Azoren: Mehrere Erdbeben entlang des Mittelatlantischen Rückens

Erdbeben Mb 5,3 bei den Azoren – Insgesamt rege Bebentätigkeit am Mittelatlantischen Rücken

Datum 24.04.2024 | Zeit: 15:40:04 UTC | Lokation: 38.103 ; -30.772 | Tiefe: 12 km | Mb 5,3




Der Mittelatlantische Rücken wurde gestern bei den Azoren von einem Erdbeben der Magnitude 5,3 erschüttert. Das Epizentrum wurde 146 km südlich von Lajes das Flores lokalisiert. Der Erdbebenherd befand sich in 12 Kilometern Tiefe. Es folgten drei schwächere Nachbeben. Das Hauptbeben könnte auf den Azoren spürbar gewesen sein, doch es liegen keine Meldungen darüber vor, ebenso wenig über eventuelle Schäden. Betrachtet man die Inselgruppe im Atlantik über einen längeren Zeitraum, so stellt man fest, dass es in den letzten 10 Tagen fast 30 Erdbeben gegeben hat, die über die Inselgruppe verteilt waren und nicht in direktem Zusammenhang mit dem Mittelatlantischen Rücken standen. Doch entlang der kontinentalen Naht zwischen Amerika und Europa gab es in den vergangenen Tagen mehrere mittelstarke Erdbeben: Ein Erdstoß manifestierte sich gestern mit einer Magnitude von 5,0 auf der Breite von Irland. Heute gab es dann einige Hundert Kilometer nördlich ein Beben mit einer Magnitude von 4,8. Dieses Beben wurde dem Reykjanes-Ridge zugesprochen. Wie der Name schon vermuten lässt, mündet der Reykjanesrücken auf Island und erhebt sich dort auf der Reykjaneshalbinsel über den Meeresspiegel. So hängt vieles auf unserem Planeten auf wundersame Weise wenigstens indirekt zusammen.

Beim Mittelatlantischen Rücken handelt es sich um ein Unterwassergebirge entlang der divergenten Kontinentengrenze. Nordamerika und Eurasien entfernen sich mit einer jährlichen Rate von 20 bis 30 mm voneinander, wobei es an einigen Stellen auch zu einer doppelt so hohen Geschwindigkeit kommen kann. Das ist ein Grund dafür, warum sich die Kontinentalplatten nicht gleichförmig verschieben, sondern auch relativ zueinander betrachtet drehen. So wird sich in ca. 200 Millionen Jahren ein neuer Superkontinent bilden, in dem alle Landmassen zusammenhängen. Modellrechnungen sehen hierfür zwei Möglichkeiten vor: Entweder entsteht ein Superkontinent auf der Nordhalbkugel ohne die Antarktis, oder ein äquatorialer Superkontinent mit der Antarktis. Auf jeden Fall wird dann auch der Atlantik mit seinem Ozeanrücken verschwunden sein.

Neue Studie zur Hunga-Tonga-Ha’apai-Eruption

Hauptphase der Hunga-Tonga-Hunga Ha’apai-Eruption vermutlich durch magmatisches Gas ausgelöst

Der submarine Vulkan Hunga-Tonga-Hunga Ha’apai war im Januar 2022 für eine der größten Eruptionen der letzten 300 Jahre verantwortlich. Bei der Eruption handelte es sich um einen plinianischen Ausbruch mit einem VEI 6. Nachdem der Ausbruch einige Wochen andauerte, intensivierte er sich am 15. Januar innerhalb weniger Stunden enorm und erzeugte in gigantischen Explosionen eine Aschewolke, die bis zu 58 Kilometer hoch aufstieg. Die Explosionen rissen ein Loch in die Ozonschicht und bliesen enorme Mengen Wasserdampf in die Stratosphäre, wo sie das Klima bis heute beeinflussen. Die Eruption war so zerstörerisch, dass die Vulkaninsel, die gerade über den Meeresspiegel hinausgewachsen war, zerstört wurde. Zurück blieb ein 850 Meter tiefer Krater mit einem Volumen von 6,3 Kubikkilometern. Diese explosive Eruption verursachte auch atmosphärische Schockwellen, extrem hohe Tsunamis und ungewöhnliche, zerstörerische Meteotsunamis.

