Gestein mit einem Kieselsäuregehalt unter 52% (basisch)
- Bims
weißes, vulkanisches Gestein (Pyroklastit). Bims entsteht aus gasreichen Magmen, die explosiv gefördert werden. Aufgrund ihres hohen Porenvolumens schwimmen Bimssteine häufig. Bims wird industriell genutzt; größtes Vorkommen auf Lipari (Sizilien)
- Bocca (it: Mund, Mundöffnung)
Austrittsöffnung innerhalb eines Kraters; Ende des Förderschlotes.
- Bomben
pyroklastische Förderprodukte mit einer Korngröße größer 64 mm, die bei der Flugbewegung im plastischen Zustand eine bestimmte Form annehmen und erstarrt zu Boden fallen. Die Form ist abhängig von der Viskosität der Schmelze, die bekannteste ist die Spindelform.
- Brekzie (v. it "breccia": Geröll)
verfestigte Bruch-, bzw. Trümmerstücke von kantigem Habitus
- Caldera (spanisch: Kessel)
durch Einsturz der entleerten Magmakammer entstandener Kraterkessel, oder durch Explosion des Urvulkans.
- Differentiation
hier: magmatische Differentiation. Prozess der chemisch-physikalischen Umwandlung (bei sinkenden Temperaturen) eines Stamm-Magmas in verschiedene, aber räumlich miteinander verbundene Teilmagmen. Aus diesen entstehen die unterschiedlichen Vulkanite. Klassisches Beispiel ist die Kristallisationsdifferentiation einer Silikatischen Schmelze. Bei unterschreiten der sogenannten Kristallisationstemperatur (für jedes Mineral unterschiedlich) bilden sich in der Magmakammer erste Kristalle (z.B. Olivin, Pyroxen, Amphibol). Diese sind schwerer als das Magma und saigern zum Boden. Es können auch Kristalle entstehen, die leichter als die Schmelze sind. Diese steigen nach oben. Da die Kristalle weniger SiO2 in ihre Gitter einbauen als in der Schmelze vorhanden ist, reichert sich die Kieselsäure in der Restschmelze an. So entsteht eine differenzierte Schmelze, die in unserem Fall immer sauerer wird. Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt der Vulkan ausbricht, können chemisch verschiedene Schmelzen gefördert werden.
- Dom
durch Aufstauung hochviskoser, an der Oberfläche fast erstarrter Magmen entstandene Kuppe, bzw. Lavapfropf. Ein Dom kann explodieren, oder kollabieren. Häufig entstehen dabei pyroklatische Ströme. (Glutwolken)
- effusiv
Ausströmen, bzw. Ausfließen von Lava ("roter Vulkanismus").
- ejektiv
explosive Förderung von Lava, Schlacken, Bomben, etc. ("grauer Vulkanismus").
- Epimagma
zum größten Teil entgastes Magma.
- Epizentrum
der Ort, der über dem wirklichen Erdbebenzentrum (Hypozentrum) liegt.
- Eruption
allgemeiner Bergriff für die vulkanische Ausbruchstätigkeit.
- Eruptionsmechanismen
über die Förderart (ejektiv, effusiv) von Laven entscheiden im wesentlichen die Faktoren: Wasser-, Gas-, Kieselsäuregehalt und Temperatur (des Magmas).
(+)= viel; (-)= wenig
Wasser |
Gas |
Kieselsäure |
Temperatur in °C |
Förderart |
- |
+ |
- |
bis 1230 |
effusiv, ruhig |
+ |
+ |
- |
" |
effusiv & ejektiv |
- |
- |
+ |
600 - 900 °C |
schiebt saure Laven aus den Schlot (Dom) |
+ |
- |
+ |
400 - 700 °C |
hoch explosiv, Glutwolken |
[nach Christof Hug-Fleck: "Die ruhelose Erde", Landbuch-Verlag Hannover, 1998]
- Eruptionssäule
Dampf- und Aschewolke über einem Vulkan / Förderschlot.
- Exhalation
Ausströmen vulkanischer Gase und Dämpfe.
- Fumarole
Ort der Exhalation vulkanischer Gase. Meist gekennzeichnet durch die temperaturabhängige Ablagerung von Chloride und Sulfate. Temperaturen zwischen 100 °C und 1000°C.
- Geysir
Sammelbegriff für heiße, vulkanische Springquellen. Das Auswerfen der Wasserfontäne geschieht periodisch.
