Indonesien: Starkes Erdbeben erschütterte Simeule

Starkes Erdbeben erschüttert Simeulue in Indonesien – leichte Gebäudeschäden festgestellt

Am frühen Morgen hat ein Erdbeben der Magnitude 6,4 die Region um die indonesische Insel Simeulue erschüttert. Die wenig bekannte Insel liegt vor der Westküste Sumatras. Das Epizentrum lag 47 Kilometer westnordwestlich der Stadt Sinabang, die etwa 15.000 Einwohner zählt.  Die Herdtiefe wird mit 27 Kilometern angegeben. Das Beben ereignete sich um 04:56 Uhr UTC (11:56 Uhr Ortszeit). Es gab zahlreiche Nachbeben.




Indonesien. © EMSC/Leaflet

Der Erdstoß war heftig, doch aufgrund der Tiefe wirkte er sich an der Erdoberfläche nicht so stark aus, wie man anhand der Magnitude meinen könnte. Dennoch war er auch in der fast 300 Kilometer entfernten Stadt Binjai deutlich zu spüren gewesen. Eine Tsunamigefahr bestand nicht.

Bislang liegen keine Berichte über größere Schäden oder Opfer vor. In den sozialen Medien geteilte Aufnahmen zeigen aber leichtere Gebäudeschäden, wie abgeplatzten Verputz und abgebrochene Fassadenteile.

Simeulue liegt am Sunda-Bogen. Die Region ist eine der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Sie markiert die Grenze zwischen der Indisch-Australischen und der Eurasischen Platte, an der die schwerere Indisch-Australische Platte unter die Eurasische abtaucht. Diese Subduktion führt regelmäßig zu starken Erdbeben und gelegentlich zu verheerenden Tsunamis.

Historisch ist Simeulue und die angrenzende Region durch mehrere schwere Erdbeben geprägt: 2004 löste ein gewaltiges Beben der Magnitude 9,1 vor der Nordküste Sumatras den verheerenden Tsunami aus, der weltweit Tausende Todesopfer forderte. Ein Jahr später, 2005, erschütterte ein Beben der Stärke 8,6 die Gegend um Simeulue und Nias. Diese Ereignisse zeigen, wie stark und aktiv die tektonischen Prozesse in diesem Gebiet sind.

Das aktuelle Beben reiht sich in das Muster von Spannungsentladungen entlang der Subduktionszone ein. Die moderate Tiefe von 27 Kilometern spricht für eine ruckartige Bewegung an der Plattengrenze, bei der sich Spannungen lösen.

Die Bevölkerung in Simeulue und den umliegenden Gebieten ist aufgrund der historischen Erdbeben gut auf solche Ereignisse vorbereitet. Dennoch erinnert das Beben an die permanente Gefahr, die von den tief unter dem Meeresboden verlaufenden tektonischen Kräften ausgeht.

Die Erdbeben bei Simeulue sind nicht die einzigen Erschütterungen im Bereich von Sumatra. Bei den weiter südlich gelegenen Nias-Inseln ereigneten sich 2 mittelstarke Erdbeben. In den letzten Tagen gab es am Rand der Toba-Caldera bereits einige Erschütterungen.

Hawaii: Erdbeben Mb 4,6 am Kilauea

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Kilauea-Südflanke nahe der Küste

Ein Erdbeben der Magnitude 4,6 hat am späten Dienstagabend (Ortszeit) die Insel Hawaii erschüttert. Das Beben ereignete sich um 23:49 Uhr HST (in Europa war es da bereits Mittwochmorgen) und hatte ein Hypozentrum in rund 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag 23 Kilometer süd-südöstlich von Mountain View im Distrikt Puna nahe der Südküste der Insel, in einer Region, die vom Vulkan Kilauea dominiert wird. Die Erschütterung war in einem großen Umfeld zu spüren gewesen und es liegen Wahrnehmungsmeldungen aus dem 360 Kilometer entfernten Honolulu vor.



Hawaii. © EMSC/Leaflet

Der Erdstoß war tektonisch bedingt und stand mit einer Störungszone in Verbindung, an der ein Teil der Kilauea-Südflanke langsam abrutscht, ähnlich wie es sich mit der Ätna-Ostflanke verhält. Diese Phänomene belegen die tektonische Instabilität von Vulkanen und erklären, warum es so viele hufeisenförmige Calderen auf der Erde gibt.