Bislang wurde vermutet, dass Risse im Vulkan Meerwasser bis zu den Magmenkörpern dringen ließen und phreatomagmatische Explosionen auslösten. Neue Untersuchungen eines neuseeländisch-australischen Forscherteams legen nahe, dass der Vulkanausbruch auf eine gasgetriebene Explosion magmatische Ursprungs zurückzuführen ist, nicht auf eine phreatomagmatische Explosion. Die jüngsten Erkenntnisse von GNS Science und der Australian National University deuten darauf hin, dass der Unterwasserausbruch des Hunga-Vulkans durch komprimiertes Gas ausgelöst wurde.

Die Studie deutet darauf hin, dass verschiedene Faktoren wie die Größe des Ausbruchs, die zeitliche Abfolge, die Menge des freigesetzten Gases und die Vulkanstruktur den gasgetriebenen Auslöser beeinflusst haben könnten. Die Autoren schlagen vor, dass dieser Mechanismus möglicherweise für ähnliche Ausbrüche charakteristisch ist, unabhängig davon, ob es sich um ozeanische oder subaerische Vulkane handelt.

Die Forscher entwickelten ein Modell, das zeigt, dass die chemische Reaktion vulkanischer Volatile im Magmenkörper Minerale hervorbringt, die einen Magmenkörper so abdichten können, dass Gase, die bei der Magmendifferentiation entstehen, nicht entweichen. Zu diesen Mineralien gehören Anhydrit und Quarz, die bei der Eruption in großen Mengen ausgestoßen wurden. Durch diese Abdichtung steigt der Gasdruck im Magmenkörper enorm, bis die abdeckenden Gesteinsschichten nachgeben und das Gas explosionsartig entweicht und so den Ausbruch auslöst.

Allerdings ist bekannt, dass so starke Eruptionen auch ausgelöst werden können, wenn frisches Magma in einen Magmenkörper mit differenzierter Schmelze eindringt. Dann kommt es zu chemischen Reaktionen, die ebenfalls viel Gas freisetzen. Was gegen das neue Modell spricht, ist meiner Meinung nach, dass die Eruption schon Wochen im Gange war, bevor es zu dem plinianischen Ausbruch kam. Ich würde daher vermuten, dass der Magmenkörper bereits offen war und Gelegenheit hatte, Gasdruck abzubauen.




Richard Henley, der Hauptautor der Studie, betonte die Bedeutung des Verständnisses der Ursache des Ausbruchs für die Vulkanüberwachung und Risikovorsorge nicht nur in Tonga, sondern auch in anderen Gebieten mit Unterwasservulkanen, wie dem neuseeländischen Meeresgebiet. (Quelle: sciencedirekt.com)

Island: Eruption auf Reykjanes schwächelt

Eruption auf Island schwächelt – Tremor rückläufig

Wer heute auf eine der vielen Livecams am Vulkan Sundhnukargira blickt, wird feststellen, dass die Eruption zwar noch vor sich hin köchelt, aber merklich an Schwung verloren hat. Das wird auch durch den Tremor bestätigt, der eine leichte fallende Tendenz aufweist. Sollte es nicht zu einem neuen Lavaschub kommen, wird der Ausbruch wohl keinen Maibaum mehr setzen. Der verminderte Lavaausstoß führt zu einer beschleunigten Bodenhebung unter Svartsengi und den benachbarten Messstationen, wobei es heute zu einer Abflachung der Kurve gekommen ist, die jedoch möglicherweise auf Messfehler zurückzuführen ist. Um zu sehen, ob es auch hier eine Trendwende gibt, müssen wir die Messungen der nächsten Tage abwarten.




Gestern verursachten die steigenden Spannungen infolge der Bodenhebung an verschiedenen Spaltensystemen auf Reykjanes wieder zahlreiche Erdbeben. Zeitweise wurden über 100 Erschütterungen in den IMO-Tabellen verzeichnet. Auffallend viele Erdbeben traten südwestlich des Fagradalsfjalls auf, also in der Nähe des Eruptionsgebiets, sowie im benachbarten Krýsuvík-System. Hier deuten die Messergebnisse erneut auf eine schwache Bodenhebung hin, ähnlich wie vor dem Eruptionsbeginn am 16. März. Es stellt sich die Frage, ob hier tatsächlich Magma aufsteigt oder ob es Auswirkungen der Hebung unter Svartsengi/Sundhnukar sind.