- Glutwolke
oder pyroklastische Ströme (nuée ardente) bestehen aus einer Schmelztröpfchen / Festkörper / Gassuspension mit Temperaturen bis zu 700 °C. Da sie relativ schwer sind, steigen sie nicht auf, sondern rasen auf einem heißen Gaskissen zu Tal. Es wurden Geschwindigkeiten bis zu 400 km/h beobachtet. Die Bewegungen innerhalb der Wolke sind turbulent.
- Hornito (span.: Öfchen)
oft mehrere Meter hohe Lavagebilde ähnlich einem Schornstein. Hornitos entstehen auf oberflächlich erkalteten Lavaströmen und dienen der Entgasung. Sie zeichnen sich durch sporadische Schlackenwurftätigkeit aus.
- Hot-Spot (engl.: heißer Fleck)
ortkonstanter Magmaherd (Plume), der aus dem Erdmantel bis an die Erdoberfläche reicht. Typisches Beispiel für hot-spot Vulkanismus sind die Hawaii Inseln. Dort wandert die ozeanische Kruste über einen hot spot. Als Folge entsteht die Kette der Vulkaninseln.
- hydrostatischer Druck
Druck von Flüssigkeiten (Magma). Spielt eine wichtige Rolle bei den Ausbruchsmechanismen eines Vulkans. Ist der hydrostatische Druck in der Magmakammer kleiner als der Gasdruck bilden sich Gasblasen, die das Magma nach oben treiben.
- Hypomagma
gasreiches Magma. Die Gase sind unter hohem Druck im Magma gelöst.
- Ignimbrit
Gestein aus den Ablagerungen einer Glutwolke.
- Initialausbruch
der erste Ausbruch, der eine neue Eruptionsphase einleitet, meist hochexpolsiv.
- Kieselsäure
Siliziumdioxid (SiO2). Wichtiges Bestandteil (vulkanischer) Gesteine und Mineralien. Mitverantwortlich für die Viskosität einer Schmelze.
- Kontinentaldrift
Grundbegriff der Plattentektonik. Durch Konvektionsströme im viskosen Mantel wandern die Lithospärenplatten, in die die feste Erdkruste unterteilt ist.
- Konvektion
walzenförmige Strömungsbewegung durch Temperaturgefälle hervorgerufen. Im Erdmantel steigt heiße Schmelze aufgrund des Dichteunterschieds auf, kühlt dabei ab und sinkt wieder nach unten, wo es sich erwärmt. Es bildet sich ein Kreislauf. Man geht von der Annahme aus, dass sich im Erdmantel Konvektionszellen mit gegenläufiger Zirkulationsrichtung befinden. Daher wandern die Kontinente in unterschiedliche Richtungen.
- Kristallisation
hier: aus der Schmelze (Magma) scheiden sich bei unterschiedlichen Temperaturen verschiedene, feste Kristalle (Mineralien) ab. Bei fortschreitender Abkühlung des Magmas dauert der Prozess solange an, bis es komplett erstarrt (verfestigt) ist.
- Lapilli
Pyroklastite mit einer Korngröße zwischen 2 mm und 64 mm.
- Lava
an der Erdoberfläche austretendes Magma.
- Lithospäre
die äußere Erdschale umfasst die "starre" Erdkruste und den festen Teil des oberen Mantels bis in eine Tiefe von 100 km.
- Maar
Vulkanbau, der meistens nur aus einem schüsselförmigen Krater besteht, der am Rand aufgeschüttete Wälle aus Lockerprodukten (Schlacken) besitzt. Bildung durch phreatomagmatische Vorgänge. Größte Ansammlung in der Eifel.
- Magma
silikatische Gesteinsschmelze im Erdinneren.
- Magmakammer
Der Ort unter einem Vulkanbau in dem sich das Magma ansammelt. Von dort steigt das Magma in Förderschloten zur Erdoberfläche.
- Magmatite
Sammelbegriff für die Vielzahl magmatischer Gesteine. Diese entstehen durch Kristallisation silikatischer Schmelzen aus dem Erdinneren. Magmatite (und Magmen) werden grob durch ihren Gehalt (in Gew.%) an Kieselsäure (SiO2) klassifiziert. Enthalten sie ca. 50% SiO2 sind sie basisch, bei ca. 70% sauer; dazwischen werden sie intermediär genannt.