Auswirkungen auf die Aktivität der benachbarten Vulkane Mauna Loa und Kilauea konnten nicht festgestellt werden. Ein direkter Zusammenhang mit dem Ende der jüngsten Eruptionsphase des Kilauea wurde nicht erkannt.

Die 37. Phase der anhaltenden Eruption am Gipfel des Kilauea endete rund zehn Minuten vor dem Erdbeben. Sie hatte etwas mehr als neun Stunden angedauert und war von intensivem Lavaausstoß aus dem nördlichen Kraterbereich geprägt.

Wie ein Blick auf die Shakemap enthüllt, war dieses Beben nicht das einzige, das sich in den letzten 24 Stunden auf Big Island ereignete. Es gab mehrere schwächere Beben, vor allem im Süden der Insel. Das jüngste manifestierte sich nahe der Nordküste.

Nach Einschätzung des Hawaiian Volcano Observatory (USGS) waren nur geringe oder keine Schäden zu erwarten. Eine Gefährdung durch einen Tsunami bestand nicht, da die Stärke des Bebens für die Entstehung einer solchen Welle nicht ausreichte.

Zum Zeitpunkt des Bebens galt lediglich der Hinweis, mögliche Nachbeben ernst zu nehmen und gegebenenfalls lokale Schäden zu überprüfen. Weitere Folgen für die Bevölkerung oder kritische Infrastruktur traten nach derzeitigem Kenntnisstand nicht auf.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,3 am Dienstagabend

Campi Flegrei © EMSC/Leaflet

Erdbeben Md 3,3 erschüttert Campi Flegrei – Bodenhebung bleibt bei 25 mm im Monat

Datum: 25.11.2025 | Zeit: 22:21:54 UTC | Koordinaten 40.829 ; 14.140 | Tiefe: 10 km | Md 3,3




Am Dienstagabend um 23:21:54 Uhr Lokalzeit wurde die süditalienische Caldera von einem Erdbeben der Magnitude 3,3 erschüttert. Das Hypozentrum lag nur 2,7 Kilometer unter der Solfatara, einem der aktivsten hydrothermalen Austrittsbereiche des Vulkans. Das Ereignis wurde in zahlreichen Orten der Region deutlich verspürt und löste sofort rege Diskussionen in sozialen Netzwerken aus. Wie so oft kam das Erdbeben nicht allein: Seit gestern wurden mehr als 40 Erschütterungen detektiert, was die anhaltende seismische Unruhe im Gebiet der Campi Flegrei unterstreicht.

Die zuständigen Behörden informierten die Bevölkerung über die Ereignisse und erklärten den jüngsten Erdbebenschwarm am Morgen für beendet. Allerdings dürfte es nicht lange dauern, bis der nächste Schwarm einsetzt. Problematisch ist, dass das INGV Neapel derzeit dringende Wartungsarbeiten durchführt, wodurch das Echtzeitwarnsystem zeitweise offline ist. Sollte erneut ein Schwarm beginnen, könnten aktuelle Warnungen verspätet eintreffen.

Gestern veröffentlichten die Vulkanologen auch das neue Wochenbulletin für den Zeitraum vom 17. bis 23. November. In dieser Woche wurden 110 Erdbeben registriert, das stärkste mit Magnitude 3,0. Die Bodenhebung hält unverändert an und beträgt derzeit rund 25 Millimeter pro Monat. Seit November 2005 hob sich der Boden um insgesamt 157 Zentimeter, davon 19,5 Zentimeter allein im Jahr 2025. Diese fortgesetzte Hebung gilt als wichtiger Hinweis auf Druckaufbau im Untergrund, der sich auch in den weiterhin anhaltenden Kohlendioxidemissionen äußert. Sie liegen im Schnitt bei 5000 Tonnen am Tag.

Besorgniserregend ist zudem die konstant hohe Fumarolentemperatur in der Solfatara. An der Bocca Grande werden weiterhin rund 173 Grad heiße Gase emittiert. Dieser Wert gilt inzwischen als stabiler Durchschnitt und nicht mehr als kurzfristige Spitze, was auf ein dauerhaft stark erhitztes hydrothermales System schließen lässt.