Die Erdstöße der letzten 24 Stunden beschränkten sich jedoch nicht nur auf die Reykjanes-Halbinsel, sondern es gab auch vermehrt Beben entlang der kontinentalen Nahtstellen, die durch Island verlaufen, sowie an den Zentralvulkanen Katla, Bárðarbunga und Askja/Herdubreid, die sich entlang eines Arms der Naht aufreihen.

Möglicherweise stehen die vielen Erdbeben auch mit den Gezeitenkräften des Vollmonds in Verbindung. Ähnliches könnte für die Schwankungen der GPS-Messungen zur Bodenhebung gelten.

Obwohl der Vulkanausbruch langsam an Schwung verliert, wurde gestern von einer starken Luftverschmutzung im Südwesten Islands berichtet. Ein blauer Dunstschleier aus vulkanischen Gasen und Aerosolen legte sich über das Land und beeinträchtigte nicht nur die Sicht, sondern stellte auch eine Gesundheitsgefahr für empfindliche Personen dar. Eine Ursache für die Gasansammlung in Bodennähe war die Tatsache, dass nur sehr wenig Wind wehte. Normalerweise tritt vulkanischer Smog bei Inversionswetterlagen auf, bei denen es zu einer umgekehrten vertikalen Temperaturverteilung der Luftschichten kommt, wobei sich warme Höhenluft über kältere Luft am Boden legt, sodass die kalte Luft in Bodennähe gefangen bleibt. Schadstoffe können dann nicht abziehen und sammeln sich unten an.

Kawah Ijen: Touristin stürzte in den Tod

Eine chinesische Touristin kam am Kawah Ijen ums Leben – Beim fotografieren gestolpert und abgestürzt

Auf der indonesischen Insel Java ereignete sich am Vulkan Kawah Ijen ein Unfall mit Todesfolge, bei dem eine 31-jährige chinesische Touristin abstürzte und 75 Meter tief in den Krater stürzte. Laut Medienberichten befand sich die Frau zusammen mit ihrem 32-jährigen Ehemann am Vulkan, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben. Das Paar war zusammen mit einem Reiseführer unterwegs gewesen und machte Fotos am fast 2800 m hoch gelegenen Kraterrand. Die Frau bat ihren Mann, sie etwa zwei bis drei Meter vom Rand entfernt zu fotografieren. Dabei stolperte sie über ihren Rock und stürzte rückwärts in die Tiefe.

Obwohl sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet wurden, gelang es dem Bergungsteam erst nach 2 Stunden, die Frau zu erreichen und konnte nur noch ihren Tod feststellen. Bei der Untersuchung der Leiche wurden mehrere Knochenbrüche festgestellt. Der Reiseführer bezeichnete den Vorfall als tragischen Unfall.

Nach diesem tragischen Vorfall erwägen die örtlichen Tourismusbehörden Medienberichten zufolge ein teilweises Verbot von Fotografien in der Region. „Dieser Unfall sollte eine Lehre für alle sein“, kommentierte Dwi Sugiharto, ein Beamter der örtlichen Naturschutzbehörde. Alle Besucher sollten äußerst vorsichtig sein, wenn sie den Vulkan besteigen.

Der Kawah Ijen ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Touristen kommen nicht nur, um den Sonnenaufgang vom Kraterrand zu bewundern, sondern wollen meistens in den Krater absteigen. Dort befindet sich am Rand eines Kratersees ein Fumarolenfeld, an dem sich Meter dick Schwefel ablagert. Arbeiter bauen den Schwefel in Handarbeit ab und tragen ihn in Körben aus dem Krater. Die Schwefelgase sind so heiß, dass sich der frisch kondensierte Schwefel entzündet. Der Schwefelbrand wird normalerweise von den Arbeitern gelöscht, doch seit vor einigen Jahren bekannt wurde, dass man nachts die blauen Flammen des Schwefelbrandes sehen kann, kommen die Touristen scharenweise. Gegen ein Trinkgeld lassen die Arbeiter den Schwefel dann brennen. Der flüssige Schwefel fließt dann in schmalen Rinnsalen, so dass Feuerflüsse entstehen. Oft wird dieses Phänomen fälschlicherweise als Blaue Lava bezeichnet.