- Mantel
die mittlere Erdschicht reicht von einer Tiefe von 60 km bis in 2900 km. Der Mantel besteht aus z.T. zähflüssigem Gestein.
- Mittelozeanischer Rücken
riesige unterseeische Gebirge in der Mitte der großen Ozeanen. Vulkanische Geburtsstätten der ozeanischen Kruste. Durch tektonische Prozesse entfernen sich die Platten der ozeanischen Kruste voneinander. In der Mitte der Rücken entstehen Spalten und Risse durch die Magma aus dem Erdmantel an die Oberfläche dringt; neuer Ozeanboden entsteht (sea-floor-sreading).
- Mofette
relativ kühle (kleiner 100 °C) Gasexhalation der postvulkanischen Phase. Fördert viel Kohlendioxid und Kohlenmonoxid. Letzteres sammelt sich gerne in Senken an und verdrängt die Luft (= Erstickungstod).
- Obsidian
vulkanisches Glas, vulkanisches Gestein ohne erkennbare Kristallisation einzelner Minerale; entsteht durch schlagartige Abkühlung der Lava.
- Pahoehoe-Lava
Fladen oder Stricklava. Niedrigviskose Lavaströme bilden relativ glatte und großflächige Lavadecken. "Lava auf der man gut gehen kann" (Hawaiianisch).
- Parasitärkegel
auf dem eigentlichen Vulkanbau aufsitzender Vulkankegel (Krater). Meist Zeichen einer Flankeneruption, aber auch eigenständiger Vulkan mit eigenem, vom Hauptvulkan unabhängigen, Fördersystem.
- Paroxysmus
Paroxysmale Eruption: sich heftig steigernde Eruption; meist ausgehend von einer Dauertätigkeit. Nach Beendigung des Paroxysmus Rückkehr zur vorherigen Tätigkeit.
- Pelés-Haar
feine Fäden aus vulk. Glas. Nach dem Haar der hawaiianische Vulkangöttin Pelé benannt.
- phreatische Eruption
Schlamm und Gaseruption, bei der Grundwasser im Kontakt zum Magma schlagartig verdampft.
Wird zugleich Lava gefördert spricht man von "phreatomagmatische Eruption".
- Pillow-Lava (Kissenlava)
entsteht häufig bei basischen, submarinen Eruptionen. Charakterisiert durch wulst- und kissenartige Gebilde bis 1 m Größe. Glasige Oberfläche durch schnelle Abkühlung bei Kontakt mit Wasser.
- Pipe
vulkanische Durchschlagsröhre mit trichterförmiger Öffnung. In den Pipes von Südafrika finden sich Kimberlite; Muttergestein von Diamanten.
- Plattentektonik
durch Konvektionsströmungen im Erdmantel bewegen sich die Kontinentalplatten.
- pliniansche Eruption
große "graue" Eruption mit einer Eruptionssäule, die bis in die Stratosphäre reichen kann. Die Vulkanasche wird großräumig verteilt. (nach Plinius dem Älteren benannt, der bei der Vesuv-Eruption 79 n. Chr. starb)
- Plume
aus dem Erdmantel zur Oberfläche dringende, schlotähnliche Schmelzmasse (hot-spot). Oft über Jahrmillionen konstant.
- postvulkanisch
vulk. Tätigkeitsphase nach der eigentlichen eruptiven Phase eines Vulkans. Häufig nur ein Zwischenstadium.
- Pyroklastite
Sammelbegriff für explosiv gefördertes, vulk. Gestein.
- Pyroklastischer Strom
siehe Glutwolke.
- Pyromagma
durch Druckverringerung aufgeschäumtes Magma.
- Quellkuppe
siehe Dom.
- Rhyolith
Saures Vulkangestein mit einem Kieselsäureanteil zwischen 72% und 78%. Meist hochviskos und somit explosiv gefördert. Häufig bei Subduktionszonenvulkanismus.
- Schildvulkan
schildförmiger Vulkanbau aus dessen Scheitel niedrigviskose Lava (Lavaströme) gefördert wird. Fast ausschließlich effusiv und gutmütig. Die Lavaströme legen große Entfernungen zurück, weshalb die Hangneigung eines Schildvulkans relativ gering ist. Es entstehen riesige Vulkane (z.B. Kilauea auf Hawaii).
- Schlacken
ejektiv geförderte, eckige Lavabruchstücke.