Wie im letzten Update zu den Campi Flegrei berichtet, wurde 1935 eine Fumarolentemperatur von bis zu 190 Grad gemessen, als es nahe der Bocca Grande zu einer hydrothermalen Explosion kam, die einen 2 Meter durchmessenden Krater generierte. Zwar werden entsprechende Temperaturen noch nicht erreicht, allzufern ist man von diesem Punkt aber nicht mehr.

Japan: Erdbeben Mb 5,4 am Vulkan Aso

Mittelstarkes Erdbeben am Nordrand der japanischen Caldera Aso – Vulkan noch ruhig

Datum: 25.11.2025 | Zeit: 09:01:18 UTC | Koordinaten 33.054 ; 131.107 | Tiefe: 10 km | Mb 5,4

Auf der japanischen Insel Kyūshū bebte die Erde in einer Tiefe von 10 Kilometern mit einer Magnitude von 5,4. Das Epizentrum lag im Zentrum der Insel, am Nordrand der Aso-Caldera, etwa 13 Kilometer nördlich des gleichnamigen Ortes. Der Erdstoß manifestierte sich um 09:01:18 UTC. In Japan war es bereits 18:01:18 Uhr. Es gab ein Nachbeben der Magnitude 3,0.

Aso. © EMSC/Leaflet

Das Hauptbeben wurde von der Bevölkerung deutlich gespürt und weckte Erinnerungen an das Kumamoto-Erdbeben von 2016, das eine Magnitude von 7,0 hatte und einige Schäden verursachte. Allerdings lag dieses Beben weiter südlich an der Futagawa-Verwerfung. Diese verläuft entlang des Ostrands der Aso-Caldera und verliert sich an deren Nordrand, etwa dort, wo der aktuelle Erdstoß stattfand.

Obwohl das Erdbeben tektonischen Ursprungs war, war es stark genug, um sich auf die Aktivität des Vulkans auswirken zu können. Zudem liegen im Wirkungskreis des Bebens auch Vulkane wie Kirishima und Sakurajima, die ebenfalls mit erhöhter Aktivität reagieren könnten.

Der Aso-Vulkan auf Kyūshū gehört zu den größten aktiven Vulkanen Japans und zeichnet sich durch seine gewaltige Caldera sowie den aktiven Nakadake-Krater aus. Der Vulkan ist latent unruhig und emittiert eine Dampfwolke, die bis zu 200 Meter hoch aufsteigt. Zudem werden vulkanisch bedingte Erdbeben und auch Tremor registriert. Allerdings ist der Vulkan nicht so unruhig, dass das Japanische Wetteramt (JMA) ständig aktualisierte Berichte herausgibt. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich ein aktiver Magmenkörper unter dem Vulkan befindet und dass der Vulkan jederzeit ausbrechen könnte. Die aktuelle Warnstufe ist „1“. Im Juli wurde sie kurzfristig auf „2“ angehoben, da es zu einem Erdbebenschwarm gekommen war.

Im Juli 2025 wurde die Warnstufe kurzfristig von Stufe 1 auf Stufe 2 erhöht, nachdem verstärkte vulkanische Mikrobeben registriert wurden. Ende Juli wurde die Warnstufe jedoch wieder auf Stufe 1 gesenkt, da sich die vulkanische Aktivität beruhigte. Bei Warnstufe 1 ist der Zugang zum Krater grundsätzlich wieder möglich, jedoch können weiterhin Gasemissionen und kleinere vulkanische Aktivitäten auftreten.

DRK: Erdbeben Mb 4,6 am Kivu-See

Beide Arme des Rifvalleys, dazwischen der Lake Victoria. Die aktiven Vulkane beider Arme Vulkane fast auf einer geogr. Breite. © EMSC/Leaflet

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Süden des Kivu-Sees – Gefahr von Kohlendioxidausgasungen

Datum: 24.11.2025 | Zeit: 12:22:10 UTC | Koordinaten -2.728 ; 28.612 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Ein Erdbeben der Stärke 4,6 hat am Montagnachmittag die Kivu-Region im Osten der Demokratischen Republik Kongo erschüttert. Das Beben ereignete sich um 14:22 Uhr Ortszeit rund 37 Kilometer südlich von Bukavu und war in weiten Teilen der Region spürbar. Schäden wurden zunächst nicht gemeldet, doch der Erdstoß rückt erneut die komplexe und potenziell gefährliche Geodynamik der Region am Albert-Rift in den Fokus des Interesses. Hierbei handelt es sich um eine Zone, in der sich tektonische Spannungen, aktiver Vulkanismus und ein außergewöhnlich gasreicher See zusammentreffen, was ein hohes Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung mit sich bringt.