Es sollte klar sein, dass die Bedingungen im Krater für Menschen alles andere als optimal sind. Man könnte auch sagen, es herrscht ein lebensfeindliches Environment, wovon sich die Touristen aber nicht abschrecken lassen. So ist der aktuelle Vorfall nicht der einzige, bei dem Touristen ums Leben kamen. Erst im Februar wurde ein polnischer Tourist während einer Wanderung auf dem Vulkan tot aufgefunden. Im Jahr 2015 brach ein Tourist aus der Schweiz während des Aufstiegs auf den Ijen zusammen und verstarb, nachdem er über Atembeschwerden klagte.

Campi Flegrei: Beschleunigung der Bodenhebung

Bodenhebung unter Caldera Campi Flegrei verstärkte sich deutlich – Erdbeben gehen weiter

Die starke Bebentätigkeit, die wir unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in den letzten Wochen gesehen haben, setzt sich fort: Wenige Stunden nachdem das INGV das Ende eines Schwarmbebens verkündet hat, beginnt bereits das nächste, so auch gestern Nacht, als gegen 3:36 Uhr ein neuer Schwarm einsetzte und inzwischen wieder für beendet erklärt wurde.

Generell darf man sich fragen, ob es sich immer wieder um neue Erdbebenschwärme handelt, oder ob man die Beben nicht als einen Schwarm betrachten kann, dessen Intensität fluktuiert, da die Bebentätigkeit praktisch nie ganz aufhört. Aber das ist sicher eine akademische Frage, insbesondere, da die Erdbeben nur Symptom und nicht die Ursache für das eigentliche Problem darstellen. Bei diesem Problem handelt es sich um die Bodenhebung, die sich laut dem gerade veröffentlichten Wochenbulletin deutlich beschleunigt hat: In den letzten 15 Tagen kam es zweimal zu Schüben verstärkter Bodenhebung, bei denen der Boden einmal um 10 mm und ein weiteres Mal um ca. 5 mm anstieg. Zwischen den Schüben stieg der Boden mit der gleichen Rate wie zuvor. Wir sprechen also von einer Bodenhebung von gut 10 mm pro Woche. Rechnet man die Bodenhebung der letzten 15 Tage hoch, vervierfacht sich die Hebung auf eine Rate von 40 mm pro Monat. Das ist ein signifikanter Sprung und dürfte die stärkste Rate der aktuellen Hebungsphase sein, die im Jahr 2005 begann und sechs Jahre später an Fahrt zunahm. Im Vergleich zur vorherigen Bradyseismos-Phase in den 1980er Jahren ist das allerdings immer noch wenig, denn damals gab es Phasen mit einer Hebung von 3 mm pro Tag.

Auf Wochensicht bebte es in der Caldera 145 Mal und die Gastemperatur bei Pisciarell pendelte sich bei 95 Grad ein.

INGV-Chef geht von magmatischen Sill unter der Campi Flegrei aus

Interessant ist ein Interview mit dem INGV-Präsidenten Carlo Doglioni, das von einem italienischen Journalisten der Seite Fanpage geführt wurde. Doglioni nimmt darin Bezug auf einen reißerisch aufgemachten Dokumentarfilm, der im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde und von einem Worst-Case-Szenario einer extrem starken Eruption ausgeht, die das Umland der Caldera einschließlich Neapel verwüsten könnte. Der INGV-Chef erklärt eine solche Dokumentation für Unsinn, räumt aber ein, dass ein lokal begrenzter Ausbruch innerhalb der Caldera durchaus möglich sei. Er geht davon aus, dass sich in 4 Kilometern Tiefe ein Sill (eine linsenförmige Magmakammer) gebildet hat, der von einem größeren Magmenkörper in 8 Kilometern Tiefe gespeist wird. Somit sieht es so aus, als wäre ein wissenschaftlicher Konsens erreicht worden, denn viele Forscher stellten die Existenz einer Magmenansammlung in 4 Kilometern Tiefe bisher infrage.

