Das Wasser hat sich in Folge des submarinen Vulkanausbruches verfärbt.
El Hierro ist die westlichste und jüngste Insel der Kanaren. Wie alle Inseln des Archipels ist El Hierro vulkanischen Ursprungs. Ihre Entstehungsgeschichte begann vor 1,12 Millionen Jahren und ist bis heute noch nicht abgeschlossen.
Die Insel ist eigentlich ein großer Schildvulkan, auf dem sich durch Seiteneruptionen einige Nebenvulkane, bzw. Schlackenkegel gebildet haben.
Geomorphologische Besonderheit ist die Depression von "El Golfo": auf der Nordseite der Insel rutschte in 2 Einzelereignissen die Bergflanke ab und hinterließ eine über 1000 m hohe Felswand, die sich zum Meer hin wie ein Amphitheater öffnet. Die Hangrutschungen ereigneten sich vor 130.000 Jahren und vor 15.000 Jahren. Vor dem Entstehen der Depression befand sich hier der 2000 m hohe Gipfel des Vulkans. Ob wenigstens das erste Ereignis mit einem großen Vulkanausbruch assoziiert war, lässt sich nur vermuten. Insgesamt wurden ca. 120 Kubikkilometer Material mobilisiert, wovon der größte Teil ins Meer stürzte und verheerende Tsunamis ausgelöst haben dürfte. In der Depression wuchsen später neue Vulkankegel heran. Einer von ihnen ist der Tanganasoga.
Die jüngsten bedeutendsten Eruptionsphasen fanden um 10.000 v. Chr. und zwischen 4000 v. Chr. bis in das 1. Jahrtausend n. Chr. statt. Der einzig belegte Ausbruch in historischer Zeit ereignete sich 1793 im Inselwesten.
Chronik der submarinen Eruption vor der Kanareninsel El Hierro
Vorboten der bisher jüngsten Aktivitätsphase begannen im Juli 2011, als sich erste Schwarmbeben unter El Hierro manifestierten. Innerhalb von 3 Monaten fanden über 8500 Beben statt, die davon zeugten, dass sich Magma einen Weg vom Erdmantel bis in die Kruste bahnte. Einige der Beben erreichten eine Magnitude größer als 3 und konnten von den Bewohnern der Region wahrgenommen werden. Besonders betroffen waren die Menschen des Ortes Frontera, der sich in der Depression von El Golfo befindet. Dort war man von Steinschlägen bedroht, die durch die Beben ausgelöst wurden. Die Beben konzentrierten sich unter dem Schlackenkegel des Tanganasoga, verlagerten sich Ende September aber in südliche Richtung. Aufsteigendes Magma hob die Flanken der Insel um 3,5 cm an und das Gas Kohlendioxid trat aus.Am 10. Oktober setzte vulkanischer Tremor ein und wenige Stunden später öffnete sich ein erster Förderschlot am Meeresboden im Süden der Insel. Der Förderschlot befand sich in ca. 1 km Tiefe und 5 - 6 km vor der Küste, in einem Gebiet, das "Las Calmas" genannt wird. Einen Tag später wurde Alarmstufe Rot ausgelöst und der Ort La Restinga wurde evakuiert.
Am 12. Oktober öffneten sich 2 weitere Schlote. Diese befanden sich deutlich näher an der Küste, genauer in einer Entfernung von 3,7 km und 2,7 km vom alten Hafen Bahia Naos und in Wassertiefen von 750 m und 500 m. An der Oberfläche verfärbte sich das Wasser grünlich und es roch nach Schwefel. Der Vulkanausbruch verursachte ein Fischsterben. Am 16. Oktober wurden erstmals Gasblasen über einem der Förderschlote gesichtet. Da das Phänomen an einen Whirlpool erinnerte, wurde es Jacuzzi genannt. Einige Quellen sprachen von der Sichtung schwimmender Lavabrocken (Bimsstein).
Am 25. Oktober traf das Forschungsschiff Roman Margalef auf El Hierro ein und begann mit der Erforschung des submarinen Vulkanausbruchs. Einige Tage später wurde ein Computermodell des Meeresbodens mit einem neuen Unterwasservulkan präsentiert. Sein Krater befand sich in ca. 230 m Tiefe und lag somit deutlich flacher als bisher vermutet.
In den folgenden Tagen ließ der Tremor nach, doch zugleich fanden wieder Schwarmbeben statt, die mit Beginn der Eruption praktisch aufgehört hatten. Am 1. November ereignete sich das bis dahin stärkste Beben mit einer Magnitude von 4.3.
Am 4. November öffnete sich am Meeresboden eine neue Eruptionsspalte, die diesmal deutlich näher an der Küste lag. An 4 Stellen bildeten sich Jacuzzis, an denen es heftig brodelte. Das Wasser verfärbte sich grau und Bimssteine stiegen bis zur Wasseroberfläche auf.
Einen Tag später ereigneten sich auf El Hierro 2 stärkere Beben. Eines hatte eine Magnitude von 4,4 mit einem Hypocenter im El Golfo Gebiet in 20 km Tiefe. Es wurden einige Steinschläge ausgelöst. Daraufhin wurde der Tunnel Los Roquillos über Nacht gesperrt und einige Familien in exponierten Lagen evakuiert.
Am 6. November sah man auf der Tremorgrafik Signale submariner Explosionen. Augenzeugen berichteten von Dampffontänen, die bis zu 20 m hoch aufstiegen. Nun rechnete man mit einer surtseyanischen Eruption und der Geburt einer neuen Insel, wie es sich 1963 vor Island zugetragen hatte, als die Vulkaninsel Surtsey entstand.
Am 8. November erreichte die Eruption ihren bisherigen Höhepunkt, zumindest in Bezug auf sichtbare Phänomene. Über dem verbliebenen Förderschlot ca. 1 km vor der Küste bei La Restinga stiegen Wasserdome auf, die eine Höhe von mehreren Metern erreichten.
In den folgenden Tagen ging die Tätigkeit leicht zurück, um sich am 14. November wieder etwas zu verstärken. Dampfende Lavabrocken, die bis zu einem Meter groß waren, stiegen auf und versanken nach ihrer Abkühlung wieder.
In den folgenden Wochen schwankte die Aktivität am submarinen Vulkan, der inzwischen inoffziell "El Discreto" genannt wird. Ein besonderes Phänomen wurde beobachtet: Nachts waren zeitweise Gasflammen zu sehen, die sich über dem Jacuzzi manifestierten. Nach langem Rätselraten über die Herkunft der Gasflammen fand man heraus, dass die schwimmenden Lavabrocken brennbares Gas enthielten, dass sich an der Oberfläche durch die Hitze der Lavabrocken selbst entzündet.
Im Februar 2012 war "El Discreto" noch immer aktiv, allerdings schwankte die Tätigkeit sehr und es gab Phasen, in denen die Eruption zu Stillstand kam. Tiefenmessungen ergaben, dass der Kegel stark gewachsen war und sich noch ca. 125 m unter der Wasseroberfläche befand. An der Flanke des ursprünglichen Kegels hatte sich ein zweiter Kegel gebildet, der 75 m hoch war und sich noch 350 m unter der Wasseroberfläche befand.
Am 6. März wurde die Eruption offiziell für beendet erklärt. Allerdings gab es danach noch zeitweise einen aktiven Jacuzzi, der auf Gasaustritte am Meeresboden hindeutete.
Stand 2011