- Schlammvulkan
fördert durch Gasdruck Schlamm und bildet kleine Schlammkegel; häufig in Erdölgebieten und dann unabhängig vom Vulkanismus.
- Schmelze
geschmolzenes (Silikat) Gestein (Magma)
- Sea-floor-spreading
Spreizung des Ozeanbodens an den mittelatlantischen Rücken.
- Seismik
die physikalische Erforschung elastischer Wellen im Erdkörper (Erdbebenwellen), bzw. die Untersuchung des Erdkörpers mittels künstl. erzeugter Erbebenwellen.
- Seismograph
Messinstrument zur Erfassung von Erdbebenwellen.
- Spaltenvulkan
Lavaausfluss aus Spalten in der Erdkruste. Es entstehen weitflächige Lavadecken und kleine Aschekegel.
- Solfatare
schweflige Fumarole. Ausströmende Gase enthalten Schwefelwasserstoff, das an der Luft zu elementarem Schwefel und schwefliger Säure reagiert. Temperaturen zwischen 100 °C und 250 °C.
- Stamm-Magma
meist basaltisches "Urmagma" aus dem Erdmantel, das noch nicht durch div. Differentiationsprozesse chemisch verändert wurde.
- Stratovulkan
steiler vulk. Kegel. Meistens aus intermediären und sauren Laven aufgebaut. Ca. 50% der geförderten Gesteine sind Pyroklastika, die sich in konzentrischen Ringen um den Förderschlot ablagern.
- Stricklava
siehe Pahoehoe Lava.
- Strombolianische Tätigkeit
rythmischer Schlackenauswurf; besser ejektive Dauertätigkeit. Diese Namensgebung folgt aus dem Eruptionsverhalten des Vulkans Stromboli.
- Subduktion
Begriff aus der Plattentektonik. Schwere ozeanische Kruste taucht unter leichterer Kontinentalplatte ab und wird im oberen Erdmantel wieder aufgeschmolzen. Ein Teil dieses Magmas wird an Vulkanen hinter der Subduktionszone (Plattengrenze) gefördert (Subduktionszonen-Vulkanismus).
- Tektonik
Lehre vom Bau der Erdkruste, den Kräften und Bewegungen, die auf sie einwirken.
- Terminaleruption
Eruption aus den Zentralkratern (Gipfelkratern) eines Vulkans.
- Tephra
Bezeichnung für vulk. Lockerprodukte (Pyroklastika).
- Thermalquelle
heiße Quelle in vulkanischen Gebieten. Häufig mineralreiche Wässer mit therapeutischer Wirkung.
- Tholeiit
weltweit chemisch identischer Basalt der Ozeanböden.
- Tremor (engl.: Zittern, Beben)
leichte, kontinuierlich andauernde Erdbebentätigkeit, hervorgerufen durch Magmenbewegung im Untergrund. Häufig ein Indiz für einen bevorstehenden Vulkanausbruch.
- Tube (engl.: Rohr, Tunnel)
Lavatunnel, oder Röhre durch die Lava strömt. Entsteht durch oberflächliche Abkühlung eines Lavastroms.
- VEI
Volcanic Explosivity Index, dient der Erfassung der absoluten Stärke eines Vulkanausbruchs.
- Viskosität
Grad für die Fließfähigkeit einer Substanz (hier magmatische Schmelze). Je höher die Viskosität desto zäher die Schmelze. Die Viskosität ist abhängig vom Kieselsäuregehalt, Anteil der festen Kristalle, sowie Temperatur und Gasgehalt der Schmelze. Hochviskose Laven werden meist ejektiv; niedrigviskose Laven effusiv gefördert.
- Vulkanit
vulkanisches Gestein das aus einem Vulkan gefördert wurde.
- Zentralvulkan
Vulkane mit einem röhrenförmigen Förderschlot. Hierzu zählen nicht die Spaltenvulkane.
Quellen: Hug-Fleck, Christof: "Die ruhelose Erde", Landbuch Verlag Hannover 1988, (ISBN 3 7842 0 3922)
Murawski, Hans: "Geologisches Wörterbuch", Enke-Verlag Stuttgart 1983
Matthes, Siegfried: "Mineralogie", Springer-Verlag 1990
Steinbach, Gunter (Hrsg.): "Gesteine", Mosaik-Verlags GmbH 1987
Eisbacher, Gerhard H.: "Einführung in die Tektonik" Enke-Verlag Stuttgart 1991
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