Im Rahmen der Notfallübung des Katastrophenschutzes wurde gestern tatsächlich auch die Evakuierung einiger Schulen geprobt. Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde man einen Vulkanausbruch oder ein starkes Erdbeben auch auf offizieller Ebene immer wahrscheinlicher halten.




Bei den Campi Flegrei handelt es sich um die größte besiedelte Caldera in Europa. Bereits eine Eruption vergleichbar mit der am Monte Nuovo würde für die Anwohner katastrophal verlaufen.

Stammen Bausteine des Lebens aus Vulkanen?

Einem Forscherteam der Universität München gelang es organische Polymere in einem simulierten Hydrothermalsystem zu erzeugen

Woher stammt das Leben auf der Erde? Das ist eine Frage, die die Menschen schon viel länger beschäftigt, als die moderne Wissenschaft existiert. Lange Zeit war die einzige plausible Erklärung, dass es einen Schöpfer geben muss, der das Universum, die Planeten und das Leben erschaffen hat. Doch nach und nach entwickelte die Wissenschaft andere Lösungsansätze. Zwei davon rücken seit den letzten Jahrzehnten in den Fokus der Forschung: Es wird vermutet, dass die Bausteine des Lebens aus dem Weltall stammen könnten und mit Asteroiden auf die Erde gelangt sind. Allerdings erklärt dieser Ansatz nicht, wie organische Moleküle in den Tiefen des Weltraums entstehen könnten. Der zweite, von mir favorisierte Ansatz, liefert eine überaus irdische Erklärung: Die ersten organischen Verbindungen, die als Bausteine des Lebens dienten und möglicherweise sogar das Leben selbst, könnten sich in Hydrothermalen Systemen vulkanischen Ursprungs entwickelt haben.

Bereits in den 1950er Jahren gab es einen entsprechenden Versuchsaufbau im Chemielabor, in dem nachgewiesen wurde, dass man eine organische Ursuppe aus planetarer Materie herstellen konnte, die unter Einwirkung von Wärme und Elektrizität die Grundstoffe des Lebens bereitstellte.

Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München haben nun in einer wegweisenden Studie gezeigt, wie komplexe Moleküle, die für die Entstehung des Lebens von entscheidender Bedeutung sind, aus den grundlegenden Bausteinen der frühen Erde synthetisiert werden könnten. Statt herkömmlicher Laborgeräte nutzten sie winzige Rissnetzwerke in Gesteinen, um geologische Prozesse zu imitieren. Durch diese Gesteinsrisse ließ man Wasser und chemische Substanzen zirkulieren, wie sie zu Zeiten der frühen Erde vorkamen und setzte sie einer Hitzequelle aus. Somit simulierte man Bedingungen, wie sie in Geothermalsystemen herrschten, die nicht nur ihre Wärme aus einer magmatischen Quelle erhielten, sondern auch viele chemische Bestandteile der Ursuppe lieferten. Tatsächlich entstanden in den Fluiden, die im Rissnetzwerk zirkulierten, komplexe Biopolymere, die als grundlegende Bausteine des Lebens gelten. Das Experiment liefert zwar noch keinen eindeutigen Beweis dafür, dass das Leben aus Vulkanen stammt, stützt jedoch die These, dass der Magmatismus/Vulkanismus ein wichtiger Motor der Entstehung des Lebens auf der Erde gewesen sein könnte.

Diese bahnbrechende Forschung eröffnet neue Einblicke in die präbiotische Chemie und zeigt, wie natürliche physikalische Prozesse auf der frühen Erde möglicherweise zur Entstehung des Lebens beigetragen haben. Obwohl der genaue Ort, an dem das Leben begann, noch ungewiss ist, legt die Studie nahe, dass die Bedingungen auf der frühen Erde ideal gewesen sein könnten, um die komplexen chemischen Reaktionen zu unterstützen, die letztendlich zur Entstehung von Leben führten. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur unser Verständnis der frühen Erdgeschichte vertiefen, sondern auch wichtige Hinweise darauf liefern, wie das Leben an anderen Orten im Universum entstehen könnte. (Quelle: Washington Post, nature.com)