Die Region liegt im westlichen Zweig des Ostafrikanischen Grabensystems, wo sich der afrikanische Kontinent langsam auseinanderzieht und zu zerbrechen droht. Diese Dehnung führt regelmäßig zu moderaten Erdbeben wie dem aktuellen Ereignis. „Die seismische Aktivität ist hier ein permanenter Prozess des Rift-Systems“, erklären Geologen. Doch die Erschütterungen sind nicht nur tektonische Randerscheinungen, denn sie können auch mit dem assoziierten Vulkanismus und dem Kivu-See selbst in Wechselwirkung treten.

Nur wenige Dutzend Kilometer nördlich des Epizentrums erheben sich die Vulkane Nyiragongo und Nyamuragira, zwei der aktivsten Feuerberge Afrikas. Ihre Magmasysteme reichen tief unter die Region und werden durch tektonische Bewegungen beeinflusst. Stärkere Beben können Magmenkörper stören, den Druck verändern oder hydrothermale Systeme aktivieren. Zwar gilt ein Beben der Magnitude 4,6 als zu schwach, um direkt vulkanische Aktivität auszulösen, doch es zeigt, dass das Spannungsfeld im Kivu-Rift weiterhin dynamisch ist.

Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Kivu-See, einem der weltweit größten Gasreservoire. In seiner Tiefe lagern enorme Mengen Kohlendioxid und Methan, gespeist durch vulkanische und biologische Prozesse. Die stabile Schichtung des Sees verhindert, dass diese Gase entweichen – doch starke Störungen könnten theoretisch eine gefährliche Entgasung einleiten, die wohlmöglich ähnlich katastrophale Folgen hätte, wie das Ereignis 1986 am Nyos-See.  Wahrscheinlich reicht ein einzelnes moderates Beben wie das jüngste nicht aus, um diese Schichtung aufzubrechen. Dennoch wird jedes Ereignis sorgfältig analysiert, da die Kombination aus Rifttektonik, aktiven Vulkanen und einem potenziell entgasenden See eine seltene und sensible geologische Konstellation bildet.

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 3,0 am Samstagabend

Calderavulkan Campi Flegrei von Erdbeben Mb 3,0 erschüttert – Hydrothermale Explosion im Jahr 1935

Datum: 22.11.2025 | Zeit: 17:55:10 UTC | Koordinaten  40.815 ; 14.160 | Tiefe: 2,4 km | Md 3,0

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde am Samstagabend um 18:55:10 Uhr Ortszeit von einem Erdbeben der Magnitude 3,0 erschüttert. Die Herdtiefe lag in 2,4 Kilometern. Das Epizentrum wurde unmittelbar vor der Küste bei Bagnoli verortet. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor, die sogar zum Teil aus dem benachbarten Neapel kamen. Demnach war der Erdstoß als starker Ruck deutlich spürbar und brachte in Hochhäusern Lampen zum Schwingen.



Campi Flegrei. © EMSC/Leaflet

Bereits am Nachmittag hatte es ein Erdbeben Md 2,2 gegeben, das sich an der Küste südlich der Solfatara zutrug, genauer, am Fuß des Monte Olibano, der inzwischen wegen seines domartigen Charakters, einer Schwereanomalie in der Tiefe und deutlichen Bodendeformationen bekannt ist. Die Schwereanomalie könnte durch eine Magmenintrusion in Form eines Gangs zustande kommen. Bei den Bodendeformationen handelt es sich neben dem allgemeinen Hebungstrend auch um spontane Absenkungen, die mit stärkeren Erdbeben in Verbindung gebracht wurden. Auch der Erdstoß Md 2,2 wurde von den Bewohnern des Areals wahrgenommen.

Das INGV und die Kommune Pozzuoli gaben zu den stärkeren Erdbeben Meldungen heraus. Mit den üblichen Hinweisen und Telefonnummern, unter denen Schäden gemeldet werden können.