Lewotobi Lakilaki mit Eruptionen am 23. April

Vulkan in Indonesien erzeugt strombolianische Eruptionen

Der entlegene Vulkan Lewotobi Lakilaki liegt auf der indonesischen Insel Flores und ist seit Ende letzten Jahres aktiv. Nach einer starken Initialphase der Eruption, bei der pyroklastische Ströme gefördert wurden, ging der Vulkan in ein Stadium anhaltender aber schwacher Aktivität über. In den letzten Wochen nahmen Seismizität und vulkanische Aktivität weiter ab und es traten nur sporadische Eruptionen auf. Gestern wurden dann gleich 2 Eruptionen des Vulkans gemeldet. Die strombolianischen Explosionen förderten glühende Tephra und bescheidene Aschewolken, die bis zu einhundert Meter über den Krater aufstiegen. Heute Morgen gab es dann eine Eruption, bei der möglicher Weise ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom entstand, was bei der vergleichsweise schwachen Aktivität allerdings ungewöhnlich wäre. Auf dem Bild sieht es so aus würde ein pyroklastischer Strom abgehen, aber es könnte auch eine Täuschung sein, da dort eine dampfende Spalte verläuft. Kleinen Dichteströme können durch Kollapsereignisse an der Front eines Lavastroms entstehen, oder wenn große Blöcke heißer Tephra, die viel Gas enthalten, in den Kraterrand hineinkatapultiert werden, so dass sie durch den Impakt zerbersten. Bei der Fragmentation wird das Gas explosionsartig freigesetzt und Material vom Kraterrand mobilisiert, so dass ein Dichtestrom entsteht, der den Vulkanhang hinabsaust. Eine weitere Entstehungsmöglichkeit von Dichteströmen konnte ich selbst an verschiedenen Vulkanen beobachten, wenn sich ein neuer Lavastrom durch eine Vulkanflanke schweißt und sich eine Spalte öffnet. Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass am Lewotobi ein neuer Lavastrom zu fließen anfängt. Die Seismizität der letzten Tage war nicht besonders stark, aber gestern wurden 14 Tremorphasen registriert, die auf Bewegungen magmatischer Fluide im Untergrund hindeuten.

Lewotolok steigerte eruptive Aktivität

Den Lewotobi kann man aufgrund der ähnlichen Schreibweise leicht mit dem Lewotolok verwechseln, der auf Lembata, einer Insel östlich von Flores, liegt. Während die Seismizität an diesem Vulkan der am Lewotobi ähnelt, kommt es am Lewotolok weitaus öfters zu explosiven Eruptionen. Wie das VSI in seinen Meldungen mitteilt, wurden gestern 60 Eruptionen registriert. Diese recht hohe Eruptionsfrequenz begann am 14. April. Zuvor wurden täglich zwischen 15 und 30 Eruptionen beobachtet. Beide Vulkane verdanken ihre Existenz der Subduktion am Sundabogen. Eine direkte Kopplung der beiden Feuerberge gibt es aber nicht.

Island: Schwarmbeben bei Reykjanestá

Schwarmbeben erschüttert Südwestspitze von Reykjanes bei Reykjanestá – Stärkstes Beben M 3,1

Heute scheint der Tag der Schwarmbebenmeldungen zu sein, denn am Morgen manifestierte sich bei Reykjanestá auf Island ein solches. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 3,1. Sie hatte ein Hypozentrum in 5,8 Kilometern Tiefe und ein Epizentrum, das sich knapp vor der Küste in Sichtweite des Leuchturms befand. Insgesamt wurden innerhalb von 48 Stunden 85 Erschütterungen auf der Halbinsel detektiert. Einige der Erdbeben manifestierten sich auch entlang der Sundhunkar-Kraterreihe, am Fagradalsfjall und im Krysuviksystem. Für mich sieht es so aus, als würde die anhaltende Intrusion unter Svartsengi nun wieder so groß sein, dass sie sich mehr und mehr auch auf umliegende Spaltensysteme auswirkt, indem sie das Spannungsfeld im Boden ändert und so tektonische Erdbeben an vorhandenen Bruchlinien auslöst.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hat sich in der letzten Woche leicht beschleunigt und erreicht morgen das Niveau wie vor Eruptionsbeginn am 16. März. Eine leichte Bodenhebung ist nun auch wieder am Fagradalsfjall und Am Kleiftavatn bei Kysuvik messbar. Nach den Erfahrungen der letzten Monate kann man davon ausgehen, dass die Bodenhebung und der Druck im Magmensystem in gut zwei Wochen wieder so hoch ist, dass man mit neuen Aktionen wie Gangbildung, Spaltenöffnungen oder einer Verstärkung der aktuellen Eruption rechnen muss.