Insgesamt gab es seit gestern 25 Erdbeben, was eine vergleichsweise moderate Anzahl darstellt, berücksichtigt man, dass es in den letzten Wochen oft Schwarmbeben mit mehr als 30 Beben pro Tag gab. Dafür entluden sich die angestauten Spannungen dann in dem stärkeren Erdbeben Md 3,0.

Eine nachhaltige Abschwächung der magmatisch bedingten Phänomene in der Caldera ist nicht in Sicht und die Druckbeaufschlagung des Vulkansystems hält weiter an. Früher in der Woche wurde mehrfach das steigende Risiko phreatischer Eruptionen betont, von dem vor allem der Solfatara-Bereich betroffen ist.

Hydrothermale Explosion in 1935 gibt Hinweise auf unbekannte Hebungsphase

In diesem Zusammenhang steht auch eine Meldung aus dem Jahr 1935, die von Anna Peluso – Administratorin der FB-Gruppe zur „Roten Zone der Campi Flegrei“ aus alten Zeitungsarchiven ausgegraben wurde. Damals kam es zu einer hydrothermalen Explosion in der Solfatara, die nicht nur heißen Schlamm förderte, sondern auch Gesteinsbrocken auswarf, als sich ein neuer Schot freisprengte. Vor der Explosion sollen die Fumarolentemperaturen zwischen 160 und 190 Grad geschwankt haben und waren somit deutlich erhöht. Aktuell liegt die Fumarolentemperatur bei 173 Grad.

Diese Erkenntnis ist von großer Relevanz, denn es gibt meines Wissens nach keine Belege dafür, dass es im 20. Jahrhundert vor 1950 bereits eine Bodenhebungsphase gab. Natürlich ist es möglich, dass der Boden damals nicht ständig vermessen wurde und eine Bodenhebungsphase unentdeckt oder unerwähnt blieb. Das würde aber bedeuten, dass der vulkanische Aufheizungsprozess wesentlich früher begann als angenommen oder dass es auch vorher immer wieder zu Hebungs- und anschließenden Senkungsphasen kam und es ein eigenständiges bradyseismisches Phänomen sein kann, unabhängig von einem Aufladen des Vulkans. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gingen zuletzt davon aus, dass die bekannten Hebungsphasen des 20. Jahrhunderts von Aufladungsprozessen des Vulkans zeugten und es die ersten seit der Monte-Nuovo-Eruption 1538 waren.

Deutschland: 10 Erdbeben im Wochenverlauf

Erdbeben in Deutschland. © EMSC/Leaflet

10 Erdbeben erschütterten Deutschland innerhalb einer Woche – 3 Beben nahe des Laacher-See-Vulkans in der Eifel

In der Woche zwischen Freitag, dem 14.11.2025, und Freitag, dem 21.11.2025, manifestierten sich in Deutschland 10 schwache Erdbeben. Das stärkste hatte laut EMSC die Magnitude 1,9 und ereignete sich 8 km südwestlich von Essen, genauer in Gelsenkirchen. Auch in der Vulkaneifel gab es 3 weitere Mikrobeben in der Nähe des Laacher-See-Vulkans. Hier ein Überblick.



Erdbeben in Gelsenkirchen

Das Erdbeben Mb 1,9 in Gelsenkirchen – einer Nachbarstadt von Oberhausen, wo ich wohne – hatte ein Hypozentrum in nur 1 km Tiefe und konnte Medienberichten zufolge von den Bewohnern der Gegend gespürt werden. Obwohl es auch im Ruhrgebiet bedeutende Störungszonen gibt, sind die wenigsten von ihnen noch aktiv. Aufgrund der geringen Tiefe des Erdbebenherds gehe ich davon aus, dass das Erdbeben mit dem historischen Kohlebergbau der Region zusammenhing. Möglicherweise kam es zur Senkung eines Stollens oder durch Eingriffe in den Grubenwasserhaushalt entstanden Spannungen in Gesteinsklüften, die sich in dem Erdstoß entluden. Generell ist das Grubenwasser ein Problem für das Ruhrgebiet, da es praktisch auf immer und ewig abgepumpt werden muss.