Der Vulkanausbruch im neuen Kegel auf der Sundhnukar-Spalte hält an. Aktuell sieht man auf den Livecams wenig Lava über den Kraterrand spritzen, was zum einen an dem immer höher werdenden Kraterrand liegt, zum anderen aber auch an nachlassender Kraft der Eruption. Der Lavastrom fließt sehr langsam. Der Tremor hat nach der letzten Hochphase etwas nachgelassen, bewegt sich aber nun wieder recht stabil seitwärts.

Die etwas schwächelnde Eruption hat in den letzten Tagen auch die Vulkanwanderer mutiger gemacht und oft kann man Personen vor dem Krater rumturnen sehen. Kurios ist, dass gestern wohl jemand versucht hat, mit einem Dacia Duster einen der Hügel vor der Eruptionsspalte zu befahren. Es aber nicht geschafft hat und seinen Wagen in einem alten Lavafeld am Anfang der Route, die westlich der Blauen Lagune führt, hat stehen lassen. Offenbar konnte er seinen Wagen aber selbst wieder von dort wegbewegen. Einsatzkräfte beobachteten das Geschehen und griffen laut einem Zeitungsbericht bei MBL offenbar nicht in das Geschehen ein.

Taiwan: Starker Erbebenschwarm in Progress

Taiwan wird von zahlreichen Erdbeben erschüttert – starker Erdbebenschwarm hält an

Datum 22.04.2024 | Zeit: 10:50:32UTC | Lokation: 23.733 ; 121.582 | Tiefe: 11 km | Mw 5,6

Auf Taiwan bebt die Erde, wieder einmal! Die Erdbebendienste verzeichnen aktuell eine Serie von moderaten bis starken Erdstößen entlang der Ostküste der Insel. Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden insgesamt 23 Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,1 und 5,6 vom EMSC gemeldet. Die Beben ereigneten sich in Tiefen zwischen 4 und 35 Kilometern, wobei die meisten um die 10 Kilometer tief waren. Das Epizentrum des stärksten Erdstoßes lag 27 Kilometer südlich von Hualien City. Dort ereignete sich am 2. April ein starkes Erdbeben mit einer Magnitude von 7,4, das beträchtliche Schäden verursachte. Es ist wahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang zwischen den aktuellen Beben und dem früheren gibt, dennoch würde ich den aktuellen Schwarm nicht unbedingt als Nachbeben bezeichnen.




Starke Erdbeben sind in Taiwan häufig, da die tektonische Situation an der Ostküste äußerst komplex ist. Es existieren mehrere Störungszonen, die parallel zur Plattengrenze zwischen Eurasien und der Philippinenplatte verlaufen. Taiwan fungiert gewissermaßen als Pufferzone dieser Plattenkollision, bei der die Philippinenplatte unter Taiwan abtaucht und verschiedene Terrane angehoben werden. Zusätzlich gibt es eine weitere Störung, die in der Nähe von Hualien City senkrecht auf die beschriebene Störungszone trifft, da dort der Ryukyugraben mündet. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich im Bereich dieser zweiten Störungszonen entlang des Küstengebirges.

Die größte Sorge der Bewohner Taiwans ist, dass es irgendwann zu einem verheerenden Erdbeben in der Hauptstadt Taipeh kommen könnte. Obwohl die modernen Wolkenkratzer der Metropole überwiegend erdbebensicher gebaut sind, könnten ältere Gebäude am Stadtrand zerstört werden. Taipeh ist ein bedeutendes Wirtschafts- und Finanzzentrum, daher könnte ein zerstörerisches Erdbeben Turbulenzen auf den Aktienmärkten auslösen