Weitere Erdbeben am Laacher-See-Vulkan

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Im Kontext von Vnet von besonderem Interesse sind die drei schwachen Erdbeben südlich des Laacher-See-Vulkans in der Eifel. Sie ereigneten sich wenige Kilometer südöstlich des Sees zwischen Kruft und Ochtendung. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,0 und eine Herdtiefe von 11 Kilometern. Die Beben könnten mit Fluidbewegungen im Zusammenhang stehen, die Störungen wie die bei Ochtendung aktivierten. Die Mikrobeben sind für sich genommen harmlos, passen aber in das Bild der leicht gestiegenen Seismizität der Region. Bis jetzt zeigt diese Erdbebentätigkeit, dass es offenbar zu einem vermehrten Fluidaufstieg aus der Tiefe kommt, was nicht zwingend in einem Vulkanausbruch gipfeln muss. Dennoch ist es möglich, dass wir hier eine sehr frühe Phase der Reaktivierung des tiefen Magmenkörpers unter dem Laacher-See-Vulkan erleben. Um entsprechende Hypothesen zu belegen oder zu dementieren, sind weitere Forschungen nötig. Hierzu zählen eine regelmäßige Beprobung der Mofetten am Laacher See und die Einrichtung fester GPS-Messpunkte, um etwaige Bodendeformationen auf die Spur zu kommen.

Für erwähnenswert halte ich auch ein Mikrobeben Mb 09, das sich gestern wenige Kilometer südwestlich des Flughafens Köln-Bonn ereignete. Auch diese Region steht unter dem Einfluss der Tektonik des Rheingrabens, auf dessen Westschulter die Vulkaneifel liegt.

Bangladesch: Erdbeben Mw 5,5 kostete Menschenleben

Mittelstarkes Erdbeben in Bangladesch richtete Schäden an – mindestens 8 Todesopfer

Datum: 21.11.2025 | Zeit: 04:38:26 UTC | Koordinaten 23.926 ; 90.578 | Tiefe: 28 km | Mw 5,5

Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,5 hat am Freitag große Teile des zentralen Bangladeschs erschüttert und mindestens acht Menschen das Leben gekostet. Mehr als 300 weitere Personen wurden verletzt, viele von ihnen durch herabfallende Trümmer oder einstürzende Gebäudeteile. Das Beben ereignete sich gegen 10:38 Uhr Ortszeit nahe der Stadt Narsingdi, rund 30 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Dhaka. Einsatzkräfte suchten am Nachmittag weiterhin nach Verschütteten, während zahlreiche Häuser und Straßen sichtbare Schäden aufwiesen.



Bangladesch. © EMSC/Leaflet

Das Epizentrum wurde vom EMSC 18 km östlich von Tungi in einer Tiefe von 10 Kilometern verortet. Das GFZ gibt die Herdtiefe mit 28 Kilometern an. Der Erdstoß manifestierte sich um 04:38:26 UTC. In Bangladesch war es 10:38:26 Uhr.

Der Erdstoß traf ein Land, das geologisch in einer besonders heiklen Lage liegt. Bangladesch befindet sich an der tektonisch komplexen Nahtstelle zwischen der Indischen Platte, der Eurasischen Platte und der Burma-Mikroplatte. Die fortschreitende Kollision dieser Platten verursacht enorme Spannungen, die sich in Form häufiger Erdbeben entladen. Vor allem der Osten des Landes, zwischen Sylhet und Chattogram, ist eine Zone aktiver Störungen, in der sowohl flache moderate Beben als auch potenziell sehr starke Erschütterungen möglich sind. Das heutige Beben ereignete sich quasi an der Verlängerung der pazifischen Subduktionszone des Sundabogens, die sich hier an Land fortsetzt. Der Erdstoß reiht sich in eine Serie von Ereignissen ein, die Geologen seit Jahren als Warnsignale für einen möglicherweise größeren zukünftigen Erdstoß interpretieren.

Zur hohen seismischen Gefährdung kommt die ungünstige Morphologie des Landes: Bangladesch liegt fast vollständig im flachen Ganges-Brahmaputra-Delta, das aus lockeren, wasserreichen Sedimenten besteht. Diese Böden verstärken seismische Wellen und führen dazu, dass selbst moderate Erdbeben Schäden anrichten, die andernorts weniger gravierend wären. Zudem kann es hier schnell zu Bodenverflüssigungen kommen. In der Metropole Dhaka mit ihren mehr als zehn Millionen Einwohnern verschärft die dichte Bebauung das Risiko zusätzlich.

Bangladesch gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, und viele Menschen leben in einfach konstruierten Gebäuden, die Erschütterungen kaum standhalten. Die Armut erschwert zudem den Wiederaufbau und macht die Bevölkerung besonders verletzlich gegenüber Naturgefahren. Neben Erdbeben ist das Land durch seine Lage am nördlichen Rand der Bucht von Bengalen regelmäßig Zyklonen, Sturmfluten und extremen Monsunregen ausgesetzt. Der Klimawandel verschärft diese Risiken weiter: steigende Meeresspiegel, häufigere Starkregenereignisse und intensivere Tropenstürme bedrohen die ohnehin fragile Infrastruktur.

Das heutige Beben unterstreicht erneut, wie verletzlich Bangladesch gegenüber Naturkatastrophen ist – und wie dringend das Land nachhaltige Schutzmaßnahmen benötigt, um künftige Ereignisse besser überstehen zu können.

Cheb-Becken: Erdbeben im deutsch-tschechischen Grenzgebiet

Erdbeben im böhmischen Cheb-Becken. © www.ig.cas.cz/Leaflet

Schwarmbeben bei Cheb im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechei – Stärkste Erschütterung Mb 2,7

Datum: 21.11.2025 | Zeit: 22:11:18 UTC | Koordinaten 50.269 ; 12.427 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7

Gestern Abend manifestierte sich im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Tschechei erneut ein Erdbebenschwarm im Cheb-Becken. Laut Angaben der Geophysikalischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften ereignete sich das stärkste Beben mit einer Magnitude von 2,7 um 23:11:18 Uhr Ortszeit in einer Tiefe von 7,3 Kilometern. Das Epizentrum befand sich ca. 3 km östlich von Luby und 10 km südlich von Klingenthal. Der Schwarm bestand aus 25 Beben innerhalb von 24 Stunden. Im Monatsverlauf wurden 61 Erschütterungen in der Region festgestellt. Sie zeigen, dass die seismische Aktivität des Cheb-Beckens zwar nicht dauerhaft in den Medien präsent ist, aber auch in den letzten Monaten nicht abgeklungen ist.




Das EMSC zeigt den stärksten Erdstoß ebenfalls an, kommt aber auf eine leicht abweichende Magnitude 2,3. Es liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen von Bebenzeugen vor, die den Erdstoß ca. 3 Sekunden lang gespürt haben. Zudem wird ein anschwellendes Grollen beschrieben, das von der herannahenden P-Welle erzeugt wird. Bei schwächeren Erdbeben spürt man die Primärwelle meistens nicht, dafür übertragen sich die Bodenschwingungen auf die Luft, wo sie das beschriebene Geräusch erzeugen.

In dem betroffenen Grenzgebiet bei Cheb im Vogtland bzw. Nordwestböhmen treten immer wieder Erdbebenschwärme auf. Hierbei handelt es sich um Serien von vielen kleinen Beben über Wochen oder Monate hinweg, ohne dass ein deutlich dominierendes Hauptbeben folgt.

Als mögliche Ursachen werden Fluidbewegungen im Untergrund des Cheb-Beckens vermutet: Gase wie CO₂ steigen entlang tektonischer Störungen bis an die Oberfläche, wo sie an Mofetten austreten, was auf magmatische Aktivitäten in der unteren Kruste oder im oberen Erdmantel hindeutet.

Gleichzeitig sind lokale Verwerfungszonen (z. B. die Mariánské Lázně-Störungszone) aktiv, was tektonische Spannungen beisteuert.

Um das Phänomen besser zu verstehen, wird aktuell das Eger Large Seismic Experiment (ELISE) durchgeführt: Rund 300 mobile Seismometer wurden über ein Gebiet von etwa 100×100 Kilometern verteilt und werden mindestens ein Jahr lang betrieben.

Ziel ist es, selbst kleinste Schwarmbeben zu registrieren und tiefe, niederfrequente Erdbeben aufzuspüren. Mit seismischer Tomografie soll ein hochauflösendes 3D-Modell des Untergrunds erstellt werden, um die Struktur der Kruste, mögliche Magmenkörper und die Rolle von Fluiden präzise zu rekonstruieren.